Die Pay-TV-Anbieter in Europa könnten bald das große Zähneklappern bekommen. Schuld daran ist die Wirtin eines Pubs im südenglischen Portsmouth. Sie könnte mit ihrer Klage das Bezahlfernsehen in Europa revolutionieren.
Die Geschäfte von Fußballclubs und TV-Sendern in Europa stehen dank der Europäischen Union vor einer revolutionären Umwälzung. Wie die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ am Donnerstag berichtete, ist der Grund für diese Vermutung ein Richterspruch des Europäischen Gerichtshof (EuGH) gegen die englische Premier League. Der Fußballverband hatte Karen Murphy, die Wirtin eines Pubs in Portsmouth, wegen einer angeblichen Copyright-Verletzung verklagt.
Murphy hatte ihren Gästen aktuelle Fußballübertragungen gezeigt – mit einem Pay-TV-Satellitenabo, das sie günstig in Griechenland abgeschlossen hatte. Der Grund für die Wirtin war naheliegend: Die Gebühren für Pubs, um die Premier League-Spiele über den britischen Pay-TV-Anbieter BSkyB zu zeigen, belaufen sich auf mehr als 1 000 Pfund im Jahr. Murphy argumentierte, sie könne den griechischen Sender als kostengünstige Alternative nutzen, weil sie ein offizielles Abonnement abgeschlossen und die Plattform die Übertragungsrechte der Premier League erworbenhabe.
Murphy ging gegen das Urteil vor und wandte sich an den EuGH in Luxemburg. Generalanwältin Juliane Kokott legte dort nun ihre Empfehlung für den Urteilsspruch vor. Die Richterin argumentierte, die exklusiven Senderechte für einzelne Länder zu verkaufen, würde dem Gedanken des Binnenmarktes widersprechen. Es müsse Murphy erlaubt sein, Decoderkarten in anderen europäischen Ländern zu erstehen. Das impliziert: Wenn es Murphy erlaubt ist, müsste dies wohl auch jedem anderen Kunden gestattet werden.
Zwar ist diese Empfehlung rechtlich noch nicht bindend, doch im Allgemeinen folgen die Richter den Vorlagen der Generalanwälte. Ein endgültiges Urteil soll im weiteren Jahresverlauf gefällt werden. Sollte im Sinne der Wirtin entschieden werden, könnte das laut „Standard“ für BSkyB bedeuten, dass der 1,9 Milliarden Euro schwere Deal des Senders über die nächsten drei Jahre ebenso wackelt, wie die über 1,2 Milliarden Euro schweren Verträge anderer Veranstalter im benachbarten Ausland. [mw]
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