Alles beginnt mit einem mysteriösen Tod und entwickelt sich zu einem albtraumhaften Science-Fiction-Szenario, wie es nur „Ex Machina“- und „Auslöschung“-Regisseur Alex Garland hinbekommt. Das neue Highlight des Seriensenders Fox bringt einen hohen Unterhaltungswert in Einklang mit einer philosophischen Handlung und visueller Brillanz.
Wer in jungen Jahren nach einer Ausbildung für einen zukunftssicheren Job sucht, dem wird meistens geraten: Mach was mit Computern! Fähige Programmierer werden immer gesucht und verdienen gar nicht mal so schlecht. Großen IT- und Tech-Unternehmen haftet zudem etwas Mythisches, fast Religiöses an, denn Filme über Facebook, Apple & Co. (z. B. „Social Network“ und „Steve Jobs“) präsentieren häufig eine Genesis mit einem prophetengleichen Visionär, der seiner Zeit weit voraus ist und die Massen mit seinem Enthusiasmus begeistert. Dann gibt es wiederum Filme und Serien, die die Kehrseiten des IT-Business präsentieren. „The Circle“ ist so ein Beispiel, in dem eine junge Frau ihren Traumjob im größten Social-Media-Unternehmen der Welt erhält und in einem unentrinnbaren Horror-Szenario landet. Und dann wären da noch die ganzen spannenden Thriller (z. B. „Hackers“ oder „Mr. Robot“), in denen heldenhafte Hacker den Widerstand bilden und die „schmutzige Unterwäsche“ der großen Konzerne mit ihren illegalen Rebellen-Aktionen ans Tageslicht fördern.
Fort Amaya
All dies kommt in Alex Garlands neuestem Science-Fiction-Werk vor, für das er sich diesmal das Serien-Format aussuchte, um in acht Episoden eine höchst philosophische Geschichte zu erzählen. Wie bei „Twin Peaks“ oder auch „Lost“ besteht der größte Spaß natürlich darin, am besten nicht zu viel darüber zu wissen und selbst die Geheimnisse Episode für Episode zu entschlüsseln. Daher wollen wir an dieser Stelle nichts über den „Science“-Aspekt der Handlung verraten, der mit dem Ableben des jungen Programmierers Sergei Pavlov (Karl Glusman) in Zusammenhang steht. Gerade erst in die „Devs“- (Kurzform für „Developers“- bzw. Entwicklungs-)Abteilung des einflussreichen Tech-Unternehmens Amaya aufgenommen, um eine steile Karriere zu starten, wird ihm kurz darauf ein Suizid attestiert. Doch warum sollte jemand mit solch verheißungsvollen Zukunftsaussichten den Freitod wählen? Das fragt sich auch Sergeis Freundin Lily Chan (Sonoya Mizuno), die als brillante Software-Ingenieurin ebenfalls für das kalifornische Unternehmen tätig ist – nur dass sie in der Abteilung für Verschlüsselungstechnologien arbeitet. Sind die Überwachungsvideo-Aufzeichnungen, die angeblich Pavlovs Tod belegen, wirklich echt? Vertrauensvoll wendet sie sich an ihren Exfreund Jamie (Jin Ha), ebenfalls Programmierer, der sich auf Cybersicherheit spezialisiert hat. Und siehe da, mit seiner Hilfe finden sie einen ersten Hinweis darauf, dass mehr dahinter steckt. Woran genau forscht eigentlich die streng geheime Devs-Abteilung? Genau das will das Unternehmen und damit auch Amayas Sicherheitschef Kenton (Zach Grenier) mit allen Mitteln vor der Außenwelt geheim halten. Die Devs-Chefentwicklerin Katie (Alison Pill) scheint ebenso irgendwie in die Sache verwickelt zu sein, während der Geschäftsführer Forest (Nick Offerman) nicht nur durch seine Frisur und seinen außergewöhnlichen Kleidungsstil ein prophetisches Flair verbreitet.
Lilith und der Determinismus
Wer Alex Garlands Film „Ex Machina“ kennt (und liebt), kann sich denken, dass man hinter jeder Tür das Unerwartete erwarten sollte, das im Laufe der Handlung von allen Seiten betrachtet wird und die Frage nach dem Menschsein stellt. Garland selbst hat sich abseits seiner bisherigen zwei Regie-Arbeiten bereits als gewiefter Drehbuch-Autor erwiesen, der den schmalen Grat zwischen nachdenklich stimmender Prämisse und vorzüglicher Unterhaltung perfekt beherrscht. So schrieb er die Plots zu Danny Boyles mysteriösem „The Beach“, dem Endzeit-Zombie-Drama „28 Tage später“ sowie dem grandiosen Weltraum-Thriller „Sunshine“, die allesamt den intelligenten, unterschwellig ansteigenden Horror gemein haben. Die Art und Richtung, wie sich dieser in „Devs“ entfaltet, erinnert streckenweise an „American Horror Story“ mit starker Tendenz zur herausragenden Bildgewalt eines „American Gods“. Hier werden beeindruckende filmische „Gemälde“ geschaffen, die der Zuschauer so schnell nicht vergisst und die Raum für tiefgreifende Interpretationen lassen. Garland hat sich damit sein eigenes Steckenpferd geschaffen und entwickelt sich zu einem der wichtigsten und besten Science-Fiction-Regisseure unserer Zeit. Man darf gespannt sein, welche Visionen zukünftig noch seinem Geiste entspringen werden. Doch nun gilt es erst einmal, die neue Mini-Serie auf sich wirken zu lassen, die ab dem 19. August in exklusiver Deutschlandpremiere auf FOX zu sehen ist.
Sendetermine
Ab heute lässt sich die Mini-Serie als deutsche TV-Premiere immer mittwochs um 21 Uhr auf Fox verfolgen, wahlweise sogar im englischen Original oder als deutsche Synchronfassung. Wer eine oder mehrere Folgen verpasst hat, kann alle acht Episoden im Anschluss auch über Sky Go, Sky On Demand, Sky Ticket, in der Megathek auf MagentaTV oder via Vodafone Select und GigaTV abrufen.
Bildquelle:
- devs: Magenta TV-Megathek August PM