Für Zuschauer, die sich an Live-Sport nicht satt sehen können, bietet Eurosport genau das Richtige. Egal ob Tennis, Fußball, Radsport oder Olympia – Eurosport berichtet rund um die Uhr von zahlreichen Sportveranstaltungen live und kostenlos im Free-TV. DIGITALFERNSEHEN.de stellt ihnen den internationalen Spartensender in dieser Woche genauer vor.
Zuschauer in Deutschland sind die einzigen, die sich über Eurosport im Free-TV freuen können. In allen übrigen Verbreitungsgebieten innerhalb Europas, dem Nahen Osten und Nordafrika ist deram 5. Februar 1989 erstmals ausgestrahlte Sender nur im Pay-TV zu empfangen. Auch in Asien und Australien baut Eurosport sein internationales Netzwerk aus.
In Deutschland hingegen habe man besonders im Hinblick auf die möglichen Reichweiten bei einer Gesamtbevölkerungszahl von über 80 Millionen nach der Wiedervereinigung ein werbefinanziertes Modell bevorzugt, erklärt Werner Starz, Director Marketing und Channel Development bei Eurosport, gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de.
Dank dem frühen Ausstrahlungsbeginn gehört Eurosport heute zu den am weitesten verbreiteten Sendern im deutschen Kabelnetz und über Astra. Bereits in den Jahren 1992/1993 wurde auch eine deutsche Niederlassung gegründet. Die eigentliche Heimat des Senders ist Frankreich, inzwischen ist die französische Sendeanstalt TF1 auch alleiniger Gesellschafter des Unternehmens. Das internationale Programm ist jedoch in allen 58 Ländern und 20 Sprachversionen fast komplett identisch. Im deutschen Ausstrahlungsgebiet ist momentan nur die EHF Velux Champions League einzigartig, welche in Deutschland exklusiv von Eurosport übertragen wird.Fast die Hälfte des Programms ist Live
Allein im vergangenen Jahr übertrug der Spartensender über 2600 Stunden Live-Sport, was beachtlichen 47 Prozent der gesamten Sendezeit entspricht. In der Live-Berichterstattung, den damit vermittelten Emotionen und der sportlichen Vielfalt sieht Marketingleiter Starz auch die Kernqualitäten des Senders. Doch wie fast jeder Sportfan aus Erfahrung weiß: Wenn so viele Übertragungen durch nicht planbare Umstände wie Wetterumschwünge, rote Flaggen oder zahlreiche Verlängerungen bestimmt werden, kommen sich dabei schnell die geplanten Programme in die Quere. Welches Sportevent hat dann das Nachsehen und wie werden die „wichtigeren“ Live-Sendungen eigentlich ausgewählt?
„Diese Frage drängt sich bei einem Sender, bei dem die Live-Übertragung eine solche große Rolle spielt wie bei Eurosport, ja förmlich auf, lässt sich allerdings nicht pauschal und allgemein beantworten“, gibt der Leiter für Marketing und Senderentwicklung zu. Grundsätzlich spielten dabei immer verschiedene Kriterien eine Rolle, so Starz weiter.
Da wäre an erster Stelle natürlich die sportliche Perspektive, so ist beispielsweise einEndrundenspiel immer wichtiger als eine Vorrundenentscheidung.Andererseits muss der Sender auch die möglicherweise exklusive Ausstrahlung in Europaoder in Kernmärkten in die Regie-Überlegungen mit einbeziehen. Außerdem sind dasbisherige Zuschauerinteresse, zum Beispiel hohe Reichweiten beim Wintersport,sowie auch praktische Erwägungen von Bedeutung, wie etwa die möglicheParallelausstrahlung beim kostenpflichtigen Schwestersender Eurosport 2.So viel native HD-Programme wie kein anderer
Anhand dieser Kritierien versucht die Programmdirektion sowie die Regie möglichst im Voraus schon alle Eventualitäten wie Wetterkapriolen, Verlängerungen und Ähnliches in die Planung mit einzubeziehen. Wobei es trotzdem immer eine Ermessensfrage bleibt, beispielsweise wichtige Tie-Breaks eines Tennis-Matches noch zu zeigen, obwohl ein Folgeprogramm bereits läuft.
„Wir haben aber gelernt: Trotz aller Vorplanung und inhaltlich richtigem Vorgehen wird man natürlich immer einige Zuschauer, die für Ihren Sport brennen, verärgern“, gibt sich Starz realistisch. „Deshalb haben wir gerade in den letzten Jahren am Informationsfluss über unsere Programm-Homepage und an den Zusatzangeboten gearbeitet“.
So werden beispielsweise zu allen Wintersportevents auch eigeneKanäle im kostenpflichtigen Eurosport-Player angeboten, über diesen die Veranstaltungen ohne Unterbrechung online verfolgt werden können. Mit seinen elf Sprachen und 17 Millionen individuellen Nutzernim Monat isteurosport.com nach eigenen Angaben das erfolgreichste internationale Sportportal. Wie auch in Spanien, Italien undGroßbritannien ist der deutsche Online-Auftritt eine Kooperation mit dem Internetunternehmen Yahoo, welchesim vergangenen Jahr monatsweise die Marktührung übernehmen konnte.
Auch der Pay-TV-Sender Eurosport 2 ist seit seinem Start erfolgreich.2011 konnte die Zahl der Abonnenten im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um 9,2 Millionen auf 57,1 Millionen erhöht werden. Der Sender setzt andere Themenschwerpunkte als das Hauptprogramm und beleuchtet auch verstärkt Team- und Randsportarten.
Bereits2008 startete Eurosport HD in weiten Teilen Europas und konnteschon zu Beginn mehr native HD-Inhalte bieten als jeder andere Sender inEuropa, so Starz. Ende des vergangenen Jahres verzeichnete der Sender bereits 1,8 Millionen Abonnenten und profitierte dabei hauptsächlich von neuen Nutzern im Mittelmeerraum und Skandinavien.
Seit Juli 2009 können auch Zuschauer in Deutschland dasProgramm des Senders in hochauflösender Qualität empfangen. In Osteuropaund Skandinavien ist bereits Eurosport 2 in HD zu sehen. Im Bereich HD-Fernsehen steht Eurosport somit schon seit längerem mit an vorderster Front und misst hochauflösender Bildqualität offenbar eine besondere Bedeutung zu. „Die Frageist also eher: Welchen Stellenwert hat HD für die deutschen Zuschauer?“, stellt Starz fest.Sportliche Vielfalt
Neben dem großen Anteil an Live-Sport ist Eurosport auch durch eine große Bandbreite an Sportarten geprägt. Laut Marketingleiter Werner Starz sind Tennis, Fußball, Wintersport, Radsport, der olympische Sommersport sowie Motorsport die Schlüsselsportarten des Senders. Auf Eurosport2 prägen vor allem Teamsportarten wie zum Beispiel Basketball zusätzlich das Programm.
Die besten Quotenbringer der letzten Jahre waren jeweils die Olympischen Spiele, die Tennis Grand Slams, die Tour de France sowie die großen Wintersport Highlights wie der FIS Weltcup im Skispringen.
Für diese Großevents will der Sender generell eine programmliche internationale Alternative darstellen. So berichtet Eurosport 24 Stunden täglich von den Olympischen Spielen und setzt den Fokus auf die wichtigsten Sportarten statt auf nationale Helden, wie es bei anderen Sendern üblich ist. Dabei will der Spartensender nicht nur einige wenige Sportarten oder eine Sportmonokultur zeigen, sondern die Vielzahl olympischer und nicht-olympischer Sportarten abbilden. So erfuhr beispielsweise die hauptsächlich in Großbritannien bekannte Billiard-Variante Snooker auch in Deutschland in den letzten Jahren einen Aufschwung, nicht zuletzt durch die zahlreichen Live-Übertragungen auf Eurosport.Kein reiner Männersender
Im Hinblick auf die Zuschauerbasis ist mit 67 Prozent wenig überraschend der Großteilder Sportfans männlich. Allerdings sei eine Quote von 33 Prozent weiblichen Zuschauern kein schlechter Wert füreinen Sportsender, gibt der Marketingleiter zu bedenken. Dieser recht ordentliche Frauenanteil liege vor allem auch an der umfassenden Berichterstattung vonSportarten wie Tennis und Eiskunstlauf.
Im Vergleich zur weiblichen Zuschauerschaft finden sich in den Kommentatorenteams von EurosportDeutschland Frauen eher seltener. „Dieses Phänomen teilen wir wohl mit allen anderen TV-Sendern, dieSport übertragen“, meint Starz. Aber rein männlich sei Eurosport nicht.“Mit Petra Bindl, Michaela Sachenbacher und Bettina Schneider haben wirdrei Frauen in der Redaktion, die fast täglich in News- undMagazinsendungen für Eurosport zu hören sind“. Auch einige ehemaligeSpitzenathletinnen wie Ski-Ass Claudia Nystad oder Ex-Tennis-ProfiBarbara Schett übernehmen als Expertinnen schon seit Jahren dieMikrofone.
Durch seine besondere Struktur ist bei Eurosport auch die Senderführung geprägt durch ihre Internationalität. „Allein in der internationalen Zentrale in Issy-les-Moulineaux arbeiten Kolleginnen und Kollegen aus mehreren Dutzend Nationen“, so Starz. Ein genereller Austausch mit der französischen Sendezentrale findet täglich statt. Bei allen wesentlichen Entscheidungen werden die Mitarbeiter in den einzelnen Niederlassungen einbezogen.Krisensicheres Geschäftsmodell
Wirtschaftlich hat das Konzept eindeutige Vorteile. So gilt Eurosport als relativ krisensicher und konnte 2011 seinen Gesamtumsatz dank höherer Einnahmen aus der Pay-TV-Vermarkung um ein Prozent auf 367,9 Millionen Euro steigern, die Zahl der internationalen Abonnenten stieg um 7,6 Prozent. „Trotz der Herausforderungen einer weltweit stagnierenden Wirtschaft hat sich das Eurosport-Refinanzierungsmodell als äußerst robust erwiesen. Das liegt vor allem sicherlich auch daran, welche Rolle Sport in der heutigen Unterhaltungslandschaft spielt und welch wichtiges Element Sport-Inhalte heute im internationalen TV spielen“, erklärt Starz die positiven Zahlen.
Deutschland ist dabei mit knapp 34 Millionen Haushalten das Land mit der höchsten Eurosport-Verbreitung, natürlich auch dank der Ausstrahlung im Free-TV. Das gesamte deutschsprachige Gebiet mit Deutschland, Österreich und der Schweiz kommt auf mehr als 40 Millionen Haushalte, in allen Verbreitungsgebieten Europas sowie im nahen Osten und Nordafrika sind es ingesamt etwa 120 Millionen. Der Bereich Pay-TV wächst am stärksten in Russland, Polen und Großbritannien. Für Werbekunden sind aber normalerweise Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien die wichtigsten Märkte. Allerdings genießt auch Polen neuerdings eine gewisse Priorität, führt Starz weiter aus.
2007 hat der Sender über das reine Fernsehgeschäft hinaus auch sein Unternehmensmodell erweitert und die Tochterfirma Eurosport Events gestartet, welche Experten für Sportevent-Vermarktung vereint. Besonders die Produktion, sowie Vertrieb und Vermarktung der FIA Tourenwagen Weltmeisterschaft und der Intercontinental Rally Challenge laufen äußerst erfolgreich.Ausgezeichnetes Programm
Im Jahr 2008 wurde dem Sportkanal eine ganz besondere Ehre zuteil als dielangjährigen Kommentatoren Sigi Heinrich und Dirk Thiele mit dem DeutschenFernsehpreis für ihre Berichterstattung zu den Olympischen Spielen 2008ausgezeichnet wurden. Dies war das erste und bisher einzige Mal, dass einSpartensender für eine Sportsendung mit dem prestigeträchtigen Preis ausgezeichnet wurde. Für Starz eineklare Bestätigung dafür, dass die Eurosport-Kommentatoren in allen20Sprachversionen immer auch meinungsstarke Sportjournalisten und Expertensind und nicht nur ‚Sprecher‘.
Ob es auch in diesem Jahr wieder für eine Auszeichnung reicht, wird sich zeigen. Auf jeden Fall ist der kleine große Spartensender auch 2012 rund um die Uhr bei den Olympischen Spielen dabei. Tennis-Fans können sich nach dem epischen Herren-Finale der Australien Open in diesem Jahr unter anderem noch auf Live-Übertragungen von den French Open und US Open freuen und im Bereich Motorsport zeigt Eurosport zum Beispiel alle Rennen der FIA Tourenwagen Weltmeisterschaft live. Spartensender der Woche im Überblick
[Simona Vogel]
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