Tiere dienen dem Menschen, Frauen gehören ins Haus und der Mann schafft den Schotter ran. Kaum eine Serie behauptete sich zur Primetime wie die US-Gesellschaftsparodie der Familie Feuerstein.
Burger mit Brontosaurierfleisch, Vorstadthäuser aus Felsen und Schildkröten als Rasenmäher: Die Trickfilm-Steinzeit der Familie Feuerstein war eine gekonnte Parodie auf die amerikanische Mittelschicht der Nachkriegszeit – inklusive klar verteilter Geschlechterrollen und Dinos als Nutztieren. Am Mittwoch (30. September) werden der dicke Fred und die dürre Wilma nun 60 Jahre alt.
Auch in Deutschland haben sich die Bilder des Vorspanns tief eingeprägt. Da sitzt Fred Feuerstein auf einem – eigentlich ja schon längst ausgestorbenen – Saurier, den er bei seinem Job im Steinbruch braucht, bevor er mit einem freudigen „Yabba Dabba Doo!“ in den Feierabend schlittert. Freds Ausruf kennt heute fast jeder.
Die Feuerstein-Erfinder Joseph Barbera und William Hanna hatten sich bereits 1940 die Figur einer Katze ausgedacht, die mit allen Mitteln eine Maus jagt und dabei nur Trümmer hinterlässt – Tom & Jerry. Zwei Jahrzehnte später waren Trickfilme fester Bestandteil des Kinos, eigene Folgen für das Fernsehen gab es aber nicht. Hanna und Barbera wollten das mit einer Serie ändern, die sowohl Kinder als auch Erwachsene komisch finden könnten.
Dafür war der trottelige und latent gereizte Fred Feuerstein wie gemacht. In der Steinzeit-Vorstadt lebt der dickliche und eher ungepflegte Fred mit seiner geradezu dürren und stets perfekt gestylten Frau Wilma. Hinzu kommen die Nachbarn Betty und
Barney Geröllheimer.
Die Arbeitsverteilung war in beiden Haushalten klar festgelegt: Er kümmert sich darum, dass der Schotter reinkommt, für sie bleibt die Hausarbeit – und später auch die Kinderbetreuung. Denn schließlich bekamen beide Paare auch Kinder, die Feuersteins ihre Tochter Pebbles und die Nachbarn einen außergewöhnlich starken Jungen namens Bamm-Bamm.
Und natürlich haben die Feuersteins auch einen Hund, der eigentlich Dino ist. Er bringt aber brav Pantoffeln und die Tageszeitung – die natürlich stets aus Stein ist. Die Macher zeigen uns, dass die Steinzeit genau so war wie das Leben heute. Nur eben ohne Strom und Plastik, dafür mit Stein und Holz.
Einer der Dauergags sind dabei Tiere, die nur dafür da zu sein scheinen, den Menschen zu dienen und die Arbeit von modernen Maschinen übernehmen. Wenn Wilma sich beklagt, dass der Müllschlucker nicht mehr funktioniert, findet sie hinter einer Klappe ein Urzeitviech – zu satt, um noch Abfälle zu fressen. Die Klimaanlage spielte unterdessen ein Saurier, der mit seinem besonders breiten Schwanz Luft ins Felsenhaus wedelte.
Die Autos sind aus Baumstämmen und mit Tretantrieb, die Designerkleider der Damen aus Tierfellen und die Fernbedienung, auf der der gestresste Fred herumklimpert, aus Stein. Sogar Weihnachtsepisoden gab es – ein paar Tausend Jahre vor Jesu Geburt.
Als die Flintstones als Feuersteins 1966 auch ins deutsche Fernsehen kamen, waren sie in den USA schon drei Monate abgesetzt. Kult blieben sie trotzdem lange. Es folgten unzählige Neuauflagen und Kinotrickfilme, sogar zwei Filme mit echten Schauspielern gab es. Und einen Rekord: Mehr als drei Jahrzehnte waren die Feuersteins die Trickfilmserie, die am längsten im amerikanischen Abendprogramm gelaufen war. Bis 1997 eine andere schräge TV-Familie die Feuersteins verdrängte: Die Simpsons.