Fernsehpreis: „Zweiflers“ gewinnen, Tränen bei „Friedländer“

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Der deutsche Fernsehpreis 2024
© WDR

Eine Serie um eine jüdische Familie ist der große Gewinner – und eine Holocaust-Überlebende sorgt für Tränen im Publikum: Der Deutsche Fernsehpreis ist verliehen worden.

Bei einer TV-Gala in Köln konnte sich vor allem die ARD-Produktion „Die Zweiflers“ in mehreren wichtigen Kategorien durchsetzen. Darsteller Aaron Altaras wurde als bester Schauspieler geehrt, Darstellerin Sunnyi Melles als beste Schauspielerin. Die ganze Produktion wurde zur besten Drama-Serie gekürt.

Insbesondere Schauspielerin Sunnyi Melles wirkte sehr angefasst. Es sei ihr erster Preis, sagte sie. Dann mahnte sie: „Wir können dazu etwas tun, dass wir eine Familie werden auf diesem Planeten!“. Immer wieder streichelte sie dabei die obeliskartige Glas-Trophäe, die die TV-Branche vergibt. Ihr Serien-Kollege Altaras ging thematisch in eine ähnliche Richtung und sagte: „In „Zweiflers“ geht es um Familie, weil das ist alles, was wir haben.“ Die Macher verrieten noch auf der Bühne, dass sie bereits an einer Fortsetzung schreiben.

Die tragisch-humoristische Miniserie dreht sich um eine jüdische Familie mit Feinkostladen und -restaurant in Frankfurt. Neben Deutsch wird dabei beispielsweise auch Jiddisch und Englisch gesprochen. Im April gewann die Produktion beim Internationalen Serien-Festival in Cannes bereits den Preis als „Beste Serie“ des Jahres. Beim Deutschen Fernsehpreis heimste sie nun vier Ehrungen ein. Bereits am Vorabend hatte sie sich bei einer ersten Verleihungsshow in der Kategorie „Beste Kamera Fiktion“ durchgesetzt.

Für den wohl emotionalsten Moment des Abends sorgte allerdings eine andere Produktion: Der Film „Ich bin! Margot Friedländer“ (ZDF), der dramatische Spielszenen mit historischem Material und Interviews mit der mehr als 100 Jahre alten Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer verknüpft. Friedländer sprach in einem Einspieler direkt zu den Zuschauern und sagte: „Unser Film möchte aufzeigen, was passieren kann, wenn Demokratie aus den Fugen gerät.“ Und sie sagte: „Die Demokratie muss bleiben.“ Das Publikum im Studio erhob sich von den Sitzen und applaudierte. Mehrere Gäste hatten Tränen auf den Wangen.

„Joko ist heute beim Oktoberfest“

Moderator Klaas Heufer-Umlauf musste unterdessen gleich zwei Trophäen entgegennehmen – für sich selbst und für seinen abwesenden Kollegen Joko Winterscheidt. Das Duo wurde für seine Einzelleistung bei dem ausgesprochen außergewöhnlichen Format „24 Stunden mit Joko & Klaas“ ausgezeichnet. Dabei hatten die Entertainer einen ganzen Tag lang das Programm von ProSieben gekapert. Unter anderem zeigten sie eine neue Primetime-Show, aber auch eine Herde von Antilopen an einem Wasserloch in der Wüste Namibias. Dafür bekamen sie nun einen Fernsehpreis für die beste Einzelleistung bei der Moderation von Unterhaltung.

Heufer-Umlauf gab auch ohne Umschweife zu, warum sein Kompagnon Winterscheidt nicht in Köln weilte. „Ich sag’s, wie es ist: Joko ist heute beim Oktoberfest.“ Dann grüßte er den Kollegen. „Falls du noch verstehst, was ich sage“, schränkte Heufer-Umlauf ein.

Bestes Reality-Format in der Unterhaltung wurde „Die Verräter – Vertraue Niemandem!“ (RTL), beste Comedy-Show „Bosetti Late Night“ (3sat/ZDF). Moderatorin Sarah Bosetti wandte sich sehr selbstbewusst an Menschen, die ihr Tun in der Sendung ablehnen: „Ich möchte mich bei allen Hatern bedanken. Ihr gebt mit Kraft.“

Als beste Unterhaltungsshow konnte sich die ZDF-Produktion „Lass dich überwachen!“ mit Moderator Jan Böhmermann durchsetzen. „Das tut total gut, mal den Preis zu bekommen für eine Sendung, die eigentlich von allen gemocht werden kann“, kommentierte der 43-Jährige. Böhmermann hat schon mehrere Fernsehpreise gewonnen. Bekannt wurde er aber eigentlich mit seiner Show „ZDF Magazin Royale“, in der er bissige Satire mit Journalismus kombiniert.

Förderpreis für Sophie von der Tann

Als beste Dokumentation wurde „Hamas-Angriff aufs Festival – Die Überlebenden des Wüsten-Raves“ (arte/ZDF) ausgezeichnet, als beste Informationssendung der Talk „Maischberger“ (ARD/WDR). Für die beste Einzelleistung bei der Moderation von Informationssendungen würdigten die Juroren Steffen Schwarzkopf (WELT TV). Beste Doku-Serie wurde „Einzeltäter“ (ZDF). Der Förderpreis ging in diesem Jahr an Sophie von der Tann für ihre Berichterstattung über den Israel-Gaza-Krieg (ARD). Einen Preis für MagentaTV holte die Sportberichterstatter der „FIBA Basketball-WM 2023“.

Unter dem Strich konnte sich 2024 vor allem das ZDF über viele Auszeichnungen freuen – es waren zwölf. Sieben gingen an die ARD, je zwei an RTL, Disney+ und Prime Video. Je eine erhielten ProSiebenSat.1, MagentaTV und WELT TV.

Der Fernsehpreis wird getragen von ARD, RTL, Sat.1, ZDF und der Deutschen Telekom und seit 1999 verliehen. Die Streaming-Anbieter Disney+, Netflix und Prime Video wirken als Partner mit. In diesem Jahr hat der WDR stellvertretend für die ARD die Federführung übernommen.

Abermals war die Verleihung dabei auf zwei Abende aufgeteilt worden, der Mittwoch bildete den Abschluss. Die Idee dahinter: Das Ganze zu entzerren und eine längliche Show zu verhindern. Moderatorin Barbara Schöneberger (50) machte auch ziemlich Tempo. „Ich mach‘ es euch heute so schnell, so schnell habe ich es noch nie gemacht“, sagte sie. Klaas Klaas Heufer-Umlauf unterstützte das ausdrücklich: „Jeder hier weiß das zu schätzen!“

Mario Adorf grüßt

Den Preis für das Lebenswerk erhielt Mario Adorf. Leider aber in Abwesenheit. Laudatorin Iris Berben (74) erklärte, dass die Schauspiel-Ikone „einfach nicht fit genug für diese anstrengende Reise“ gewesen sei. Aber sie wisse, dass er vor dem Fernseher zuschaue. Die Sendung wurde in der ARD übertragen.

Der Schauspieler selbst sagte in einem Video: „Ich nehme an, dass es der letzte Preis ist.“ Das sei für ihn aber etwas Positives – so könne er ihn vielleicht mehr schätzen als früher. Eigentlich habe er in all den Jahrzehnten auch nie eine Preisverleihung aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen, sagte Adorf. „Aber jetzt mit 94 – da darf man ja auch mal krank sein, oder?“ Dann lächelte er.

Jonas-Erik Schmidt, dpa

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