„Das Recht auf Liebe“: ZDF-Film über die Kondom-Königin

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Wer es im Leben zur Legende schafft, ist bei ARD oder ZDF richtig aufgehoben. Wenige Tage nach Udo Jürgens und seinem Familienroman „Der Mann mit dem Fagott“ in der ARD fordert nun Franka Potente als Sex-Unternehmerin Beate Uhse „Das Recht auf Liebe“ ein – im ZDF.

Ein Orgasmus vor Gericht! Beate Uhse macht es möglich. Im Jahr 1972 musste sich die Sexunternehmerin aus Flensburg, inzwischen eine erfolgreiche Geschäftsfrau, einmal mehr wegen des leidigen „Unzuchtparagrafens“ 184 vor der Justiz verantworten. Ihre Begegnungen mit der Polizei, Staatsanwälten und Richtern, die ihre neidvollen oder moralisierenden Gegner inszenierten, füllen Archive.

Das biografische ZDF-Drama „Beate Uhse – Das Recht auf Liebe“, das an diesem Sonntag (20.15 Uhr) ausgestrahlt wird, beginnt mit einer dieser vielen Gerichtsszenen. Der Flensburger Unternehmerin, gespielt von Franka Potente, bereitet die Verhandlung sichtlich Vergnügen. Denn die zumeist männlichen Widersacher trauen sich kaum, der Uhse die Gründe zu nennen, warum sie gerade wieder einmal vor Gericht ist, geschweige denn, ihr in die Augen zu schauen.

Der Film über den dornenreichen beruflichen und privaten Werdegang der Selfmade-Unternehmerin blieb selbst auch nicht frei von schwierigen Begleitumständen. Die Dreharbeiten im vergangenen Jahr wurden abgeschirmt, um die Hauptdarstellerin zu schützen: Im Umfeld der Aufnahmen wurde in einigen Medien darüber spekuliert, dass Potente von einem Stalker belästigt werde. Die in den USA lebende Schauspielerin bestätigt dies nicht. Darüber hinaus meldete die Produktionsfirma Zeitsprung aus Köln kürzlich Insolvenz an.

Potente selbst hatte sich zuvor nicht groß mit Uhse beschäftigt. Witze habe sie nie gemacht, sagt die 37-Jährige. „Ich wusste immer, zumindest oberflächlich, wer Beate Uhse ist, und kannte ihre Läden, aber das war’s eigentlich. Ihren ganzen interessanten Hintergrund habe ich eigentlich erst durch den Film erfahren. Tolle, starke Frau, finde ich.“ Man kenne nur die „skandalöse“ Oberfläche einer Person, und dahinter verberge sich eine verletzliche, sehnsuchtsvolle Frau, die versucht habe, alles was ihr lieb und teuer war, unter einen Hut zu kriegen.

Die Uhse-Geschichte ist eingebettet in eine Rahmenhandlung, die in den siebziger Jahren angesiedelt ist. Gerade ist ihr Ehemann Ewe Rotermund (Hans-Werner Meyer) ausgezogen, die Uhse empfängt aber schon zu Hause den neuen Liebhaber und breitet ihm die Anekdoten ihres Lebens aus. Eine etwas mühevolle Rückblendenkonstruktion, die den Film holprig macht. Der Mann hört staunend zu, die erfolgreiche Lebefrau erzählt.

Die ersten Schritte nach dem Krieg waren hart für Beate Uhse, die damals noch Köstlin hieß. Der Mann gefallen, die Flucht so gerade mit einem geklauten Kleinflugzeug geschafft, der Sohn von den englischen Soldaten weggenommen. Bald lernt sie ihren Ernst Walter («Ewe») kennen, mit dem sie schon Ende der vierziger Jahre das Thema Sexualberatung kommerziell in der „Schrift X“ angeht, die kostenpflichtig verschickt wird. Schnell brummt der Handel, die Gegner wittern schlimmste Pornografie.

Neben der Frau, die „jeder zu kennen glaubt, zeigt der Film auch eine, die sich nach Liebe, Familienglück und Geborgenheit sehnte“, schrieb die ZDF-Abteilungsleiterin Heike Hempel ins Vorwort ihres Pressehefts. Dies wird deutlich, als Uhse vom Verhältnis ihres Kindermädchens (Rike Schmidt) mit Ewe erfährt. Es setzt eine schallende Ohrfeige für das Kindermädchen, „die nicht im Drehbuch stand“, wie Schauspielerin Schmidt sagt, aber die Regisseur Hansjörg Thurn so gut fand, dass er sie im Film haben wollte. [Carsten Rave]

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