„Das Haus“: Beklemmender Polit-Thriller mit Tobias Moretti heute als TV-Premiere

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"Das Haus" mit Tobias Moretti © NDR/Bernard Hermant/Andreas Schlieter/Sabrina Rapp
© NDR/Bernard Hermant/Andreas Schlieter/Sabrina Rapp

Wenn das Luxusdomizil mehr weiß als seine Bewohner: Die Zukunft ist smart und sehr repressiv in dem lakonischen Thriller „Das Haus“. Verantwortlich hierfür sind vor allem die starken Figuren.

Deutschland 2029: Eine rechtspopulistische Regierung ist an der Macht und unterdrückt zunehmend die Meinungsfreiheit. Dies spürt auch der Investigativ-Journalist Johann Hellström (Tobias Moretti), als er von seinem Verlag unter fadenscheinigen Gründen vor die Tür gesetzt wird. Unabhängiger Journalismus kann in dieser düsteren Zukunft fast schon lebensgefährlich werden.

Hellström flieht mit seiner Frau Lucia (Valery Tscheplanowa) in sein luxuriöses Ferienhaus auf einer einsamen Insel. Aber in dieser scheinbaren Idylle steht dem Paar bald ein ganz anderer Feind gegenüber. Der brisante Thriller „Das Haus“ läuft am Freitag um 20.15 Uhr bei Arte. In der Nacht vom 15. auf den 16. Dezember wiederholt das Erste den Polit-Thriller noch einmal im Rahmen seiner Dystopie-Filmreihe, um 1.10 Uhr.

Hellström hat sich ein hypermodernes Smart Home bauen lassen. Hier öffnen sich die Türen auf Zuruf, morgens vor dem Spiegel gibt es den digitalen Gesundheitscheck, und der autonome Kühlschrank meldet sich beim Lebensmittelhändler, wenn die Fächer sich leeren. Diese unheimlich smarte, neue High-Tech-Welt steckt natürlich voller Tücken. Überall im Haus hängen Kameras, die alles archivieren.

Zuerst bei Arte, dann im Ersten

Bald kommt es zu Argwohn und Misstrauen zwischen den Ehepartnern, später entdeckt Hellström auf einer Datei einen Seitensprung seiner Frau. Dabei scheint es so, als habe die ausgefeilte Technik im Haus ihn auf diese Fährte gesetzt. Dieser raffinierte Luxus-Schuppen, der jede Bewegung seiner Bewohner kennt und alle Daten sammelt, scheint ein Eigenleben zu besitzen. Hellström und Lucia agieren dagegen immer mehr wie Marionetten, die an unsichtbaren Fäden hängen. Nur in der freien Natur, im Wald oder im Kajak auf dem Wasser fühlt sich der verfolgte Journalist noch sicher.

Regisseur Rick Ostermann („Wolfskinder; „Das Boot“) hat einen beklemmenden Thriller mit dystopischen Elementen in Szene gesetzt. Basierend auf einer Kurzgeschichte des Journalisten Dirk Kurbjuweit entwirft sein Film die Vision einer Zukunft, in der die äußere Repression mit einer smarten digitalen Kontrolle korrespondiert.

Und irgendwann geht beides ineinander über. „Der vermeintliche Rückzugsort, das Ferienhaus, ist tatsächlich Beobachter, Machthaber und Kontrolleur. Es nimmt gefangen – zunächst im positiven, dann im erschreckend wörtlichen Sinne“, sagt Ostermann laut Arte-Presseheft.

Moretti glänzt mal wieder

Die Situation eskaliert, als Layla (Lisa Vicari) und Alex (Max von der Groeben), zwei junge Regimekritiker und mutmaßliche Terroristen, in dem Ferienhaus Zuflucht suchen. Lucia sympathisiert ganz offen mit den Revoluzzern, ihr Mann Johann dagegen lehnt Gewalt kategorisch ab. Die Spannungen zwischen den Eheleuten nehmen zu, bis beide schließlich draußen vor der Tür stehen. Eine Nacht im Wald am Lagerfeuer bringt sie wieder näher zusammen, sie planen ihre Flucht aus Deutschland. Aber die Katastrophe lässt sich nicht mehr aufhalten.

Tobias Moretti und Valery Tscheplanowa geben in diesem Kammerspiel mit Überwachungskameras eine überzeugende Vorstellung ab. Langsam zersetzt das Misstrauen die Solidarität zwischen den Eheleuten, sie glauben der künstlichen Intelligenz mehr als ihrer Intuition. Zum Ende hin verliert dieser sehenswerte Thriller leider etwas den Faden. Das lakonische, in eisgrauen Farben gefilmte Zukunftsszenario (Kamera: Stefan Ciupek; Matthias Bolliger) bekommt einen konventionellen Anstrich, den es eigentlich gar nicht gebraucht hätte.

[Johannes von der Gathen]

Bildquelle:

  • df-das-haus: ARD
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