Alle reden derzeit von den Quotenerfolgen von RTL. Dabei liegt die Stärke des Programms vielmehr in der Schwäche der Konkurrenz begründet. Das ist die Überzeugung von Helmut Thoma, dem früheren Programmdirektor des Kölner Privatsenders.
Der Erfolg von RTL sei ganz einfach erklärbar, sagte der zwischen 1984 und 1998 vierzehn Jahre lang für die Geschicke des Senders verantwortliche Thoma in einem Interview mit dem „Münchner Merkur“ (Freitagsausgabe). Zunächst habe RTL eine sehr stabile Struktur. Der Vorabend etwa sei bereits gut zwanzig Jahre alt – auch mittags liefen Sendungen die nach den Regeln des Privatfernsehens uralt seien. Das alles stabilisiere den Hauptabend. „Aber entscheidend ist, dass die anderen Sender keine Gegenwehr leisten. RTL ist faktisch allein.“
In den Neunzigern habe es noch Konkurrenz durch Sat 1 gegeben, „aber die sind eigentlich seit zehn Jahren nicht mehr richtig vorhanden.“ Dieser Sender leide daran, dass er kein wesentlich neues Programm mehr gebracht habe. “ ‚Wer wird Millionär‘ oder das ‚Dschungelcamp‘ hätten doch die anderen auch kaufen können, wenn es ihnen nicht zu teuer gewesen wäre. Das sind keine Sendungen, die RTL exklusiv entwickelt hat!“
Dass die Übermacht von RTL auch zum Problem werden könnte sieht auch der altgediente Programmfuchs Thoma: „Klar! Das entspricht doch nicht dem, was das Bundesverfassungsgericht in seinen Fernseh-Urteilen an Grundsätzen verkündet hat.“ Es gebe heute zwei Oligopole: eines bei Zuschauern über 50 Jahren – das seien die öffentlich-rechtlichen Sender. Und eines bei der werberelevanten Zielgruppe, das seien die Privaten. Bei den Zuschauern unter 50 Jahren fänden die öffentlich-rechtlichen Sender praktisch nicht mehr statt, so Thoma, der mit seiner Definition der 14- bis 49-Jährigen als wichtigste Zielgruppe des Privat-TV, den Grundstein für die extreme Ausrichtung auf diese Zuschauergruppe legte.
Die Schwäche der RTL-Konkurrenten zeige sich daran, dass diese nicht in der Lage seien, international einzukaufen. Offenbar fehle das Geld. Hinzu käme, dass „bei den anderen Sendern Leute das Sagen haben, die vom TV-Geschäft keine Ahnung haben“ so Thoma. Der Erfolg der 19 Jahre alten Daily-Soap „GZSZ“ zeige, dass die anderen nichts entgegen setzten.
Deshalb müsse sich RTL auch nicht weiter anstrengen: „RTL braucht kein Trüffelschwein. Die anderen wollen ja gar nichts kaufen.“ Die wenigen Eigenproduktionen wie „Alarm für Cobra 11“ seien uralt, liefen aber nach wie vor. „Sonst gibt es nichts Dramatisches mehr. ‚Wer wird Millionär?‘ habe ich eingekauft. Die anderen haben nie versucht, ein besseres Angebot zu machen.“
Thoma sagte auch dem derzeitig erfolgreichen Format der Doku Soaps das baldige Ende voraus. „Diese ganzen Doku Soaps langweilen die Zuschauer irgendwann.“ Die Zukunft von der Sendung „DSDS“ hänge davon ab, wie lange es Dieter Bohlen gebe. „Dieses Format hat ja nichts mit den Kandidaten zu tun. Bohlen ist der Superstar“.
Milde ist Thoma dagegen mit dem viel gescholtenen RTL-Dschungelcamp: Das würde er natürlich auch senden. Es sei ein lustiges Format- warum solle man das nicht machen. Nur die Deutschen seien verklemmt. „In England hat die Queen gesagt, das sei ihre Lieblingssendung. Unser lieber Herr Bundespräsident würde sich die Zunge abbeißen, bevor er das zugeben würde.“[mw]
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