In der deutschen Fernsehlandschaft ist Rosemarie Fendel bekannt wie ein bunter Hund. Mehr als sechs Jahrzehnte stand Fendel auf der Bühne und vor der Kamera. Am Donnerstag verstarb die beliebte Schauspielerin im Alter von 85 Jahren.
Rosemarie Fendel war eine richtige Dame. Mit ihren feinen Gesichtszügen, ihrer aufrechten Haltung und ihrem sorgfältig frisierten Haar wirkte sie stets vornehm und diszipliniert. Doch das war nur ein Teil von ihr. Fendels andere Seite waren ihre Vitalität, ihre spontane Herzlichkeit und ihre Impulsivität, die sie auch in ihre vielen Rollen im Film und im Theater einbrachte. „Ich laufe als offenes Buch durch die Welt. Wenn ich Kummer habe, halte ich damit nicht hinter dem Berg“, sagte sie mal in einem dpa-Interview. Nun ist die Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin Rosemarie Fendel im Alter von 85 Jahren in ihrem Frankfurter Haus gestorben.
Mehr als 65 Jahre hatte Fendel, die 1927 in Metternich bei Koblenz geboren wurde, auf der Bühne oder vor einer Kamera gestanden. Ihr Debüt gab sie 1946 an den Kammerspielen in München. Nach einem Engagement in Tübingen holte Gustaf Gründgens sie nach Düsseldorf ans Schauspielhaus. Es folgten Auftritte in Darmstadt, München und Frankfurt am Main. 1963 drehte sie an der Seite von Erik Ode für die Krimiserie „Der Kommissar“ in der Rolle der Ehefrau.
Viele Streifen folgten, etwa „Im Reservat“ (1974) oder „Trotta“ (1972), bei dem ihr langjähriger Lebensgefährte Johannes Schaaf Regie geführt hatte. Doch Fendel begeisterte über Deutschland hinaus: Der schwedische Regisseur Ingmar Bergman etwa war von hingerissen und schwärmte von ihrem „internationalen Format“. Ihren letzten Auftritt hatte Fendel im ZDF-Dreiteiler „Das Adlon“ im Januar dieses Jahres.
Eine Traumkarriere, an der Fendel vor allem die Möglichkeit schätzte, in andere Rollen zu schlüpfen. „Dann muss man nicht immer über sich selber so nachgrübeln. Man grübelt ja immer über die Figuren, die man spielt. Diese Nabelschau, dazu bin ich überhaupt nie gekommen in meinem Leben“, sagte sie einmal.
Eine selbstverliebte Diva war Fendel in der Tat überhaupt nicht. Viel wichtiger als der Ruhm war ihr ihre Tochter Suzanne von Borsody, die selber eine erfolgreiche Schauspielerin wurde. Sechs Jahre lang blieb Fendel ihretwegen der Bühne fern. Ein Entschluss, der ihr nicht leicht gefallen sei. „Aber als das Kind auf die Welt kam, war mein Ehrgeiz weg, also litt ich keine Qualen.“ Erst nach der Scheidung von ihrem Ehemann Hans von Borsody 1962 musste sie wieder Geld verdienen. Sie begann zu synchronisieren und lieh Stars wie Elizabeth Taylor, Jeanne Moreau und Annie Girardot ihre Stimme, bevor sie wieder mit der Schauspielerei anfing.
Den Spagat zwischen Arbeit und Kind hat Fendel gut gemeistert. Sogar Filme haben sie gemeinsam gedreht, immer wieder auch in den Rollen von Mutter und Tochter, zum Beispiel im ARD-Streifen „Mensch, Mutter“ 2003. Für beide waren diese Drehzeiten eine willkommene Gelegenheit, während der Pausen endlich mal wieder viel Zeit miteinander zu bringen. Ihr Verhältnis war herzlich und innig, so wie die Liebeserklärung, die Fendel ihrer Tochter einmal machte: „Du bist das Beste, was mir in meinem Leben je passiert ist.“[Cordula Dieckmann/fm]
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