Nach dem teuren Abenteuer Champions League legt sich das ZDF offenbar finanzielle Daumenschrauben an. Laut Medienberichten will der Mainzer Sender bei der Neuausschreibung der DFB-Pokal-Übertragungsrechte ab 2013 dem öffentlich-rechtlichen Konkurrenten ARD das Feld überlassen.
Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwochsausgabe) liegt dem Deutschen Fußball-Bund für die nächste Rechteperiode des deutschen Pokalwettbewerbs im Free-TV-Bereich lediglich ein ARD-Gebot in Höhe von rund 25 Millionen Euro vor. Bis zum Ablauf der Bieterfrist am vergangenen Freitag seien dagegen keine Bewerbungsunterlagen seitens des ZDF eingereicht worden.
Wie es in dem Bericht weiter heißt, könnte sich das ZDF möglicherweise mit den Kollegen der ARD auf eine Sublizenzierung einzelner Partien verständigen. Ob diesbezüglich bereits Absprachen getroffen oder Verhandlungen geführt worden, ließ das Blatt offen. Klar sei nur, dass Intendant Schächter aufgrund der kritisch diskutierten Investitionen in die Champions-League-Berichterstattung mit kolportierten 150 Millionen Euro für den Zeitraum zwischen 2012 und 2015 im Sportrechtebereich auf die Kostenbremse getreten habe.
Die „SZ“ vermutet eher strategische Gründe für die ZDF-Auszeit. Tatsächlich betreiben ARD und ZDF mit Sport A eine gemeinsame Sportrechteagentur, so dass später durch die Hintertür ein Abkommen geschlossen werden könnte, ohne das ZDF erneut der Kritik der Geldverschwendung auszusetzen, hieß es in dem Bericht. DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach wollte die Spekulationen auf Anfrage nicht kommentieren. Er zeigte sich aber zuversichtlich, bis zur Präsidiumssitzung am 14. Oktober einen Abschluss vermelden zu können.
Offen ist, welche Bieter neben dem ZDF um die Ausstrahlungsrechte buhlen. Neben dem Bezahlanbieter Sky, seit 2009 beim DFB-Pokal als Pay-TV-Partner im Boot, wird den Privatsendern RTL und Sat.1 sowie dem US-amerikanischen Sportkanal ESPN aus dem Disney-Imperium ein Interesse an den Übertragungsrechten nachgesagt. Zuletzt hatte der DFB national rund 60 Millionen Euro jährlich für die insgesamt 63 Partien generiert. Immerhin ein Sechstel fließt dabei über die Vermarktung von Werbebanden in den Stadien, der Löwenanteil stammt aus dem TV-Geschäft.
Bereits Mitte Juni hatte der DFB eine TV-Monopolisierung bei der TV-Übertragung des Pokalwettbewerbs nicht ausgeschlossen. Es sei „denkbar, dass ein Bieter ein oder mehrere Pakete erwirbt“, sagte DFB-Marketingdirektor Denni Strich. Nach Angaben des Verbandes gibt es mindestens 13 registrierte Bewerber. „Es zeichnet sich also ein intensiver Wettbewerb um die Rechte am DFB-Pokal ab“, sagte Strauch (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).
Bislang übertragen ARD und ZDF sowie der Bezahlsender Sky den DFB-Pokal, der für die Profi- und Amateurvereine in den vergangenen Jahren immer attraktiver geworden ist. Schon in der ersten Runde kassiert jeder der 64 teilnehmenden Clubs mindestens 100 000 Euro aus dem Vermarktungstopf des DFB, im Endspiel gibt es 2,5 Millionen Euro für den Pokalsieger. Für die neue Rechteperiode wird gerade Sat.1 als neuer Interessent erwartet. Der Privatsender hatte die langjährigen Übertragungsrechte an der UEFA Champions League ab der Saison 2012/2013 an das ZDF verloren. [ar]
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