„Flunkyball“: Ode an die Liebe und ein Saufspiel

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Flunkyball
© BR/Hager Moss Film GmbH/Luis Zeno Kuhn

Mit „Flunkyball“ zeigt das Erste an diesem Mittwoch einen ungewöhnlichen Film: Eine Liebeserklärung an ein München abseits von Wiesn und Englischem Garten – und an ein legendäres Trinkspiel.

Ein Sohn, der gerne kein Außenseiter mehr wäre und sich nach einer Freundin sehnt. Eine Tochter, die sich übersehen fühlt in der Familie, ein Elternpaar, das gerne entspannt wäre und cool – und eine junge Frau, die alle vier lesen kann als seien sie offene Bücher. Das Erste zeigt an diesem Mittwoch (20.15 Uhr) mit „Flunkyball“ einen sehr außergewöhnlichen Film.

Er beginnt mit zwei in einem Münchner Randbezirk joggenden Müttern, von denen die eine damit angibt, wie viele Mädchen ihr Sohn schon im Bett hatte – offenbar wohl wissend, dass die andere sich Sorgen macht, weil es bei ihrem Jungen nicht so läuft mit den Mädels. Der Wettbewerb unter Müttern geht offenbar weit über Sandkasten und Grundschule hinaus.

Flunkyball kommt dem Mythos nach aus dem Emsland

Dann begleitet die Kamera die eine der Mütter in ihr Zuhause: Caro (Silke Bodenbender) würde gerne in Ruhe mit ihrem Mann Martin (Fabian Hinrichs) über ihren Sohn Franz (Laurids Schürmann) und dessen zwischenmenschliche Probleme sprechen – doch er wischt ihre Sorgen weg.

Am nächsten Morgen manipuliert der sich so nett gebende Martin seine Kinder so lange, bis sie sich bereiterklären, sich um die Oma (Lisa Kreuzer) zu kümmern, die ins Krankenhaus muss. Dort macht Franz eine folgenschwere Begegnung: Der schüchterne 17-Jährige trifft Zoe (Lena Klenke) – und ist hin und weg von dem hübschen Mädchen.

Sie erzählt ihm von Problemen mit der Familie, davon, dass sie nicht mehr zu Hause wohnen kann und von den Drogen-Eskapaden ihres Bruders. Der verliebte Franz will helfen und nimmt sie mit heim. Dort stoßen seine erleichterten Eltern darauf an, dass ihr Sohn – wie sie glauben – endlich ein Mädchen und Sex hat – und auch sie sind sofort ganz hingerissen von Zoe.

Auch die so tough wirkende, sich aber wohl völlig vernachlässigt fühlende Schwester von Franz, Millie (Clara Vogt), wickelt Zoe mühelos um den Finger. Doch ist sie wirklich die, die sie vorgibt zu sein?

Saufspiel als Sinnbild

Regisseur und Drehbuchautor Alexander Adolph hat seinen Film nach dem Trinkspiel „Flunkyball“ benannt. Es wird seit einigen Jahren von jungen Leuten in Parkanlagen überall in deutschen Städten gespielt. Seinen Ursprung aber – das sagen zumindest die Emsländer – hatte es vor Jahrzehnten auf dem platten Land in Niedersachsen.

Im Film wird das Spiel, das nur in einer Szene vorkommt, zum Sinnbild für den Wunsch, dazuzugehören zur Gruppe, nicht aus der Reihe zu tanzen. Es ist eine der starken Inszenierungsideen von Regisseur Adolph. Doch die guten Einfälle stehen hier – wie auch die teils starke Leistung der Schauspieler – viel zu vereinzelt, ergeben kein rundes Ganzes, und zu oft bleibt die Frage offen, warum die Charaktere sich so verhalten, wie sie es tun.

Im Gedächtnis bleibt der Film aber allemal – auch weil er nicht nur eine Ode an ein Saufspiel ist, sondern auch an ein München, wie es der gemeine Wiesn-Besucher so gar nicht kennt.

[Britta Schultejans]

Bildquelle:

  • df-flunkyball: ARD-Foto
1 Kommentare im Forum
  1. Der Film war wirklich Klasse, hab ich mich schon Tage vorher drauf gefreut. Richtig toller Cast, wirklich. Auch das Szenebild mal dunkel & hell hat mir gut gefallen. Oftmals sind mir deutsche Filme zu drüber, oder bedienen alle möglichen Klischees, doch das hat hier alles gepasst. Denk die ganze Zeit noch drüber nach... Ist noch einige Zeit in der Mediathek drinnen, und wird sicherlich noch 2 oder 3 mal nachgeguckt. Ein wirklich gelungener Mittwochsfilm im Ersten.
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