„Endlich Witwer“: Joachim Król heute als ausgezeichnetes Ekelpaket im ZDF

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Bild: © ZDF/Corporate Design
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Vom Saulus zum Paulus: Ein Griesgram macht in „Endlich Witwer“ eine starke Wandlung durch. Dabei wollte er doch nur seine Ruhe.

Vom Kotzbrocken zum Charmeur in 90 Minuten – das ist das Erfolgsrezept vieler Komödien. Man denke an Jack Nicholson in dem US-Kinohit „Besser geht’s nicht“ (1997) oder Rolf Lassgård in der schwedischen Filmperle „Ein Mann namens Ove“ (2015). Bei der ZDF-Komödie „Endlich Witwer“, die an diesem Donnerstag um 20.15 Uhr im ZDF läuft, ist die Verwandlung besonders schön gelungen. Der Film hatte großen Anteil daran, dass Hauptdarsteller Joachim Król dieses Jahr den Deutschen Fernsehpreis als bester Schauspieler gewann.

Die von Pia Strietmann („Blaumacher“ auf ZDFneo) inszenierte Tragikomödie ist sehr sehenswert geworden. Dank viel Gespür für Zwischentöne, skurrilem Humor und feiner Schauspielkunst – wie auch bei Anneke Kim Sarnau als resolute Putzkraft Frau Rückert – ragt die Produktion aus dem Einheitsbrei der TV-Unterhaltung weit heraus.

Es ist die Geschichte Georg Weisers, erfolgloser, übellauniger und rücksichtsloser Produzent von Kunstrasen, der unerwartet Witwer wird, nachdem er gerade dem Scheidungswunsch seiner langjährigen Ehefrau nachgegeben hat. Zu seinen beiden Kindern hat er kaum noch Kontakt. Man sieht sich zur Testamentseröffnung beim Anwalt, wo der Sohn (Tristan Seith) sogleich seinen Pflichtteil einzuklagen beginnt.

Weiser hat mit dieser Entwicklung keine Probleme. „Es geht mir gut. Ich hab‘ endlich meine Ruh'“, kommentiert er das. Ungestört kann er den gewünschten Abstand zum Rest der Menschheit einhalten. Und so entrümpelt er seinen 70er-Jahre-Bungalow bis auf einen Großbildfernseher samt Sessel sowie Unmengen von Bier im Kühlschrank.

Doch der mehr und mehr verwahrlosende Griesgram hat die Rechnung ohne das Leben und die Liebe gemacht. Zunächst mal kann seine Tochter Susanne (Friederike Kempter) das Elend nicht mitansehen und sucht per Annonce eine Putzhilfe für den Vater. Weiser passt das natürlich gar nicht. Da platzt ungebeten die alleinerziehende Gisela Rückert in den Haushalt, um ihn auf Vordermann zu bringen.

„Diese Dampfwalze“ nennt Weiser die so patente wie attraktive Frau. Und es beginnt der amüsanteste Teil des Films, denn nach alter Screwball-Tradition werfen sich die beiden Kontrahenten witzige Dialogbälle zu, die zugleich manchen wahren und traurigen Hintergrund aufblitzen lassen. Weiser wird an Ideale seiner Jugend erinnert.

Und der von Król vielschichtig gespielte Dickschädel gibt seine Isolation auf, um mit Hilfe seines Sohns Frau Rückert vor einem folgenschwerem Irrtum beim Online-Dating zu bewahren.

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