Es war alles live: Millionen Menschen sahen am 11. September 2011 wie Terroristen zwei Flugzeuge in das New Yorker World Trade Center lenkten. Die Twin Towers stürzten ein. Zum 10. Jahrestag rufen die TV-Sender die Ereignisse in Erinnerung.
George W. Bush, US-Präsident a. D., war nicht zu sprechen. Dafür gab sich sein früherer Verteidigungsminister Donald Rumsfeld höchst loyal, schlenderte ohne Bodyguard zum Interview in die Hotelhalle, und „die anderen Gäste staunten nicht schlecht“, wie sich Stefan Aust erinnert. Aust und Detlev Konnerth haben zusammen die 90-Minuten-Dokumentation „Die Falle 9/11 – Ein Tag, der die Welt veränderte“, die in der ARD am kommenden Sonntag (4. September) um 21.55 Uhr ausgestrahlt wird, produziert.
In Austs und Konnerths Film gaben sich Rumsfeld und die anderen, die vor der Kamera zum Gespräch bereit waren, wie der Regierungsberater Bruce Riedel oder Ex-Kanzler Gerhard Schröder, in Afghanistan stationierte Soldaten und deren Eltern aus Sicht der Autoren offener als erwartet: „Sie wollten wohl ihre eigenen Erfahrungen zur Sprache bringen“, so Aust. Freimütig schildert zum Beispiel der Anti-Terrorismus-Berater Richard A. Clarke, wie Präsident Bush von ihm am Tag nach dem Anschlag einen Beweis für die Mitverantwortung Saddam Husseins verlangte: „Ich war nicht bereit, ihm diesen zu liefern, denn es gab keinen“.
Vor zwei Jahren war Aust die Idee zu diesem Film gekommen, der nicht nur die Ereignisse vom 11. September wiederholen sollte. Zwar werden so noch nicht gesehene Aufnahmen von den einstürzenden Türmen des World Trade Centre gezeigt, die bei Amateurfilmern aufgespürt werden konnten. Doch ging es den Autoren um anderes. Es sollte nach Angaben der Autoren gezeigt werden, wie die Weltmacht USA zielbewusst in eine Falle gelockt worden sei, aus der sich dann in fast aberwitziger Logik die nächsten Katastrophen ergeben hätten, Krieg im Irak, Krieg in Afghanistan, die moralische Diskreditierung Amerikas durch die bekannt gewordenen Folterungen.
Auch die Finanzkrise, die nicht zuletzt von der finanziellen Überforderung Amerikas durch die Kriegskosten herrührt, gehöre dazu. Der Tod von Terrorchef Osama bin Laden mochte ein erster zaghafter Erfolg der amerikanischen Seite sein. Er beendet den Krieg mit den Taliban noch lange nicht. Der Terror geht weiter. Und im Irak wie in Afghanistan spielen die Amerikaner genau die Rolle, die sie zunächst unbedingt vermeiden wollten, die einer Besatzungsmacht.
Aust hat sich schon mit dem hiesigen Terrorismus intensiv beschäftigt und unter anderem den Bestseller „Der Baader Meinhof Komplex“ verfasst. Jetzt interessierte ihn besonders: „Wie sich doch die Muster des Terrorismus gleichen! Immer wird die mögliche Reaktion des Gegners in die Überlegungen einbezogen“. Der Gegner soll provoziert werden, sich von seiner schlimmsten Seite zu zeigen und damit erst die nächsten Terror-Aktionen zu rechtfertigen, so der Produzent.
Der Film, keine leichte TV-Kost, verzichtet auf alle gängige Popularisierung. Es gibt keine Spielszenen, keine Computer-Animationen. Aust verdeutlichte: „Ich bin ein Fanatiker der Authentizität. Mit Nachinszenierungen versaut man das Originalmaterial, und alle Authentizität ist weg“.
Bereits am Donnerstag (1. September) und Freitag (2. September) sendet das ZDF einen Zweiteiler mit sehr ähnlichem Titel: „Nine Eleven – Der Tag, der die Welt veränderte“. Die insgesamt 90-minütige Dokumentation wurde vom Terrorismus-Experten Elmar Theveßen gedreht und wird um 22.45 bzw. 23.30 Uhr ausgestrahlt.
Am Montag (22.45 Uhr) folgt in der ARD die Dokumentation „Mein 11. September“ von Stefan Lamby und Michael Wech, in der Politiker wie Joschka Fischer und Otto Schily die Ereignisse aus ihrer Sicht schildern.
Auch die Privatsender widmen dem 10. Jahrestag Dokumentationen. RTL zeigt am 1.. September um 22.50 die Dokumentation „9/11 – Die letzten Minuten im World Trade Center“. Am kommenden Montag (5. September) zeigen die Kölner um 22.15 Uhr den Film „Der 11. September! Wie ein Tag unser Leben veränderte“, den Chefredakteur Peter Kloeppel drehte.
RTL 2 widmet sich um 23.00 Uhr dem Thema in seiner Schicksalsreportage „11. September 2001 – Sprung in den Tod“. Vox widmet sich dem Thema sogar ganze 12 Stunden. Der Dokumentationsmarathon wird am 10. September ab 12 Uhr mittags ausgestrahlt.
Pay-TV-Anbieter Sky wird sich zum 10. Jahrestag der Terroranschläge in New York senderübergreifend in einem Sonderprogramm mit den Ereignissen auseinandersetzen. Unter anderem zeigt der Pay-TV-Anbieter am 27. August und in der Woche vom 3. bis 11. September mehrere Dokumentationen als deutsche TV-Premiere. [dpa/js]
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