Der TV-Klassiker „Mona Lisa“ setzt auch aufs männliche Publikum, „Frauenzimmer“ auf Vox wurde schnell eingestampft. Zumindest der Frauensender Sixx setzt weiter auf TV von Frauen für Frauen und startet neue Folgen mit dem Talk-Geschwader „Freundinnen“.
Der erste Stock in einem Hinterhaus im Berliner Bezirk Kreuzberg. Die Scheiben sind schwarz verhangen. Von außen ist nicht zu sehen, was drinnen vor sich gehen mag. Im Erdgeschoss herrscht munteres Treiben. Kameras, Kabel, Schminkkram, Scheinwerfer, abgestandenes Catering. Die Pro Sieben Sat 1 Media AG hat in Form ihres kleinsten Ablegers eine Mini-Invasion ins Szene-Viertel riskiert.
Der kleinste Ableger? Das ist der Frauensender Sixx, jetzt gerade mal ein Jahr alt. Die Quoten sind kaum messbar, weil sich Frauen doch nicht ausschließlich für sie gestrickte Programme aufschwatzen lassen; im April lag der Marktanteil bei 0,3 Prozent – bisheriger Rekord. Und Sixx produziert in Berlin nach einer ersten Staffel mit vier Teilen unverdrossen neue Folgen des Geplauders „Freundinnen“, von diesem Dienstag (20.15 Uhr) an wöchentlich im Programm.
Sixx soll das Gegenteil von Dmax oder der „Sportschau“ sein. Da lässt sich Programmchef Peter Schumann nicht beirren. Auch nicht nach dem Quotenflop von „Frauenzimmer“ auf Vox. Genaue Quoten will er von der ersten „Freundinnen“-Staffel nicht verraten, weil sich Sixx erst ab 1. Februar zur Veröffentlichung der Daten entschlossen hat. Aber die Marktanteile müssen gereicht haben, um die Fortsetzung anzupacken.
„Freundinnen“ – das sind die Schauspielerin Yasmina Filali, die Moderatorin Estefania Küster, ihre Kollegin Miriam Pielhau sowie die Kolumnistinnen Birgit Ehrenberg und Evelyn Holst zwar erst durch die Talksendung geworden, aber sie sind so weit zu einer eingeschworenen Gemeinschaft gereift, dass sie einmal im Monat einen „Mädelabend“ mit „viel Spaß“ machen, wie Filali sagt, ganz freiwillig.
Talk ohne richtige Männer, ohne Fußball und Frauengeschichten, geht das überhaupt? „Der Reiz für den Zuschauer besteht darin, dass wir Frauen ohne Männer über intime Dinge reden“, sagt Mit-Talkerin Pielhau. Man vergesse auch ziemlich schnell vor der Kamera bestimmte Grenzen und erzähle dabei mehr, als man zuerst wollte, gesteht sie. „Wir müssen uns nicht verstellen“, sagt Schauspielerin Filali. „Wir reden über Männer, Frauen, Kinder und Beruf – wie alle anderen auch.“
„Der Clou ist, dass wir alle fünf verschiedene Lebensläufe und Familienstände haben“, sagt Dieter Bohlens Ex-Lebensgefährtin Estefania Küster. „Manche haben Kinder, manche nicht, manche sind verheiratet, andere nicht.“ Verrät dann „frau“ in diesem Talk-Mischmasch in bewusst nach außen getragener öffentlicher Intimität nicht mehr über sich, als ihr lieb sein kann?
Das scheinen die fünf Talkerinnen nicht zu befürchten. Was sei schon dabei, über die Trotzphase eines zweieinhalbjährigen Kindes zu reden, meint Filali. Und im Übrigen könne man von bestimmten Männern lernen, die die Fahigkeit besäßen, „viel zu reden, ohne wirklich etwas zu sagen“.
[Carsten Rave/ar]
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