Der islamistische Terror ist schon lange in Europa angekommen, auch in Deutschland. Ein ARD-Thriller erzählt über die Hintergründe und über die Arbeit der Geheimdienste in Pakistan, Afghanistan und Indien.
Verschont geblieben ist Deutschland vom Terror leider nicht – egal, von welcher Seite aus er erfolgt. Über die Verwicklungen deutscher Geheimdienste in den Aufbau von Terrorzellen in Pakistan und die Folgen davon erzählt der mit Christiane Paul, Heiner Lauterbach und Axel Milberg ausgesprochen prominent besetzte Thriller „Saat des Terrors“. Das Erste zeigt ihn am Mittwoch (21. November) um 20.15 Uhr. Im Anschluss daran (21.45 Uhr) folgt die Dokumentation „Spur des Terrors“.
Die Geschichte führt zehn Jahre zurück, nach Pakistan im Jahr 2008. Jana Wagner (Christiane Paul) ist in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad für den Bundesnachrichtendienst im Einsatz, wo sie zuständig ist für den Kampf gegen die Drogengeschäfte, mit denen die islamistischen Terrorgruppen von Pakistan aus ihre Aktivitäten in Afghanistan und anderen Ländern finanzieren. Sie ist bestens vernetzt, mit den Geheimdiensten Pakistans und der USA, und arbeitet gut mit ihrem amerikanischen Kollegen und Informanten Stephen Walker (Robert Seeliger) zusammen.
Als sich die Hinweise auf geplante Anschläge im indischen Mumbai verdichten, wird sie im Ermittlungsdrang von ihrem Chef Thomas Günther (Axel Milberg) behindert. Wirklich vertrauen kann sie nur dem Sicherheitsbeauftragten Nicholas Krüger (Heiner Lauterbach). Mit Hilfe des Übersetzers Tariq Usmani (Reza Brojerdi) als Mittelsmann informiert sie den indischen Geheimdienst, wird jedoch selbst der Spionage für die Taliban beschuldigt und ausgewiesen. Und kann nicht mehr verhindern, was dann bald passiert.
Der Film von Autor Gert Heidenreich (74) und Regisseur Daniel Harrich (35) erzählt eine mögliche Vorgeschichte zu den tatsächlichen Anschlägen in Mumbai am 26. November 2008 durch etwa zehn Angreifer, die – nach Angaben der indischen Behörden – mindestens 239 Verletzte und 174 Tote gefordert haben. Nur ein Täter wurde damals festgenommen und später hingerichtet, alle waren in Pakistan ausgebildet worden.
Harrich hat sich bereits mit seinen Filmen „Der blinde Fleck“ (2013), „Meister des Todes“ (2015) und „Gift“ (2017) um brisante Themen gekümmert: Attentat auf das Oktoberfest, Waffenhandel und Medikamentenfälschung. Sie waren sämtlich unter der Mitwirkung seiner produzierenden Eltern Danuta und Walter Harrich entstanden, hervorragend recherchiert und von gesellschaftlicher und politischer Relevanz.
Das gilt auch für diesen Film, in dem es um nichts weniger als die Verwicklung deutscher Geheimdienste in Terroraktivitäten geht, um den Terror als Geschäftsmodell und um den Kampf um die Deutungshoheit über die Geschichte des Terrors der vergangenen 30 Jahre. Es werden weitreichende Fragen gestellt, etwa nach dem Sinn der Arbeit der Geheimdienste. So fragt Jana ihren Kollegen Nicholas auf dem Dach ihrer stark gesicherten Wohnung: „Was soll das alles? Wir wissen nicht mehr, was wir hier tun.“
Der Zuschauer weiß das vermutlich noch viel weniger, denn die komplizierte Handlung und das Geflecht aus Doppelagenten und V-Männern machen es ihm nicht gerade leicht. Dazu kommen viele synchronisierte Szenen und wechselnde Schauplätze. Der Film zeigt auch, wie einsam diese Arbeit einen Geheimdienstler machen kann, wie machtlos er in Wirklichkeit ist. Und wie wenig dabei am Ende herauskommt. Dranbleiben lohnt sich trotzdem.
Der Film „Saat des Terrors“ läuft am Mittwoch (21. November) um 20.15 Uhr im Ersten.
[Klaus Braeuer]
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