Deutschlands fleißigster TV-Schurke heute wieder am Werk

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Florian Bartholomäi in "Letzte Spur Berlin".
Als Anwalt Konstantin Lindlar versucht Florian Bartholomäi die unliebsame Besucherin Petra Fischer (Tilla Kratochwil) aus seiner Kanzlei zu entfernen. © ZDF/Oliver Feist

Immer wieder ist Florian Bartholomäi der TV-Schurke vom Dienst. Damit kann er gut leben. „Die Schurkenrollen sind ja auch oft die spannendsten Figuren.“ Nun ist er mal einer der Guten. Oder doch nicht?

Schauspieler Florian Bartholomäi, der im deutschen Fernsehen regelmäßig den Bösewicht gibt, hat für seine Arbeit viele Anregungen aus dem US-Horrorfilm „Das Schweigen der Lämmer“ mitgenommen. Das sei für ihn eine frühe Erfahrung gewesen, sagte der 37-Jährige in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.

„Jugendliche mögen Horror-Filme ja wahnsinnig gerne. Da geht es viel um Grenzen testen: Wie viel halte ich aus? Mutproben und all‘ so was. Und so habe ich mit einem Kumpel schon sehr früh angefangen, ‚Das Schweigen der Lämmer‘ mit Anthony Hopkins zu schauen“, sagte der TV-Star. „Irgendwann lief das im Fernsehen, und man blieb nachts heimlich wach und hat das geguckt. Und natürlich war das für so einen Psychopathen, wie ich ihn im Dortmunder ‚Tatort‘ gespielt habe, eine Prägung aus der Jugend: Anthony Hopkins als Hannibal Lecter.“ Seiner Überzeugung nach habe Hopkins, der in dem oscarprämierten Film von 1991 einen psychopathischen Killer spielt, eine Schauspieltechnik angewandt, bei der man sich in ein Tier hineindenkt. „Es ist meine persönliche Theorie: Ich glaube, er hat die Rolle als Schildkröte angelegt.“

„Hannibal Lecter ist mein Vorbild“

Bartholomäi ist am Freitag (21.15 Uhr) als Gaststar im ZDF-Krimi „Letzte Spur Berlin“ zu sehen. In der Episode spielt er einen etwas undurchsichtigen Anwalt, der seine Frau vermisst meldet. „So langsam wechsle ich das Rollenfach“, sagte der Schauspieler. „Jetzt habe ich erneut einen Anwalt gespielt. Ich war letztes Jahr schon einmal ein Anwalt. Ich freue mich, wenn ich nicht mehr nur der Schurke und der Bösewicht sein kann, sondern auch Anwalt, junger Ehemann, junger Vater. Das ist das Schöne beim Schauspiel: Der Beruf wächst mit dem Alter mit, mit den Erfahrungen, die man auch privat sammelt. Die kann man immer einfließen lassen.“

Letzte Spur Berlin
„Letzte Spur“ Berlin wird vom ZDF bald eingestellt. Bildquelle: ZDF

Dennoch schwinge wohl mit, dass er in der Rolle etwas Ambivalentes ausstrahle, verdächtig sei, so der 37-Jährige. Er habe in der ZDF-Reihe schon lange mitwirken wollen: „Ich habe mich sehr gefreut, dass ich in ‚Letzte Spur Berlin‘ noch mitmachen konnte, das ist ja die letzte Staffel. Wir hatten es immer mal wieder versucht, aber es ging sich zeitlich bisher nicht aus.“ Das ZDF lässt die Reihe mit der laufenden 13. Staffel auslaufen (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).

Die Tage von „Letzte Spur Berlin“ sind gezählt

In der neuen Episode „Rückfall“ spielt Alkoholsucht eine große Rolle. „Alkoholismus ist wirklich eine schlimme Sucht“, so der TV-Star. „Ich habe den Eindruck, gesellschaftlich verändert sich die Beurteilung langsam: Das Verständnis wächst, dass man Süchtige nicht verteufeln und einsperren sollte, sondern ihnen helfen muss. Da ist irgendwo eine Lücke, die sie versuchen zu füllen.“

Sein Bösewicht-Image hat sich Bartholomäi hart erarbeitet. „Ich war in 14 Tatort-Krimis dabei und ich war neunmal Täter, glaube ich. Und es gibt ja immer wieder Leute, die mich vor allem auf die Dortmunder ‚Tatort‘-Krimis ansprechen. Das ist der, der bei den meisten Zuschauerinnen und Zuschauern hängen geblieben ist. Vielleicht auch, weil ich da dreimal aufgetaucht bin.“ Bis auf den Kieler „Tatort“, in dem Lars Eidinger als Täter zurückkehrte, sei das ein Novum in der Reihe gewesen. „Ich finde es gut, wenn so etablierte Reihen auch was Neues wagen. Es war am Anfang gar nicht so gedacht. Dass ich im Dortmunder ‚Tatort‘ öfter vorkam, hat sich so ergeben und hat sich den Leuten dann offenbar eingebrannt, was schön ist. Für einen jungen Schauspieler wie mich war es damals erst mal wichtig, einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen. Der Rest folgt dann vielleicht von alleine. Jetzt so in den Enddreißigern gibt es wunderbare Rollen. Ich freue mich auf alles, was noch kommt.“

[Christof Bock]

Bildquelle:

  • df-letzte-spur-berlin: ZDF
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