Nach dem umstrittenen Experiment „Wer bin ich?“ kehrt der neue Fall von Kommissar Felix Murot zu den Wurzeln zurück. Das intensive Kammerspiel „Es lebe der Tod“ bringt den „Tatort“-Ermittler dabei an seine Grenzen.
Der Täter hat fünf Menschen auf dem Gewissen, aber keinerlei Spuren an den Tatorten zurückgelassen. Mit einem Trick gelingt es dem Wiesbadener „Tatort“-Kommissar Felix Murot (Ulrich Tukur) und seinem Team, den Serienmörder trotzdem zu fassen. Für eine Verurteilung reichen die Indizien aber nicht. Murot muss gerichtsfeste Beweise finden. Bei der Suche danach bringt der Täter (Jens Harzer) den LKA-Ermittler und seine Assistentin Magda Wächter (Barbara Philipp) in existenzbedrohende Situationen.
Die ARD strahlt den sechsten „Tatort“ mit dem Schauspieler und Musiker Tukur an diesem Sonntag um 20.15 Uhr aus. „Es lebe der Tod“ heißt die brillante 1001. Folge. Es geht – abseits aller aktuellen Themen – um chronisch Kranke und den Tod, um die Angst vorm Sterben und vor Verlust, um Selbsthass, Geliebtwerdenwollen, Einsamkeit und Lebensqualität.
Drehbuchautor Erol Yesilkaya und Regisseur Sebastian Marka (Regie), die bereits einige „Tatort“-Folgen gemeinsam gemacht haben („Das Haus am Ende der Straße“ mit Joachim Król/“Die Wahrheit“ mit Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec), ist ein Glanzstück gelungen. Sie erzählen eine spannende und dichte Geschichte, die keine Fragen offen lässt. Der melancholische Murot und seine Kollegin Wächter geraten dabei an extreme Grenzen.
Serienkiller Steinmetz ist kein kalter Lustmörder, sondern kultiviert und empathisch, sieht sich selbst sogar als Wohltäter. Den von einem Gehirntumor geheilten Kommissar, Murots Ängste und Stimmungen kennt er schon lange und offenbar besser als alle anderen. Er fühlt sich von dem einst todkranken Polizisten sogar zum Töten animiert. „Sie haben mich damals inspiriert. Sie haben alles ins Rollen gebracht.“
„Es lebe der Tod“ ist in weiten Teilen ein atmosphärisch dichter Konflikt zwischen Murot und dem Mörder, den Jens Harzer gekonnt spielt. Die ruhigen klaren Dialoge und Harzers eigener Tonfall ziehen den Zuschauer in seinen Bann. Assistentin Wächter macht als Dritte das Kammerspiel perfekt, das trotz vieler ruhiger Einstellungen an keiner Stelle langweilt. Dafür sorgen auch stimmungsvolle Rückblenden und einige unerwartete Wendungen.
Die Kameraführung von Armin Alker bietet eindrucksvolle kinoreife Bilder. Untermalt von mitunter eindringlicher Musik erinnern mehrere Szenen an Altmeister Alfred Hitchcock oder den Film noir.
Im Gegensatz zum preisgekrönten „Im Schmerz geboren“, der mit 51 Toten den Rekord aller „Tatorte“ hält, kommt „Es lebe der Tod“ ohne viele Leichen aus. Alle Morde liegen schon einige Zeit zurück. Trotzdem sind einige extrem blutige Szenen zu sehen, die in ihrer klaren und ruhigen Ästhetik an Quentin Tarantino erinnern.
Trotz eines auf die Spitze getriebenen Endes können sich die Zuschauer auf einen weiteren „Tatort“ mit Tukur freuen. „Es wird mindestens einen siebten geben“, verspricht Christian Bender vom Hessischen Rundfunk (hr). Gedreht werde im Frühjahr 2017, eine Grundidee für das Drehbuch gebe es schon. Einzelheiten verrät der hr aber noch nicht, nur so viel: „Wie immer etwas Spezielles.“
[Ira Schaible/buhl]
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