Im neuen ZDF-Krimi „Der Fahrgast und das Mädchen“ geht Kommissarin Bella Block am heutigen Samstag ab 20.15 Uhr trotz Ruhestand wieder auf Verbrecherjagd. Dabei bekommt sie es mit viel Theater und auch einer gehörigen Portion Kafka zu tun.
Unter der Regie von Torsten C. Fischer schleust sich die „Kommissarin im vorläufigen Ruhestand“ Bella Block für ihren neuesten Fall in eine Schule ein. Drei Schüler, alle zusammen wegen Kafkas Kurzerzählung „Der Fahrgast“ auf der Bühne, haben auf einer Autofahrt zwei Schüsse abgefeuert. Ausgerechnet mit einer Waffe, mit der ein bislang unbekannter Täter vor 30 Jahren einen Bankraub begangen und anschließend auf der Flucht eine junge Frau umgebracht hat.
Die Schüler Jana (Liv Lisa Fries), Lenny (Jacob Matschenz) und John (Rick Okon) mauern bei der Polizei. Sie geben vor, sie hätten nichts mit der Sache zu tun. Doch Staatsanwalt Mehlhorn (Hansjürgen Hürrig) ist da ganz anderer Meinung und bittet Bella Block (Hannelore Hoger), ihren Ruhestand zu unterbrechen und sich in die Schule einzuschleusen, unter dem Vorwand, sie wolle Anleitungen zur Verbrechensprävention geben. Doch schnell kommt an der Schule der Verdacht auf, Bella Block wolle aus den Schülern die Wahrheit herauskitzeln. Der Schulleiter untersagt ihr die Fortsetzung ihrer Arbeit.
Hier könnte der Krimi am Ende angelangt sein, gäbe es nicht noch Lenny, der sein Leben frei nach Kafka eingerichtet und als Objekt seiner Begierde die Theaterlehrerin Mariam Brückner (Katharina Wackernagel) auserkoren hat. Wie auch Kafkas „Fahrgast“ in der knapp 230 Worte umfassenden Erzählung grübelt Lenny über seine Daseinsberechtigung und stößt beim Schweifen seines Blickes auf ein nett anzuschauendes Mädchen. In Lennys Fall ist es die Lehrerin.
Mit ihrem Zusammentreffen eröffnet sich auch der Showdown, der sich aber dramaturgisch – nach einem Buch von Fabian Thaesler – als reichlich konstruierter Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart entpuppt. Lenny spürt mit der alten Waffe in der Hand Mariam Brückners Vater auf und entlarvt ihn als alten Bankräuber. Damit aber nicht genug. Der Schüler mit der missglückten Suche nach seinem Ich hat noch mehr vor, besonders mit Brückners Tochter.
Autor Thaesler will die Zuschauer laut eigenen Worten aus dem ZDF-Presseheft „auf eine Tauchfahrt durch die verschiedenen Seelenleben“ nehmen, was ihm jedoch nur ansatzweise gelingt, denn die wirklichen Beweggründe erschließen sich dem Publikum in ein paar Minuten Film nicht. Auch Bella Blocks Einsatz zum Schluss, in dem sie sich trotz mehrfacher Verbote viel zu weit vorwagt, ist sichtlich auf dem Reißbrett entstanden und wirkt trocken und künstlich. [dpa/sv]
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