Saarbrücken – Mauerbau, Mondlandung, Studentenproteste, der Besuch des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy in Berlin und dessen Ermordung – Bilder, die im Gedächtnis geblieben sind.
„Unsere 60er Jahre“ zeigt Menschen aus Ost und West und führt durch Höhen und Tiefen dieses Jahrzehnts. Eine Zeit, in der Homosexualität strafbar war und die „sexuelle Revolution“ ihren Lauf nahm. Eins Extra zeigt die ersten drei Teile der fünfteiligen Reihe am 10. Januar 2009 ab 17 Uhr, Teil vier und fünf folgen am 11. Januar 2009 ab 18 Uhr.
„Unsere 60er Jahre – Wie wir wurden, was wir sind – 1. Mutterliebe“:
Deutschland 1960. Barbara Kreuzinger haben die Kriegswirren vor 15 Jahren in ein Dorf in Baden-Württemberg verschlagen, wo sie 1960 am Ziel ihrer Träume ist. Sie ist verliebt und hat gerade ihr erstes Kind bekommen. Als sie sich wegen Schlafstörungen an einen Arzt wendet, verschreibt dieser ihr das Schlafmittel Contergan. Zu dieser Zeit weiß Barbara nicht, dass sie bereits wieder schwanger ist. In Ketzin im Havelland hat der 16-jährige Jürgen Werner seine Mutter seit Jahren nicht gesehen.
Er wächst bei Pflegeeltern auf, die ihren Sohn in einem Konzentrationslager verloren haben. Während die Eltern als überzeugte Kommunisten für ihren neuen Sohn eine „sozialistische Zukunft“ planen, geht dieser seine eigenen Wege. Einen eigenen Weg sucht auch Dirk Kuhl in Remscheid. Seit kurzem weiß er, dass sein Vater als Kriegsverbrecher hingerichtet wurde. Dirk ist entsetzt und wütend auf die Mutter, die jahrelang geschwiegen hatte. Auch zwischen Bernadino Di Croce und seiner Mutter gibt es Ärger, weil der 17-jährige Italiener ankündigt, nach Deutschland zu fahren, um dort zu arbeiten. Hans Jakob Heger aus der Pfalz fährt im Auftrag seines Vaters ins italienische Verona, um für den Familienbetrieb Gastarbeiter anwerben. Keine leichte Aufgabe für den erst 22- jährigen Junior, der später einmal die Firma übernehmen soll.
Sendetermin: 10. Januar 2009, 17.03 Uhr
„Unsere 60er Jahre – Wie wir wurden, was wir sind – 2. Heimatland“:
Vor dem Mauerbau 1961 verlassen Tausende Menschen ihre Heimat DDR in Richtung Bundesrepublik. Der 16-jährige Jürgen Werner lässt Pflegeeltern, Freunde und den Job als Traktorist in der LPG zurück, um im Westen erst seine leibliche Mutter und dann sein Glück zu suchen. Er ist jung, will arbeiten und etwas von der Welt sehen. Auch Ruth Kage aus Leipzig fährt nach Westberlin. Sie ist beruflich unterwegs, um für den VEB Geophysik im Westen Bauelemente zu kaufen, die im Osten knapp sind. Da ihre Freunde und ihre Familie in Leipzig leben, würde es Ruth Kage nicht in den Sinn kommen, in Westberlin zu bleiben. Die Familie von Gisela Jacobi betreibt seit drei Generationen einen Bauernhof mit Mühle, Sägewerk, Viehzucht und Ackerbau.
Ihr Hof liegt im fünf Kilometer breiten Sperrgebiet an der innerdeutschen Grenze in Thüringen. Der Druck auf die Familie, in die LPG einzutreten, wächst täglich. Auf der Schwäbischen Alb in Geislingen an der Steige versucht zur gleichen Zeit der 17-jährige italienische Gastarbeiter Bernadino Di Croce, Fuß zu fassen. Der Stahlarbeiter Friedhelm Meier in Dortmund kennt solche Probleme nicht; sein Zuhause sind seit jeher die Zeche, der Borsigplatz und die Eckkneipe.
Sendetermin: 10. Januar 2009, 18.02 Uhr
„Unsere 60er Jahre – Wie wir wurden, was wir sind – 3. Wendepunkte“:
Der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 besiegelt das deutsch-deutsche Schicksal. Im Thüringer Grenzgebiet wird der Bauernhof der Familie Jacobi an einem Oktobermorgen von „Kampfgruppen“ umstellt, die Familie enteignet und zwangsumgesiedelt. Nach endloser Fahrt mit unbekanntem Ziel landen die Jacobis am Rande einer Abraumhalde in Trages, einem Braunkohlegebiet südlich von Leipzig. Die Familie ist Opfer der „Aktion Kornblume“, bei der im Zuge der Mauerbefestigung im Herbst 1961 über 3 000 Menschen aus dem Grenzgebiet ins Landesinnere der DDR verschleppt werden.
Auch im Leben des zehnjährigen Wolfgang Weidner aus der Lausitz markiert der Mauerbau einen Wendepunkt. Sein Vater will sich nicht mit dem Schicksal abfinden und plant eine abenteuerliche Flucht. Mit einem umgebauten Omnibus will er mit der Familie und Freunden einen Grenzdurchbruch wagen. Der Sohn ahnt nichts von den Fluchtplänen seines Vaters. Hubert Kesternich ist zwar ein Anhänger der kommunistischen Idee, aber im Saarland, weit weg von der innerdeutschen Grenze. Er ist Bergarbeiter in der Zeche Luisenthal in Völklingen. Am 2. Juni 1962 kommt es auf Sohle 4 zu einer Schlagwetterexplosion: 299 Bergmänner sterben. Hubert muss zahlreiche Tote identifizieren, darunter viele seiner Freunde. Kesternich verlässt die Grube und wechselt in die Stahlindustrie.
Sendetermin: Samstag, 10. Januar 2009, 18.45 Uhr
„Unsere 60er Jahre – Wie wir wurden, was wir sind – 4. Beatfieber „:
Mitte der 60er Jahre greift das weltweite „Beatfieber“ auf die Deutschen in Ost und West über. Die 13-jährige Rena Sander-Lahr aus Westberlin lauscht abends unter der Bettdecke dem Freiheitssender 904. Die Rhythmen aus dem Radio schreien nach Freiheit. Rena will raus aus dem einengendenLeben mit ihrer alleinerziehenden Mutter. Sie fängt an die Schule zu schwänzen und wird schließlich vom Jugendamt in ein Heim gesteckt, das mit hohen Mauern und Stacheldraht einem Gefängnis gleicht. Auch in Leipzig schwärmen viele Jugendliche für Beatmusik und ecken damit an. Der 14-jährige Gerhard Pötzsch ist ein guter Schüler, aber als er sich die Haare lang wachsen lässt und einen Parka trägt, spucken ihn Leute auf der Straße an.
Der Staat greift gegen diese so genannten Rowdys und Bummelanten durch und verbietet im Oktober 1965 allein in Leipzig über 40 Beatbands. Gerhard ist bei der ersten Demonstration seit 1953 gegen die SED dabei – die Partei, die immer Recht haben will. Im Rheinland ist der 16-jährige Herbert Moitzisch gerade vom Gymnasium geflogen. Als einziges Arbeiterkind hat er in seiner Klasse von Anfang an einen schweren Stand gehabt. Herbert ist ein begeisterter Gitarrist. Eines Tages steht der Chef der lokalen Beatgruppe Thunderbirds vor seiner Tür, um ihn für die Band zu gewinnen. Herbert stürmt mit seinen Freunden die Bühnen der Region und lässt sich vom Publikum feiern.
Sendetermin: 11. Januar 2009, 18.03 Uhr
„Unsere 60er Jahre – Wie wir wurden, was wir sind – 5. Rebellion „:
Mitte der 60er Jahre scheint der Krieg aus dem deutschen Gedächtnis verschwunden zu sein – doch nicht für die junge Generation. In Frankfurt am Main betreut der Soziologie-Student Peter Kalb Zeugen, die in den Auschwitz-Prozessen aussagen. Die Begegnungen mit den Überlebenden bewegen ihn tief und ebenso wie viele andere fängt er an Fragen zu stellen: Wo waren die Eltern? Und warum schweigen sie – immer noch? Die Nachkriegskinder warten auf Antworten. Vincent von Wroblewsky studiert und arbeitet als Übersetzer in Ostberlin. Nach der Emigration seiner jüdischen Familie ging seine Mutter nach dem Krieg bewusst in die DDR – für sie der bessere deutschen Staat. Vincent jedoch merkt bei seiner Arbeit, dass das Schlagwort vom Antifaschismus dort oftmals nicht mehr als leere Propaganda ist.
Hella Giovannini aus Westberlin beginnt gegen den Willen der Eltern ihr Politikstudium an der Freien Universität, dem Zentrum der Studentenbewegung. Hella ist mitten drin, engagiert sich, diskutiert Tage und Nächte über den amerikanischen Krieg in Vietnam, die Vergangenheit, die Notstandsgesetze. Auch Rena Sander-Lahr aus Westberlin möchte rebellieren. Sie ist damals 15 Jahre alt und lebt seit zwei Jahren in einem christlichen Heim für schwer erziehbare Mädchen, das nicht nur wie ein Gefängnis aussieht. Die Nonnen führen ein strenges Regiment, es herrscht Zucht und Ordnung. Sie und zwei Freundinnen planen die Flucht. Im pfälzischen Enkenbach lebt der junge Unternehmer Hans Jakob Heger mit seiner frisch gebackenen Ehefrau und seinen Eltern gemeinsam in der Familienvilla. Das Zusammenleben von Jung und Alt führt zu Konflikten, doch eine Rebellion fiele dem 28-jährigen Firmenerben nicht im Traum ein.
Sendetermin: 11. Januar 2009, 19.02 Uhr[mw]
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