Ab dem 14. September ist Jan-Gregor Kremp der neue „Alte“. Im Interview spricht der fast 50-jährige Schauspieler über Lampenfieber, seine neue Rolle im ZDF und sein Soloprogramm.
In Amt und Würden mit 50: Rund zwei Wochen vor seinem runden Geburtstag am 30. September startet der Schauspieler Jan-Gregor Kremp eine neue Karriere als Fernsehermittler. Im traditionsreichen Krimiformat „Der Alte“ im ZDF ist er ab Freitag (14. September) um 20.15 Uhr als Münchner Hauptkommissar Richard Voss zu sehen in der Folge „Königskinder“. Trotz seines nahenden 50. Geburtstages – Lampenfieber habe er immer noch vor jedem Auftritt, sagte der in Leverkusen mit seiner Familie lebende Kremp im Interview.
Michael Ande, Pierre Sanoussi-Bliss und Markus Böttcher ermitteln schon lange für den „Alten“. Als Nachfolger von Walter Kreye sind Sie in ein festes Ensemble als der Neue hinein gekommen. Wie war das für Sie?
Kremp: Das stimmt, die anderen sind schon länger dabei. Ich kannte sie aber schon, weil ich schon in ein paar Episodenrollen gespielt habe. Alle haben mich vorzüglich aufgenommen. Das war also nicht wie erster Schultag, auf die Toilette rennen und Angst vor dem Lehrer haben. Diese Angst haben die Jungs mir genommen und mich herzlich empfangen.
Waren Sie als Kind auch schon so aufgeregt?
Kremp: Ich war als Kind immer sehr aufgeregt, wenn was für mich Bedeutendes anstand. Mein erster Schultag war so und auch meine Zeit als Messdiener. Ich habe wahnsinnig gerne in der Messe gedient, musste aber immer zehn Mal auf die Toilette, bevor ich zur Kirche ging. Dieses Grundgefühl kenne ich heute auch noch. Ich bin immer noch ein bisschen angespannt vor Neuem. Dann stellt man sich viele Fragen und je mehr Fragen man sich stellt, desto nervöser wird man. Bis man dann endlich angefangen hat und die erste Klappe geschlagen ist. Und dann ist gut.
Wenn Sie so empfinden, haben Sie sich mit der Schauspielerei einen schwierigen Beruf ausgesucht. Da leben Sie ja davon, öffentlich aufzutreten.
Kremp: Lampenfieber ist nichts anderes. Das gehört einfach dazu. Diese Aufregung braucht man glaube ich auch, um sich auf die Sache zu fokussieren. Das ist von der Natur schon ganz gut so eingerichtet. Jeder Musiker, jeder Dirigent, der vor dem Orchester steht, kennt das auch.
Sie haben also immer versucht, ihr Lampenfieber in kreative Bahnen zu lenken.
Kremp: Ja, meistens ist mir das gelungen, manchmal auch nicht.
Merkt man das mitten in den Dreharbeiten, wenn es nichts wird?
Kremp: Ich kenne das eher vom Theater. Ich fangeeine Szene an zu spielen, und merke, ich bin genau eine Spur daneben,ich bin nicht richtig drin in der Rolle. Am besten würde man dann vonNeuem anfangen. Wie beim Schreiben das berühmte zerknüllte Papierwegwerfen. Aber auf der Bühne muss man sich dann eben konzentrieren unddas Steuer noch mal rumreissen.
Hatten Sie für Ihre Rolle als Fernsehkommissar irgendwelche Vorbilder im Kopf? Vielleicht Siegfried Lowitz, den ersten „Alten“, der die Rolle in rund neun Jahren entscheidend geprägt hat?
Kremp: Es gibt schon Figuren, die ich toll finde. Aber mit Vorbildern habe ich mich immer schon schwer getan. So ein richtiges Vorbild habe ich nicht. Wenn ich mich in eine Richtung orientieren sollte, dann wären es der gute Erik Ode oder Siegfried Lowitz mit einem kleinen Schuss Curd Jürgens. Die waren ein bisschen schwierige, mürrische Typen.
Wie kam es dazu, dass Sie die Rolle übernommen haben?
Kremp: Vor Jahren hatte mich der Produzent Ringelmann schon mal gefragt, ob ich die Rolle nicht übernehmen wollte. Da war ich Anfang 40 und fühlte mich noch zu jung und ich wollte noch ein bisschen Theater spielen. Jetzt war der Kollege Walter Kreye krank und niemand wusste, wie schwer die Erkrankung ist und wann er wieder kommen würde. Es stand ein Team mit 60 Leuten in der Warteschleife, und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Da hat man mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Ich habe dann sehr genau mit meiner Frau zusammen überlegt und zugesagt.
Wie vereinbaren Sie die Dreharbeiten für eine Serie mit anderen Projekten?
Kremp: Ich habe als Herzensprojekt nebenbei noch ein Soloprogramm. Mit der Serie kann ich mir auch dafür meine Zeit besser einteilen. Ich weiß lange im voraus, wann ich den „Alten“ drehe und kann den Theatern sagen, wann ich mit meinem Soloprogramm auftreten kann. Das konnte ich früher nicht, denn bei Fernsehfilmen kommen die Anfragen oft erst vier Wochen vorher, da muss man dann Gewehr bei Fuß stehen.
In ihrem Soloprogramm machen Sie auch Musik. Sie haben früher Musik studiert. Haben Sie das vermisst?
Kremp: Ich habe Trompete und Klavier gespielt. Klar habe ich das auch vermisst. Über die Jahre am Theater bin ich nicht dazu gekommen, es sei denn, wir haben die „Dreigroschenoper“ gespielt. Ich bin froh, dass ich das wieder intensivieren kann. Zwischen den Folgen bin ich zuhause, da feile ich dann am Programm, schreibe oder spiele Klavier, manchmal auch Trompete, wobei ich da ein bisschen fleißiger sein müsste.
Haben Sie auch mal davon geträumt, Musiker zu werden?
Kremp: Es hätte bei mir für eine Solokarriere nicht gereicht. So habe ich angefangen, Schulmusik zu studieren. Da aber das pädagogische Talent nicht zu meinen größten Stärken gehört, habe ich das Studium irgendwann wieder abgebrochen und mich für die Schauspielerei entschieden.
Wie lange werden Sie den Alten spielen?
Kremp: Es gibt immer Jahresverträge. Bis jetzt macht mir das großen Spaß. Ich gucke einfach von Jahr zu Jahr, wie es läuft, ob es weiter gemacht wird und ob ich noch Lust habe. Das habe ich so auch mit meiner Frau ausgemacht. Wir müssen ja nicht unbedingt zeitliche Rekorde brechen.
Vielen Dank für das Gespräch!INTERVIEWs im Überblick
[Interview: Britta Schmeis/hjv]
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