Die „Ibiza-Affäre“: hochkarätige Mini-Serie ab heute bei Sky

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Die Ibiza Affäre
© Petro Domenigg / Sky Studios

Es war einer der größten Skandale Österreichs und hatte weitreichende Folgen. Sky widmet der „Ibiza-Affäre“ nun eine Mini-Serie und eine Doku. Angesichts aktueller Polit-Dramen ist es ein perfektes Timing.

„Hä?“ Das war nach Aussage seines Leibwächters die Reaktion von Heinz-Christian Strache, als er vom Ibiza-Video erfuhr. Erstmals schildert Oliver Ribarich in der Sky-Dokumentation „Das Ibiza-Video: Ein journalistischer Krimi“ seine Sicht des Skandals, den er schon lange vor dem Video ins Rollen gebracht hat.

Ribarich machte Fotos und sammelte Scheinrechnungen, mit denen sein Chef sein Privatleben auf Kosten der Partei finanziert haben soll. „Ich hätte ihm vielfach schaden können“, so der Leibwächter. Sein bei einem Anwalt deponiertes Material war Anlass, dass der Jurist und ein Privatdetektiv 2017 dem damaligen FPÖ-Chef und späteren Vizekanzler die Videofalle auf Ibiza stellten. Strache wirkte anfällig für Korruption und trat im Mai 2019 zurück. Die ÖVP-FPÖ-Koalition in Österreich zerbrach. Die Sky-Doku dazu ist ab Donnerstag verfügbar.

Kanzler Kurz stellt Ibiza-Affäre in den Schatten

Die hochspannende Produktion, die nicht zuletzt die Probleme der brisanten Recherche unter anderem der „Süddeutschen Zeitung“ zeigt, ist praktisch das Erklärstück zu einer Mini-Serie des Senders „Die Ibiza-Affäre“. Der Vierteiler läuft diesen Donnerstag und am 28. Oktober in Doppelfolgen ab 20.15 Uhr auf Sky Atlantic und ab dieser Woche auch auf den Streamingangeboten Sky Ticket und Sky Q. In den insgesamt drei Stunden der Serie versucht Regisseur Christopher Schier, „niemals mit dem Finger zu zeigen und zu werten“, wie er sagt. Mit schnellen Schnitten, vielen Zeitsprüngen und Top-Darstellern wird die Geschichte erzählt, die bei der Veröffentlichung durch „SZ“ und „Spiegel“ als der größte Korruptionsskandal Österreichs galt.

Der Zeitpunkt der Ausstrahlung könnte aktueller nicht sein. Die derzeitigen Korruptionsermittlungen gegen den zurückgetretenen Kanzler Sebastian Kurz gelten in Österreich vielen als „Ibiza 2“. Sollten sich die neuen Vorwürfe bestätigen – Kurz bestreitet alles – würden sie den Strache-Skandal weit in den Schatten stellen.

Perfektes Timing

Der mit dem Krimi-Genre vertraute Andreas Lust („Tatort“, „Schnell ermittelt“) spielt den damaligen FPÖ-Chef perfekt. „Er fühlte sich unantastbar. Es war ihm in seiner Großspurigkeit vollkommen egal, ob er in eine Falle tappt“, sagt der 54-Jährige über die Einstellung des Rechtspopulisten. Der hatte praktisch im Alleingang die FPÖ zu einer Partei gemacht, die bei Wahlen rund 30 Prozent einfuhr. In der Welt des HC Strache sei es kein Widerspruch gewesen, sich bei den einfachen Menschen als Kämpfer für ihre Interessen darzustellen und sich zugleich aus der Parteikasse zu bedienen, meint Lust. Strache bestreitet im übrigen die Vorwürfe der Ermittler.

Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist dabei der mutmaßliche Drahtzieher des Videos, ein Privatdetektiv aus dem Bekanntenkreis des Anwalts. „Ich empfinde ihn als großes Rätsel“, meint Nicholas Ofczarek über die von ihm gespielte Figur. Der schillernde Ermittler von eigenen Gnaden trage am Ende paranoide Züge, fühle sich als Besitzer eines kompromittierenden Videos vom Staat und seinen Häschern verfolgt. In seiner Angst rüstet der Detektiv seinen Balkon mit Stacheldraht vor etwaigen Eindringlingen auf.

HC Strache politisch gescheitert

Ernüchternd fand der vielfach ausgezeichnete 50-jährige Burgtheater-Schauspieler Ofczarek den Drehort am Original-Schauplatz auf Ibiza. Der Grundriss der angeblichen Villa erinnerte ihn an fünf nebeneinandergestellte Garagen. „Geld für besseres Ambiente war offenbar nicht da.“ Für Regisseur Schier war der Dreh in der echten Villa entscheidend. „Es macht was mit Dir, wenn Du da reingehst.“ Das lächerlich kleine Gebäude liege am Ende einer holprigen Straße ohne Meerblick. Dass Strache glauben konnte, dass hier die Nichte eines russischen Oligarchen auch nur eine Nacht verbringe, erstaune ihn. In der dritten Folge der Mini-Serie gelingt der Crew jedenfalls ein Nachspielen des Videos in hollywoodwürdiger Präzision.

Das Video hätte es wohl nicht gegeben, wenn die später Beschuldigten einfach mal den Namen des Oligarchen gegoogelt hätten, meint „SZ“-Investigativ-Reporter Bastian Obermayer (Stefan Murr). Der ist laut Wikipedia nämlich Einzelkind. „Wer keine Geschwister hat, kann auch keine Nichten haben.“

Strache spielt in der Politik Österreichs keine Rolle mehr. Sein Comeback-Versuch, mit einer eigenen Liste in den Wiener Landtag einzuziehen, ist gescheitert. In einem ersten Korruptionsprozess um einen vermuteten Gesetzeskauf wurde er nicht rechtskräftig zu 15 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Der Privatdetektiv sitzt seit Ende 2020 in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Drogenbesitz. Im November könnte ein Urteil fallen. Nun halten die neuen Korruptionsermittlungen die Republik in Atem. Sie scheinen zu bestätigen, wovon Regisseur Schier überzeugt ist: „Es gibt eine moralische Verantwortung, die oftmals in Vergessenheit gerät.“

[Matthias Röder]

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4 Kommentare im Forum
  1. Also die ersten beiden Folgen waren schon super! Ich freu mich auf Donnerstag. Leider habe ich einzelne Passagen des Wiener Geschmähs von Hessenthaler nicht verstanden, trotzdem Saucoole Socke der Schauspieler Nicholas Ofczarek.
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