Er war auf ARD, ZDF und privaten Sendern der Mann der Nachrichten und reist mit 75 Jahren noch als Reporter um die Welt. Dieter Kronzucker denkt nicht ans Aufhören. Jüngst gab es für ihn ein Wiedersehen mit Vietnam – 44 Jahre nach seiner Zeit als Kriegsreporter dort.
Mehrere Lebenswerkpreise hat er schon bekommen, das gesetzliche Rentenalter bereits vor zehn Jahren erreicht. Doch für Dieter Kronzucker ist auch sein 75. Geburtstag am Karfreitag (22. April) kein Grund zum Innehalten. Er steckt mitten im „Gestern und heute“, denn 44 Jahre nach seiner Zeit als Kriegsreporter in Vietnam war er für seine N24-Sendereihe just wieder dort. Und zur Prinzenhochzeit in England wird Kronzucker ebenfalls wieder am Mikro sein: Der Korrespondent, der über Tod und Beerdigung von Prinzessin Diana 1997 berichtete, begleitet für Sat.1 die Heirat ihres Sohnes William mit Kate Middleton in London.
Für Kronzucker kann die Arbeit als Fernseh-Weltreporter für den Nachrichtensender N24 sowie die Rückkehr zu bisherigen Stationen seines Journalistenlebens noch jahrelang weitergehen: „Es macht noch mehr Spaß – es ist persönlicher“, sagte der Weltenbummler und Buchautor wenige Tage vor seinem Geburtstag der dpa in seiner Geburtsstadt München.
Zwar ist er vor Ostern ein paar Tage zuhause in Tegernsee, doch eine große Party steigt nicht: „Im Gegenteil, das will ich gerade nicht“, sagt der agile Mann, der seine Geburtstage seit Jahren nur als „numerisches Datum“ wahrnimmt – und fügt augenzwinkernd hinzu, allenfalls noch Namenstage feiern zu wollen.Der Mann für die Brennpunkte dieser Welt
Von vielen Brennpunkten der Welt hat Kronzucker berichtet und dabei schon früh einen erzählerisch-anekdotenhaften Stil geprägt. Kronzucker gilt als einer der Väter des TV-Infotainments, also der Verbindung von Information und Unterhaltung. Als Allroundtalent hat er es zugleich geschafft, seine journalistischen Eindrücke im Ausland erfolgreich in einem Dutzend Bücher von „Kuba in der Klemme“ über „Unser Amerika“ bis zu „Traumreisen“ und „Mein Europa“ zu vermarkten.
Vor 50 Jahren begann die Journalistenkarriere Kronzuckers bei der Deutschen Welle in Köln. Von dort wechselte er zum Westdeutschen Rundfunk (WDR ) als Redakteur von „Monitor“ und „Weltspiegel“, ehe er als ARD-Korrespondent nach Vietnam und dann nach Südamerika ging. 1978 wechselte er zum ZDF , wo er zusammen mit Klaus Bresser als Moderator das neu konzipierte „heute journal“ übernahm.
Bevor Kronzucker 1980 den ZDF-Auslandsposten in Washington antreten konnte, geriet er privat weltweit in die Schlagzeilen: Seine beiden Töchter Sabine und Susanne sowie ein Neffe wurden in der Toskana entführt und kamen erst nach Zahlung eines hohen Lösegelds wieder frei. Susanne Kronzucker arbeitet heute selbst beim Fernsehen.Wechsel von den Öffentlich-Rechtlichen zu den Privaten
Kronzucker übernahm nach der Rückkehr aus Washington zunächst wieder das „heute journal“ und dann 1988 ein neues Format als Chef der ZDF-Reihe „Abenteuer und Legenden“. Seine Reportagen aus allen Winkeln der Erde fanden ein großes Publikum. 1990 wählte der Mann mit dem weißen Haarkranz den Wechsel vom öffentlich-rechtlichen zum privaten Fernsehen und ging zu Sat.1, wo er unter anderem aus Brüssel berichtete. Später wurde vorrangig der zur Pro-Sieben-Sat-1-Gruppe gehörende Nachrichtensender N24 seine journalistische Heimat.
Seit Jahren lehrt der Rastlose auch – zunächst Fernsehjournalismus an der Universität Hamburg und an der Hochschule für Fernsehen und Film in München, inzwischen Kommunikationsmanagement an der SRH-Hochschule Berlin. Der Kontakt mit den jungen Menschen fällt ihm leicht. Böse ist Kronzucker sowieso nur einem: Reichskanzler Otto von Bismarck – wegen der Rentenversicherung. Nur ihretwegen sei man in Deutschland mit 65 Jahren alt, sagt Kronzucker scherzhaft. [Jutta Steinhoff/ar]
Bildquelle:
- Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com