In seiner Pfingstbotschaft hat der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch die Medien ungewohnt deutlich zu mehr Selbstkritik und Verantwortung aufgerufen und auch das Fernsehen in die Kritik genommen.
Medienmacher müssten aus der Fülle an Informationen und Themen auswählen, sie müssten werten und bewerten, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Sonntag im Freiburger Münster. „Diese Wertung bedarf eines hohen Verantwortungsbewusstseins. Durch die Auswahl kann Stimmung gemacht und Meinung beeinflusst werden, können Menschen bejubelt und nicht weniger gestürzt werden. Doch was ist Maßstab und Richtschnur? Wie viel Zeit bleibt den ausgedünnten Redaktionen für Sorgfalt?“.
Die Auswahl und Wertung der Nachrichten und Schlagzeilen werde umso subjektiver, je kleiner die Schnittmenge an gemeinsamen gesellschaftlichen Normen werde, je geringer die Gemeinsamkeit von ethischen Werten sei. „Wie viel Freiraum lässt der Wettlauf um Quoten und Auflagen für Informationen aus erster Hand?“, fragte Zollitsch in Richtung der TV-Journalisten.
Hierbei seien Christen gefordert – ob als Medienmacher oder Mediennutzer. „Es gilt, immer auch die andere Position zu hören und die gegenteilige Perspektive einzunehmen“, betonte der Erzbischof. Auch die Kirche müsse sich selbstkritisch fragen, ob sie die Sprache des Glaubens verständlich vermittle. „Übersetzen wir die Botschaft des Evangeliums tatsächlich verständlich genug ins Hier und Heute?“
Zollitsch erinnert in seiner Botschaft auch an das Atomunglück von Fukushima (Japan) und die danach in Deutschland beschlossene Energiewende. „Seit dieser tragischen Katastrophe hat die Diskussion um die Frage der Energie eine Dynamik angenommen, die unsere Gesellschaft in der ganzen Breite erfasst, die in der Politik zu Entscheidungen geführt hat, die noch wenige Zeit zuvor in eine ganz andere Richtung gewiesen haben“. Pfingsten sei eine „Energieoffensive“ Gottes für uns Menschen, sagte Zollitsch. [dpa/ar]
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