Er war der Allererste, der in der RTL-Quizshow „Wer wird Millionär?“ mit Günter Jauch den Jackpot knackte und die Million – damals noch in D-Mark – mit nach Hause nahm. Heute ist vom Geld nichts mehr übrig. Im Interview spricht Eckhard Freise über den großen Gewinn und die Zeit danach.
Die Frage „Mit wem stand Edmund Hillary 1953 auf dem Gipfel des Mount Everest?“ hat das Leben von Geschichtsprofessor Eckhard Friese vollkommen verändert. Denn der Mann aus Münster hatte die richte Antwort parat und gewann in der RTL-Show mit Günther Jauch die eine Million Mark. Damit war er der erste Kandidat, dem dieser Coup gelang und vermutlich auch der Einzige, der ursprünglich gar nicht ins Fernsehen wollte.
Herr Freise, Sie wurden vor zwölf Jahren Günther Jauchs erster Fernseh-Millionär. Wie hat sich Ihr Leben seitdem verändert?
Eckard Freise: „Mehr, als ich gedacht hatte. Ich dachte, nach vier Wochen ist die Geschichte vorbei, ich habe wieder meine Ruhe und keiner erkennt mich mehr. Da habe ich mich gründlich geirrt. Ich werde bis heute erkannt und habe seit knapp zwölf Jahren eine Menge um die Ohren. Da ich nun mal der Erste war, werde ich auch immer wieder vorgeführt und bekomme bis heute mediale Einladungen der verschiedensten Art.“
Was haben Sie denn mit dem ganzen Geld gemacht?
Freise: „Das ist schon lange weg. Das ist binnen eines Jahres ausgegeben worden – und zwar ganz bewusst. Wir wollten die Million nicht bunkern, sondern unter die Leute bringen. Wir haben viel gespendet und den Rest in unsere Doppelhaushälfte gesteckt.“
Sie haben sich damals angemeldet, weil Sie eine Wette gegen Ihren Sohn verloren hatten. Was hat der von dem Geld abbekommen?
Freise:„Ja, der Sohn war der Auslöser. Er brauchte eine neue Grafikkarte fürseinen Computer und hat mit allen Tricks versucht, mich ins Fernsehenzukriegen – nach dem Motto: Du weißt ja eh alles, dann kannst du damitauch für die Familie Geld verdienen. Davon war ich gar nichtbegeistert.Andererseits sollte er damals in Shakespeares’Sommernachtstraum‘ aufder Bühne stehen und Latein reden. Das war eineziemliche Zumutung fürihn, und dann haben wir einen Deal gemacht: Ichgehe ins Fernsehen under stellt sich auf die Bühne. Ihm war das sehrpeinlich.“
Waren Sie im Nachhinein enttäuscht, dass Sie nur halber Euro-Millionär geworden sind? Damals gab es noch die D-Mark.
Freise: „Erstens bin ich nicht wegen des Geldes ins Fernsehen gegangen, sondern wegen einer Wette, und zweitens weil ich meinem Sohn mal vorführen wollte, was das hinter den Kulissen für ein Laden ist. Er saß auf dem Spotlight-Platz und wir haben munter über Bande gespielt, Jauch, mein Sohn und ich. Das war eigentlich ganz munter.“
Fiebern Sie heute noch im Fernsehen mit den Kandidaten mit?
Freise: „Ich gucke ab und zu rein und wundere mich: Erstens sind die Fragen schwerer geworden. Keine Frage: RTL rückt die Million nicht mehr so schnell raus. Außerdem sind die Mitspieler schlauer geworden. Sie wissen inzwischen, wie sie sich im Fernsehen zu benehmen haben.“
Wenn Sie selbst noch einmal ran dürften: Würden Sie heute die Risikovariante mit einem vierten Joker spielen?
Freise: „Natürlich – no risk, no fun. Es ist ein Spiel. Dass es um Geld geht, war mir eher nebensächlich. Ich wollte mit Jauch mal eine Partie ‚Trivial Pursuit‘ spielen. Ich habe zwischendurch auch gar nicht mitgekriegt, wo ich stand. Solange ich es nicht auf dem Konto habe, ist es nur Buchgeld. Mir ging es um das Spiel.“
Was raten Sie anderen Quiz-Teilnehmern?
Freise: „Erstens, nicht ans Geld denken. Zweitens, nicht vorher bulimiemäßig Wissen bunkern. Das hat man in dem Augenblick nicht parat. Und man sollte auf jeden Fall auf dem Stuhl das Denken beibehalten. Ich sehe immer wieder Kandidaten, die vor lauter Nervosität plötzlich das Denken einstellen.“
Vielen Dank für das Gespräch.INTERVIEWs im Überblick
[Interview: Julia Wäschenbach/fm]
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