Kuba hat sich geöffnet, Millionen von Ausländern strömen inzwischen jährlich auf die Karibikinsel. Einer von ihnen ist Markus Lanz.
Die deutschen Fernsehzuschauer kennen Markus Lanz noch von „Wetten, dass..?“ und seiner ZDF-Talkshow, die seinen Namen trägt. Gelegentlich packt der 48-jährige Reporter auch seine sieben Sachen und fährt ins Ausland, dreht dort und bringt seine Begegnungen dem Publikum hierzulande näher – zum Beispiel auch Grönlands Gletscher. Inseln scheinen auf ihn Anziehungskraft auszuüben. Fürs ZDF reiste Lanz nun ins sozialistische Karibikparadies Kuba.
Daraus wurde der 90-Minuten-Film „Markus Lanz – Kuba!“, der am kommenden Dienstag um 22.45 Uhr zu sehen ist. Darin plaudert Lanz wie in seinem Talk beharrlich mit Einheimischen und Exilkubanern – und das ohne Dolmetscher: Der Südtiroler unterhält sich in seiner typischen Art immer leicht nach vorn gebeugt in einer Mischung aus spanisch und italienisch mit der Bevölkerung und erfährt dabei Dinge, die die derzeitige Stimmung und Lage im Land tatsächlich ganz gut spiegeln.
Ausgesucht als Gesprächspartnerin hat sich Lanz die Sprachlehrerin Susana, die seit 28 Jahren in Deutschland lebt und ihm einige Türen öffnet – zum Beispiel zu ihrer eigenen Familie. Ob sie immer genug zu essen gehabt hätten, fragt Lanz leicht besorgt. „Meine Familie ja“, antwortet Susana. Und wohin wandert eigentlich das ganze Geld, das der Tourismus-Strom dem Land beschert? Getuschel, Achselzucken und dann das große Lachen am großen Tisch. „Darüber spricht man nicht!“
Der Durchschnittskubaner muss mit umgerechnet zehn Euro im Monat haushalten. Die Preise fürs Nötigste sind dafür sehr überschaubar. Jeder Kubaner hat ein Bezugsheft, über das er zu seinen Lebensmitteln gelangt. Die Kosten im Monat betragen 1,20 Euro pro Kopf, so dass ein Arbeiter mit dem Monatslohn theoretisch seine Familie durchbringen kann. Der scharfe Kontrast tut sich jedoch in den Straßen der Hauptstadt Havanna auf: Dort sind jetzt überall Internet-Hotspots eingerichtet – die Nutzung kostet zwei Euro, und das pro Stunde.
Der kubanische Schriftsteller Leonardo Padura, Jahrgang 1955, berichtet im Gespräch mit Lanz, die Sozialstruktur habe sich in den vergangenen zehn bis 15 Jahren aufgelöst. Zunehmend bestimmten die Geschicke der Gesellschaft diejenigen, die durch gutes Gespür für Geschäfte, vornehmlich im Tourismus, zu Geld gekommen seien. Die wirtschaftliche Situation sei nach wie vor sehr angespannt. Padura fordert: „Es muss mehr öffentliche Diskussionen geben!“
Es hat sich viel verändert im sozialistischen Tropenparadies. Der legendäre Revolutionsführer Fidel Castro lebt nicht mehr, sein Bruder Raúl Castro (86) steht noch an der Spitze der Macht. Nachdem der ehemalige US-Präsident Barack Obama das Ende der Eiszeit erklärt hat und Amerikaner wieder via Miami nach Kuba einreisen dürfen, tummeln sich viele US-Bürger im Land. Auch Exil-Kubaner mischen kräftig dabei mit, zum Beispiel der Geschäftsmann und Polit-Aktivist Hugo Cancio, der mit zwiespältigen Gefühlen das Verhältnis Kuba/USA betrachtet. „Der US-Imperialismus hat Kuba viel Schaden zugefügt“, sagt er. „Aber letztlich ist jedes Land für sich selbst verantwortlich.“[dpa]
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