Christoph Waltz gelang der Sprung von deutschen Film- und TV-Produktionen nach Hollywood. Durch Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ wurde er einer der Großen. Nun wird der Mime, der den Bösewicht perfekt verkörpern kann, 60 Jahre alt.
Es war die Begegnung mit Star-Regisseur Quentin Tarantino, die sein Leben für immer verändern sollte: Christoph Waltz arbeitete vor seinem fulminanten Durchbruch jahrzehntelang weitgehend unbekannt in deutschsprachigen Film- und Fernsehproduktionen. Für seine Darstellung des zynischen SS-Offiziers Hans Landa in Tarantinos „Inglourious Basterds“ erhielt er seinen ersten Oscar. Den Triumph nannte er in seiner Dankesrede „Über-Bingo“. Der Streifen, in dem er Brad Pitt in den Schatten stellte, katapultierte ihn in Hollywoods Erste Liga. Seitdem reißen sich die angesehensten Regisseure um den gebürtigen Wiener. Am Dienstag feiert Waltz seinen 60. Geburtstag – wohl zurückgezogen wie eh und je.
Nach dem Abitur absolvierte Waltz renommierte Schauspielschulen in Wien und New York und trat in ersten Film- und Theaterproduktionen auf. Er drehte „Du bist nicht allein – Die Roy Black Story“ (1996) und trat in dem Film „Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit“ (1998) auf.
Ihm gelang stets der Spagat zwischen skurrilen und zwielichtigen Figuren. Der Mime mit den sanften Augen und dem markanten Kinn wurde schon immer gerne als Krimineller oder Psychopath, der sich hinter seiner gutbürgerlichen Fassade verbarg, besetzt. Er spricht neben Deutsch, perfekt Englisch und Französisch und besitzt die deutsche und österreichische Staatsbürgerschaft.
Auch seinen zweiten Oscar verdankte er seinem intelligentem Schauspiel als Sklavenbefreier in Tarantinos Western „Django Unchained“. Er drehte außerdem mit Roman Polanski „Der Gott des Gemetzels“, mit Tim Burton das Drama „Big Eyes“ und im James-Bond-Streifen „Spectre“ gab er als Gegner von 007-Agent Daniel Craig den Fiesling. Es folgten unzählige prestigeträchtige Auszeichnungen, wie der Darstellerpreis in Cannes und Golden Globes. Am „Walk of Fame“ trägt ein Stern seinen Namen.
„Die Bösen machen dann am meisten Angst, wenn sie ganz normal aussehen“, sagte er einmal. Die Figur des Ganoven sei für ihn viel reizvoller: „Darin liegt ja die dramatische Funktion der Schurken. Sie müssen die Widerstände erst mal schaffen, die der Held dann überwinden kann“, sagte Waltz der „Hannoverschen Allgemeine Zeitung“. Ehrfurcht vor großen Rollen habe er jedenfalls nie, denn das helfe ihm nicht bei der Arbeit. Respekt fühle er aber stets.
Sein privates Kinovergnügen wurde in den vergangenen Jahren aber getrübt. Die Menschen würden ständig reden oder auf ihren Handys herumtippen, ärgerte er sich beim Late-Night-Talker Jimmy Kimmel.
Künstlerisch gibt er sich nicht nur mit der Rolle vor der Kamera zufrieden. 2000 hatte er mit dem TV-Film „Wenn man sich traut“ sein Debüt als Filmregisseur, 2013 inszenierte er in Antwerpen mit Richard Strauss‘ „Der Rosenkavalier“ seine erste Oper.
Sein Image als privat strenger und trockener Mensch versucht er mit lustigen Auftritten in amerikanischen Talkshows regelmäßig abzulegen. Da singt er schon mal dramatisch das Titellied der „Sesamstraße“ oder spricht mit Perücke und Glitzerkleidung für eine Rolle des Magier-Duos Siegfried & Roy vor. „Er ist ein netter Kerl, er wird nur missverstanden“, sagte Tarantino über ihn.
Waltz pendelt zwischen London, Berlin und Los Angeles, doch in deutschen Produktionen ist er kaum mehr zu sehen. Das sei keine böse Absicht. Doch aus Deutschland kommen seinen Aussagen zufolge kaum interessante Angebote.
Sein Privatleben hält Waltz strikt unter Verschluss. Er ist mit einer Kostümbildnerin aus Berlin in zweiter Ehe verheiratet und hat eine Tochter. Aus erster Ehe stammen drei weitere Kinder. Waltz bescheinigte sich selbst eine wahre Besessenheit, was den Schutz seiner Privatsphäre betrifft. So verrät sein Management nicht einmal, was Waltz an seinem Ehrentag geplant hat. Beruflich ist jedenfalls offenbar zunächst keine Pause vorgesehen: Die Gesellschaftssatire „Downsizing“ ist gerade abgedreht und die Verhandlungen für eine Manga-Verfilmung unter der Regie von James Cameron sollen bereits laufen. [Sandra Walder/kw]
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