Der Hamburger „Tatort“-Ermittler Mehmet Kurtulus gibt am heutigen Sonntag (6. Mai) seinen Ausstand bei der erfolgreichen ARD-Krimireihe – und stirbt dabei einen wahren TV-Heldentod. Sein Nachfolger Til Schweiger macht sich derweilfür seinen ersten „Tatort“-Einsatz bereit.
Während sich Neu-„Tatort“-Ermittler Til Schweiger bei Fans und Kollegen mit seiner Kritik am traditionellen Vorspann der Krimireihe unbeliebt macht, gerät Kommissar Kurtulus ins Fadenkreuz von Scharfschützen. Sein mittlerweile sechster Fall, „Die Ballade von Cenk und Valerie“ (6. Mai, 20.15 Uhr), wird nicht nur der bisher spektakulärste des Hamburger Kommissars, sondern auch sein letzter. Denn nach dem von Schweiger als „irgendwie dämlich“ bezeichneten Vorspann stirbt der erste türkischstämmige „Tatort“-Mann den Serientod.
Mit sechs Episoden gehört Cenk Batu im ältesten „Tatort“-Revier zu den Ermittlern mit den wenigsten Einsätzen – weit hinter den beliebten Kommissaren Brockmöller und Stoever: Das Duo Charles Brauer und Manfred Krug brachte es zwischen 1986 und 2001 auf 38 Ausgaben. Krug, der bereits ab 1984 ermittelte, kann noch drei Folgen mehr vorweisen. 15 Fälle lösten danach Casstorff (Robert Atzorn) und Holicek (Tilo Prückner), bevor 2008 Batu antrat. Der erste „Tatort“-Ermittler überhaupt, Hauptkommissar Trimmel (Walter Richter), war von 1970 bis 1982 in elf Folgen zu sehen, in gerade mal drei dagegen Oberstleutnant Delius (Horst Bollmann) von 1979 bis 1985.
Auch Hannelore Elsner ermittelte 1997 in zwei Fällen, die jedoch im Rahmen ihrer ARD-Serie „Die Kommissarin“ als Filme für den Hamburger „Tatort“ ausgestrahlt wurden. So hätte Schweiger schon damals zum Einsatz als „Tatort“-Kommissar kommen können, wäre er nicht kurz zuvor als Kriminalkommissar Nick Siegel aus der Elsner-Serie ausgestiegen. Nun fällt für den 48-Jährigen im September die erste Klappe in Hamburg. Seine Fans stimmt der Komödienstar („Kokowääh“) bereits aufs Krimi-Fach ein, wenn im selben Monat sein Action-Thriller „Schutzengel“ auf die Kinoleinwand kommt.
Ob mit Kinostar Schweiger, der einen Fall jährlich drehen will, den Hamburgern bessere Einschaltquoten als in der Kurtulus-Ära vergönnt sind? Seine Verpflichtung für die Rolle des Ermittlers hatte Skepsis und Kritik ausgelöst, doch die kommentierte Christian Granderath, Fernsehfilmchef beim zuständigen Norddeutschen Rundfunk (NDR), mit der Ankündigung: So mancher werde im nächsten Jahr überrascht sein. Man werde den Wagemut mit dem Format nicht verlieren. „Es gilt insgesamt: no risk, no fun!“
Kurtulus wollte sich keine Einschätzung zu seinem Nachfolger erlauben. „Ich bin sehr gespannt, welches Konzept sie sich erarbeiten werden, womit sie uns überraschen werden, in welchem Kontext er stehen wird“, sagte der Schauspieler, der die Krimireihe „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ verlässt. „Ja, es geht schon eine gewisse Zeit zu Ende“, meinte Kurtulus und betonte: „Wir haben nur den Cenk Batu verabschiedet und werden uns sicherlich wiedersehen.“ Über seine eigenen Pläne wolle er nicht viel verraten, sagte der Lebensgefährte von Désirée Nosbusch.
Sein letzter „Tatort“-Einsatz führt Batu hinter die Kulissen der Finanzwelt. Er bekommt es mit der weltweit gesuchten Auftragskillerin Valerie (Corinna Harfouch) zu tun, die todkrank noch einen letzten Auftrag ausführen will: die Ermordung des neuen Bundeskanzlers (Kai Wiesinger). Vor allem aber wird das packende Finale zur großen Liebesgeschichte zwischen Batu und Gloria (Anna Bederke) mit einem tragischen Ende – dem Tod des ersten türkischstämmigen „Tatort“-Ermittlers.
Und zum letzten Mal liefert das Batu-Team einen Krimi ab, der wieder einmal anders ist als die meisten in dieser Reihe. Granderath betonte: „Wir haben das schon sehr bedauert, dass Mehmet hier aufhört.“ Die Quote sei nicht alles. Von der Kritik waren Kurtulus und seine Fälle oft hochgelobt und sein Abschied bedauert worden. Als etwa auf seiner letzten Pressekonferenz als Batu die „Beileidsbekundungen“ überhandnahmen, betonte der 40-Jährige dann irgendwann sogar mit einem Fingerzeig auf den Bildschirm: „Er stirbt, nicht ich.“
[Dorit Koch/fm]
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