
Wotan Wilke Möhring gegen einen Schlepperring – im neuen „Tatort“ zeigt sich Komissar Falke von seiner sensiblen Seite. Tierliebe statt Leichenrekord lautet das Motto. Der neue „Tatort“ ins manchmal diffus – aber aufwühlend.
Kinderleichen, Blutlachen und ein Schlepperring: Die neue „Tatort“-Folge „Die Feigheit des Löwen“ spart nicht mit komplexen Themen und dramatischen Szenen. Der vierte Fall der Kommissare Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller), den das Erste an diesem Sonntag (20.15 Uhr) zeigt, führt das Duo im Kampf gegen einem Schlepperring nach Oldenburg – und ist nicht minder blutig als seine Vorgänger.
Schon bei ihrem vorherigen Einsatz ermittelten Falke und Lorenz für die Bundespolizei. Mit 9,57 Millionen Zuschauern rutschte das NDR-„Tatort“-Team für den Norden damit erstmals unter die Zehn-Millionen-Marke, hielt sich aber dennoch die Konkurrenz locker vom Leib. Damals traten die Ermittler am Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven gegen eine Schleuserbande an. Diesmal sollen sie einen Mordfall rund um eine syrische Flüchtlingsfamilie aufklären.
„Die Feigheit des Löwen“ vermischt politische Weltbühne mit einer Familien- und Rachegeschichte – ein sehr realistischer „Tatort“ in Norddeutschland. Und einer ohne neuen Leichenrekord. „Ich glaube nicht, dass Blut die wichtigste Essenz ist eines gutes Krimis ist, sondern die psychologische Spannung“, sagt Möhring im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.
Spannung hat sein Fall genug zu bieten: In einem Park wird die Leiche eines Mannes gefunden. Der Deutsch-Syrer hatte Kontakt zu einem Schleuserring, den die Bundespolizei seit längerem observiert. Zusätzlich wird ein Deutsch-Syrer auf ungewöhnliche Weise getötet, ein Schleuser von der Polizei erschossen, ein Mädchen aus Syrien stirbt auf der Flucht. Die Beamten fahnden im beschaulichen Oldenburg (Niedersachsen) – und dringen immer tiefer in die verworrenen Verbindungen der Schlepperbanden ein.
Als Mitglied einer Mobilen Fahndungseinheit wird Falke mit den Auswüchsen globaler Konflikte konfrontiert, die schon gewohnten Bilder der „Tagesschau“ am Sonntagabend über den Nahost-Konflikt erzählt der Spielfilm weiter und die Zuschauer erfahren: Der Syrienkonflikt findet auch in Deutschland statt. „Es ist wichtig, dass wir mit dem Fall zeigen, dass hinter den Konflikten, hinter den Gräueltaten auch hilflose Menschen stehen“, meint Möhring.
Zwar ist die Handlung über Strecken schwer überschaubar, die Täter bleiben diffus, hinzu kommt eine verwirrende Logik. Dafür gibt es aber eine aufwühlende Bildsprache und einen international bekannten Nebendarsteller: Navid Negahban spielte unter anderem in der amerikanischen Erfolgsserie „Homeland“ den Bösewicht und stiehlt selbst in Oldenburg den Kommissaren die Show, als Falke zum ersten Mal mehr Emotionen zeigt.
Den Zugang zu dem verschreckten Jungen Ali, der den Tod seiner kleinen Schwester mitansehen musste, bekommt Falke mit unerwarteter Sensibilität. Parallel zu dem emotionalen Höhepunkt der Geschichte gibt es auch die erste Annäherung zwischen dem Kommissar und seiner Kollegin Lorenz. „Umgeben von dem ganzen Leid und der Hilflosigkeit, gibt es dann auch den Ruf, den Drang nach Leben. Den finden die Kommissare in diesem Moment beieinander“, sagt Möhring. Der Ausgang der Liaison bleibt jedoch nicht nur für die Zuschauer ungewiss.
Als Bundespolizist Falke ist Möhring im Dauereinsatz. Seinen fünften Fall – eine Geiselnahme in Hamburg – hatte er bereits vor „Die Feigheit des Löwen“ abgedreht. Zurzeit ermittelt er am Filmset seines sechsten „Tatorts“, der in Salzgitter und Hamburg entsteht.
[Claudia Thaler/chp]
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