Eins Extra-Thema: Religion und Politik

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Eins Extra zeigt zu Ostern vier Dokumentationen, die die Themen Religion und Politik miteinander verbinden.

Wie bestimmt der Glaube an eine Religion unser Leben? Wie wird aus christlicher Frömmigkeit Fundamentalismus und Fanatismus? Und wie äußert sich bereits heute schon christlicher Fundamentalismus in unserer Gesellschaft? Die detaillierten Dokumentationen skizzieren Antworten auf diese Fragen.

Die Hardliner des Herrn, Christliche Fundamentalisten in Deutschland, Sendetermin: Sonntag, 23.03.2008, 20:15 Uhr, Ein Film von Tilman Jens
 
Schluss mit lustig – zurück zur reinen, bibeltreuen Lehre! Zunehmend mehr Christen in Deutschland, vor allem aus dem evangelikalen Spektrum, kämpfen für ein deutlicheres Profil ihres Glaubens. Die biblische Botschaft darf für sie nicht länger der Beliebigkeit ausgeliefert bleiben. Im Extremfall sind sie sogar bereit, ihre Kinder nicht mehr in öffentliche Schulen gehen zu lassen, weil dort Sexualkunde und Evolutionslehre unterrichtet werden. Beides widerspricht in ihren Augen dem Geist der Heiligen Schrift. Inzwischen stehen immer häufiger diese Schulverweigerer im Namen des Herrn vor den Schranken des Gerichts. Sie selbst begreifen sich als Gottes Elite auf Erden, als Retter des christlichen Glaubens und als Kämpfer gegen die Laster der Gegenwart. Fundamentalismus ist schon länger kein Thema allein für die islamische Religion. Christliche Fundamentalisten – was in den USA seit Jahrzehnten seine Blüten treibt, ist nun auch in Deutschland zunehmend häufiger anzutreffen. Diesen überzeugten Christen gilt Homosexualität als Sünde, Sex vor der Ehe ist ihnen verpönt. Vor allem aber: sie wähnen sich im Besitz des einzig wahren Glaubens. Ein Dialog ist kaum möglich, und Muslime ebenso wie Liberale stellen für sie eine Gefahr dar, gegen die es zu missionieren gilt. Inzwischen gibt es sogar hierzulande in großen Wirtschaftsunternehmen Führungskräfte, die ungeachtet des geltenden Antidiskriminierungsrechts freimütig bekennen, nur noch Christen einstellen zu wollen. Die Filmdokumentation unternimmt einen Streifzug durch die neue und anwachsende Szene des christlichen Fundamentalismus.
 
die story: Jesus Camp, Die Gotteskrieger vom Teufelssee, Sendetermin: Sonntag, 23.03.08, 21:15 Uhr, Ein Film von Heidi Ewing und Rachel Grady
 
Sie sollen genau so radikal ihr Leben für das Evangelium riskieren wie junge Moslems das ihre für den Islam. Das will Becky Fischer, Pastorin der evangelikalen Christen, die mit über 80 Millionen Mitgliedern in den USA zunehmend an Macht und Einfluss gewinnen. Am „Devil’s Lake“, dem „Teufelssee“ in Nord-Dakota, werden junge Christen in „Gotteskrieger“ verwandelt. Becky Fischer betreibt ein Sommercamp für Kinder und Jugendliche aus christlich-fundamentalistischen Familien. Ihr Plan: ganze Generationen für einen Kulturkampf ausrüsten, sie für die Sache Gottes trainieren. In Kriegsbemalung und Tarnanzügen üben sie den Kampf gegen Abtreibung oder die Meinungshoheit der Naturwissenschaften. Harry Potter sei „Teufelszeug“, und sie beten für den Endsieg über Darwinismus und Humanismus. Dabei winden sie sich in Trance auf dem Boden. Solche Zeremonien enden oft in Massenhysterie. Glaube geht in Psychoterror über. Die Grenzen zwischen religiöser Verzückung und Kindesmissbrauch sind fließend. „die story“ zeigt exklusiv die Bearbeitung der amerikanischen Dokumentation, die für den Oskar nominiert worden ist.

Fanatisch, fundamentalistisch, fromm, Sendetermin: Montag, 24.03.08, 20:15 Uhr
Film von Thomas Berbner, Patrick Leclercq und Uri Schneider
 
Früher galten Fundamentalisten als Schwärmer, heute ist Fundamentalismus ein politischer Kampfbegriff. Als am 11. September 2001 zwei Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers rasten und ein drittes ins Pentagon, starben mehr als 3.000 Menschen. Seit 11/9 ist die Wahrnehmung der Weltöffentlichkeit für religiös motivierte Gewalt geschärft. SWR, NDR und WDR begeben sich in den USA, in Israel und im Jemen auf Spurensuche, wie aus Frömmigkeit Fundamentalismus und Fanatismus werden kann. Da wäre die jüdische Siedlerin Daniella Weiss. Die Kriegerin in der Armee Gottes ist 62, sprüht vor Energie, und schreckt nicht einmal davor zurück, ein paar kalte Nächte auf dem Nebensitz ihres Kleinwagens zu verbringen, um Wache zu schieben vor der Einfahrt einer neuen illegalen Siedlung. Daniella Weiss ist selbst erklärte Revolutionärin, Chefideologin und Urgestein der jüdischen Siedlerbewegung im palästinensischen Westjordanland, Fundamentalistin im ureigensten Sinne. Des Weiteren zeigt der Film christliche Kreationisten im Grand Canyon und das Warten auf das Ende der Welt mit Pastor Haggee. Im jemenitischen Tal der Tränen kämpft ein Scheikh als politisches und religiöses Oberhaupt seines Dorfes um den Erhalt seiner Lebenswelt in Zeiten der Globalisierung. Der Film skizziert Entstehung und Gesichter des Fundamentalismus in Judentum, Christentum und Islam.
 
Christen unterm Halbmond, Sendetermin: Montag, 24.03.08, 21:15 Uhr, Zwischen Angst und Hoffnung, Ein Film von Monika Siegfried-Hagenow
 
In biblischer Landschaft im Südosten der Türkei leben seit fast 2000 Jahren auch Christen. „Tur Abdin“ nennen sie auf Aramäisch ihre Heimat, das heißt „Berg der Knechte Gottes“. Heute sind sie nur noch eine kleine Minderheit im islamisch geprägten Land. Die meisten flohen vor Krieg, Gewalt und wirtschaftlicher Not nach Westeuropa. Dass es schwierig und auch gefährlich sein könnte, in die türkische Heimat zurück zu kehren, wusste Pfarrer Saliba Erden. 20 Jahre lang lebte er im Exil in der Schweiz, während in der Südosttürkei syrisch-orthodoxe Christen von muslimischen Nachbarn überfallen und beraubt, von radikalen Islamisten entführt und ermordet wurden und im Konflikt zwischen kurdischen Rebellen und türkischem Militär zwischen die Fronten gerieten. Aber seit die Türkei EU-Kandidatin ist, wächst unter den Christen die Hoffnung, dass nun alles besser wird: Religionsfreiheit gilt als ein wichtiges Aufnahmekriterium, die Menschenrechte werden in der Türkei seither mehr beachtet. Christliche Heimkehrer aus Deutschland und Schweden haben bereits in die Zukunft investiert und in ihren jahrelang verlassenen Dörfern große, prächtige Häuser gebaut. Auch Pfarrer Saliba Erden bewegte die Hoffnung vor drei Jahren zur Rückkehr in die Heimat. Er will anderen Mut machen und hofft, dass endlich Frieden einkehrt in der ausgebluteten Region. Vielleicht ist es eine trügerische Hoffnung: Noch immer gibt es im „Tur Abdin“ Anschläge gegen Christen, noch leben viele in Angst, und mit der Zahl der Rückkehrer wächst auch wieder die Spannung zwischen der muslimischen Mehrheit und der christlichen Minderheit. Christen im „Tur Abdin“ gewährten Einblick in ihre Geschichte, ihr Leben und ihren Alltag – ein Leben auf dem Pulverfass. [mg]

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