„Die Befreier“ – History-Doku über die Befreiung des KZs Dachau

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Der deutsche Spartensender History überzeugt seine Zuschauer bereits seit vielen Jahren mit exzellenten Eigenproduktionen des Autors Emanuel Rotstein. Im Mai strahlt der Fernsehkanal anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager eine spannende Dokumentation über die Befreier und Befreiten aus.

Vor 70 Jahren wurden zehntausende Juden von amerikanischen Soldaten aus den Konzentrationslagern befreit. Während in vielen Dokumentationen das Thema aus geschichtshistorischer Sicht schon hunderte Male im Fernsehen zu sehen war, spielten die emotionalen Momente dabei nur eine untergeordnete Rolle. Besonders die Statements der Betroffenen wurden in den meisten Reportagen viel zu kurz eingefangen. Emanuel Rotstein, Produktionsdirektor des Senders History, hat sich diesem Thema angenommen und eine überzeugende Reportage geschaffen.

Anlässlich der Gedenkwochen zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau bei München präsentierte History Ende April seine neueste Eigenproduktion. Emanuel Rotstein hat sich dafür über viele Monate auf die Suche nach Überlebenden der grausamen Ereignisse rund um das Gefangenenlager gemacht. Dabei war es von Beginn an sein Ziel mit Befreiern und Befreiten zu sprechen und beide Seiten zusammenzubringen. Zur Premiere in München konnte History noch einmal fünf Zeitzeugen, die allesamt in den USA leben, auf der Bühne begrüßen. Drei dieser Männer im Alter zwischen 85 und 93 Jahren gehörten dabei zu den Gefangen des Konzentrationslagers Dachau, zwei weitere zu den Befreiern. Allein die Tatsache, dass sich diese fünf Akteure noch einmal in das entfernte Deutschland begeben haben, um gemeinsam mit dem Autor Emanuel Rotstein die Dokumentation einem ausgewählten Publikum zu präsentieren, zeigt nur zu deutlich, für wie wichtig alle diese Art von Aufklärung halten. Rotsteins Film wird zweifellos einer der letzten dieser Gattung sein, denn leider sind nur noch wenige Zeitzeugen 70 Jahre nach dem Ende der Grausamkeiten der Nationalsozialisten in der Lage über das Erlebte zu sprechen.
Überzeugendes Werk

Die Dokumentation beginnt zur Machtergreifung Hitlers 1933 und schildert zunächst die Geschichten sowie Erlebnisse dreier Zeitzeugen, die als spätere KZ-Häftlinge in Dachau befreit worden. Parallel berichten vier Zeitzeugen von ihrem Weg, der sie nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor in die US-Armee und mit dieser nach Europa führte. „Ich wusste nicht, was das Wort ‚Konzentrationslager‘ bedeutet. Aber jetzt weiß ich es“, beschreibt Jimmy Gentry die Zäsur, die die Befreiung des KZ-Dachau inmitten der Kriegswirren markierte. Gentry war wie viele seiner Kameraden bei der Befreiung gerade einmal 20 Jahre alt. Die Soldaten konnten kaum begreifen, was sie sahen. „Walking Dead“ (lebende Tote) nannten die Soldaten die ausgehungerten Überlebenden und taten alles, um sie zu retten. „Sie kümmerten sich um uns wie um Babys“, erinnerte sich Joshua Kaufman, der bei seiner Befreiung 17 Jahre alt war. Für Herman Cohn war die Ankunft in Dachau in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Moment. Er konnte vor den Nazis Ende der 1930er Jahre aus Deutschland in die USA fliehen, kehrte als US-Soldat nach Europa zurück und kam schließlich als Dolmetscher nach Dachau. Daniel Gillespie zog wie viele Amerikaner enthusiastisch in den Krieg, doch die Begeisterung verflog schnell. Er konnte ebenso wie zahllose seiner Kameraden nicht mit den furchtbaren Bildern, die er in Europa und speziell in Dachau sah, umgehen. Statt an eine Heldentat erinnern sich er und viele andere Kameraden an ihre Fassungslosigkeit und blicken nicht ohne Selbstkritik auf das Verhalten der US-Soldaten bei der Befreiung zurück.
 
Die TV-Weltpremiere der Dokumentation wird bei History am 31. Mai um 22 Uhr erfolgen. Nachfolgend wird “ Die Befreier“ bei History mehrfach wiederholt. Empfangbar ist History in HD-Qualität unter anderem beim Anbieter Sky. Doch auch viele Kabelkunden finden History in ihrem Senderportfolio und können sich die exzellent in HDTV produzierte Geschichtsdokumentation, die von Udo Wachtveitl kommentiert wird, anschauen. [rp]

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  • Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com
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