Claus Kleber: „Rote Teppiche sind nicht mein Ding“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Das „Heute Journal“ ist ohne Claus Kleber kaum denkbar. Seit nunmehr zehn Jahren präsentiert er die Nachrichtensendung im ZDF. Im Interview verrät Kleber, wie ihn die Arbeit als Nachrichtensprecher verändert hat.

Was hat sich seit Ihrem Start beim „Heute Journal“ im besonderen Maße verändert?
 
Kleber: Ganz wichtig ist, dass wir das Studio gewechselt haben. Damit wurde ja nicht eine Dekoration verändert. Das hätten wir viel billiger haben können, indem wir einfach ein paar Sperrholzwände anders hinstellen. Wir haben nun bessere Möglichkeiten, die Dinge zu erklären – manchmal auch dramaturgisch interessanter aufzuarbeiten. Für uns war nicht der Look entscheidend, sondern was wir damit journalistisch anfangen können. Und da haben wir eine ziemlich steile Lernkurve gemacht – über die letzten vier Jahre.
 
Bis 2008 waren Sie zusätzlich Redaktionsleiter, seitdem sind Sie nur noch Moderator. Hat das Ihre Vorbereitung auf die Sendung verbessert?
 
Kleber: Ja, absolut. Ich habe den wunderbaren Luxus, mich an dem Tag der Moderation nur um die Inhalte der Sendung zu kümmern – und das ist mehr als die Moderation. Das „Heute Journal“ ist noch stärker als alle anderen Mitbewerber ein Moderatorenmagazin. Das heißt, ich kann mich beispielsweise mehrere Stunden lang mit Mali beschäftigen, kann französische, englische, amerikanische Zeitungsartikel lesen. Das ist toll, das hätte ich früher nicht gekonnt.

2007 hatten Sie einen unterschriftsreifen Vertrag vom „Spiegel“ auf dem Tisch, der Sie als Chefredakteur wollte. Haben Sie es bereut, das Angebot ausgeschlagen zu haben?
 
Kleber: Natürlich gucke ich mit einem anderen Auge auf den „Spiegel“, habe einen Heidenrespekt vor der Arbeit, die die Kollegen dort machen. Und ich hatte natürlich auch großen Respekt vor der Aufgabe, wenn ich sie nun angenommen hätte. Aber ich habe nicht gekniffen damals. Ich habe mir das schon zugetraut, auch wenn ich mich vielleicht überschätzt habe. Ich habe die Entscheidung nie bereut. Nicht nur, weil ich das Fernsehen liebe. Das Entscheidende war, dass das ZDF mich unbedingt wollte. Zum Schluss hatte ich keinen Grund mehr zu gehen.
 
Sie haben oft sehr lange Arbeitstage, kommen spät nach Hause. Wie können Sie am besten vom Stress abschalten?
 
Kleber: Abends wartet Gott sei Dank meine Frau auf mich und unterhält sich noch mit mir, auch bis nachts um Eins. Dann gönne ich mir einen kleinen Schluck Highland Whiskey und ein kleines Stück Schokolade – das ist so ein Ritual.

Sie zählen zu den A-Promis und werden zu vielen Events eingeladen. Mögen Sie denn rote Teppiche?
 
Kleber: Nein, überhaupt nicht. Ich habe die schlechte Angewohnheit, die Fahrer zu überreden, kurz vorher anzuhalten. Ich laufe dann durch den kleinen Kücheneingang rein und nicht über den roten Teppich. Dafür bin ich schon schwer ermahnt worden. Natürlich besonders, wenn das ZDF die Sendung macht, ist das etwas unfair gegenüber den Kollegen. Ich lebe ja auch von Bildern und ich habe mir vorgenommen, mich da zu bessern.
 
Sie haben die Mächtigen der Welt interviewt. Auch ein etwas kurioses Gespräch mit Horst Seehofer blieb dem Zuschauer im Gedächtnis, als der CSU-Vorsitzende Klartext redete, als das offizielle Interview schon vorbei war. Haben Sie einen Lieblingsinterviewpartner?
 
Kleber: Bill Clinton ist mein liebster Interviewpartner. Weil das wirkliche Unterhaltungen sind und auch Colin Powell – damals vor dem Golfkrieg, weil beides Männer sind, die sich für die Frage interessieren und die das Gespräch mit dem Interviewer wollen und nicht irgendwelche vorgestanzten Sachen liefern. Seehofer hat aber auch einen Platz in meinem Herzen. Weil das so eine tolle spontane unvorbereitete Situation war.
 
Stimmt es, dass Sie gerne mal ins All fliegen würden? Was fasziniert Sie am Weltraum?
 
Kleber: Ich bin der Sohn eines Maschinenbauers und Physikers, der fast sein ganzes Leben lang in der Weltraumforschung unterwegs war. Er ist es immer noch, mit Mitte Achtzig, dauernd im Internet. Das färbt natürlich ab. Und das Kribbeln im Nacken beim Anblick eines Starts in Cape Canaveral hat bei mir nie nachgelassen.
 
Über was unterhalten Sie sich eigentlich mit Gundula Gause wenn die Mikrofone schon ausgeschaltet, Sie aber noch zu sehen sind – oder ist das ein Betriebsgeheimnis?
 
Kleber: Betriebsgeheimnis (lacht). Es sei denn, jemand hat aus Versehen das Mikrofon offen gelassen. Das ist auch schon passiert. Gott sei Dank war es nix Peinliches. Das gäbe es manchmal auch. Aber das sind dann Redaktionsinterna. Man darf nicht übersehen, dass sich in dem Augenblick die Anspannung eines mindestens-zwölf-Stunden-Tages löst. Da gibt’s schon manchmal was zu lachen. Zu fluchen auch, aber selten.
 
Vielen Dank für das Gespräch.Archiv
[Interview: Andrea Löbbecke/ps]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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  1. AW: Claus Kleber: "Rote Teppiche sind nicht mein Ding" Intelligente Menschen kommen ausschließlich aus Württemberg.
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