Nikolaus Brender, der frühere ZDF-Chefredakteur kehrt zurück ins Fernsehen.Am morgigen Donnerstag (2. Februar) um 17.10 Uhr startet er seine eigene Interviewsendung auf dem Nachrichtensender N-TV.
Einmal im Monat will der 63-Jährige dann mit drei Kollegen einen Entscheider aus Politik oder Wirtschaft befragen. Erster Gast ist Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).
Sie kehren nach zwei Jahren wieder ins Fernsehen zurück? Was interessierte Sie am N-TV-Angebot?
Nikolaus Brender: Der Produzent Friedrich Küppersbusch fragte mich, ob ich Interesse an einem N-TV-Fernsehformat hätte, das sich am NBC-Klassiker „Meet the Press“ orientiere: Journalisten unterschiedlichen Temperaments, unterschiedlicher Meinung, aus unterschiedlichen Zeitungen und Medien interviewen eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens zu relevanten Fragen. Da ich vor Jahren eine ähnliche Sendung für das ZDF geplant hatte, aber aus Platzmangel nicht realisieren konnte, sagte ich zu. Eigentlich wollte ich nicht mehr auf die Mattscheibe zurück. Man sollte nie nie sagen.
Ihr Vertrag als ZDF-Chefredakteur ist vor zwei Jahren nach einem Streit über die Einmischung der Politik in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht mehr verlängert worden. Blicken sie zurück in Zorn?
Brender: Um Himmels Willen! Ich wäre mit meiner Zeit schändlich umgegangen, hätte ich deswegen zu Hause gesessen und mich in die Tischkante verbissen. Mit dem Ende meines Jobs als ZDF-Chefredakteur begann ein neues Leben, in dem ich mich mehr um meine Familie und auch um mich selbst kümmern durfte.
Unabhängig von meiner Person, um die es heute nicht mehr geht, sehe ich die Umstände meines Abgangs allerdings heute genauso kritisch wie damals. Die parteipolitisch gesteuerte Einmischung der Politik ist für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk heute nicht weniger bedrohlich. Dass Staatskanzleien zur Zurückhaltung weder bereit noch fähig sind, zeigt der jüngste Fall um die Wahl des MDR-Intendanten. Ich setze deswegen auf ein klärendes Urteil des Bundesverfassungsgerichts.
Sind Sie zufrieden, wie die Medien mit der Affäre um Bundespräsident Christian Wulff umgegangen sind?
Brender: Sicher gibt es im Fall Wulff auch Kritisches anzumerken, eine Medienkampagne ist es jedenfalls nicht. Da dirigiert kein Strippenzieher die Empörung. Es ist die individuelle Enttäuschung von Journalisten über das würdelose Verhalten eines Bundespräsidenten.
Was sollten die Medien auch anderes tun als immer weiter zu bohren, wenn sie vom ersten Repräsentanten des Staates alles erfahren aber nicht die Wahrheit. In einer Demokratie erwartet man von ihm aber „Alles und nichts als die Wahrheit“. Im Übrigen ist es die erste Aufgabe der Medien, die Wahrheit zu suchen und nicht den Präsidenten zu stürzen. Das macht der selber viel besser.
Vielen Dank für das Gespräch.INTERVIEWs im Überblick
[Interview: Esteban Engel/su]
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