In der deutschen Fernsehlandschaft ist Rosemarie Fendel bekannt wie ein bunter Hund. Trumpfte sie vor fünf Jahren noch mit einem neuen Fernsehfilm zu ihrem Ehrentag auf, soll dieses Jahr nur in kleinem Kreis gefeiert werden. Am Mittwoch (25. April) wurde die Schauspielerin 85 Jahre alt.
Rosemarie Fendel gelang stets etwas, was vielen ihrer Kolleginnen und vor allem auch vielen jungen Schauspielerinnen schwer fällt: Mit viel Charme verleiht sie ihren Figuren Lebendigkeit, vermischt Liebenswürdigkeit mit Eleganz, Impulsivität und Eigensinnigkeit. Ihre Rollen haben nie nur eine Facette. Seit beinahe einem halben Jahrhundert dreht Fendel nun Filme, auf eine öffentliche Großinszenierung zu ihrem 85. Ehrentag legt sie aber keinen Wert.
1927 wurde Fendel in Metternich bei Koblenz geboren. Einen Teil ihrer Kindheit verbrachte sie in Böhmen, der Heimat ihrer Mutter. Nach ihrem Abitur nahm sie Schauspielunterricht. 1946 mit noch nicht mal 20 Jahren dann ihr Debüt: Als Blumenmädchen in Girodoux‘ „Die Irre von Chaillot“ an den Kammerspielen. Von da an war ihr Weg klar. Gustaf Gründgens holte sie nach einer Zwischenstation in Tübingen 1953 ans Schauspielhaus in Düsseldorf. Danach folgten Auftritte in Darmstadt, München und Frankfurt am Main, wo sie heute noch lebt.
1963 startete Fendel ihre Fernsehkarriere an der Seite von Erik Ode in der Krimiserie „Der Kommissar“. Viele Filme folgten, etwa 1972 „Trotta“ unter Regie ihres langjährigen Lebensgefährten Johannes Schaaf. Auch international erregte sie Aufsehen und brachte etwa den schwedischen Regisseur Ingmar Bergman zum Schwärmen. Immer wieder spielt Fendel auch gemeinsam mit ihrer Tochter Suzanne von Borsody, so etwa 2007 in „Das zweite Leben“ und „Späte Aussicht“.
Für die beiden erfolgreichen Schauspielerinnen einen willkommene Gelegenheit, während der Drehpausen endlich mal wieder viel Zeit miteinander zu verbringen. Ihr Verhältnis ist herzlich und entspannt. Fendel formuliert es so: „Du bist das Beste, was mir in meinem Leben je passiert ist.“
So ist es kein Wunder, dass bei aller Hingabe zur Schauspielerei ihre Liebe zu ihrer Tochter mehr Gewicht hatte. Nach der Geburt 1957 zog sich Fendel erst mal von der Bühne zurück – für sechs Jahre. Eine nicht ganz einfache Entscheidung. „Aber als das Kind auf die Welt kam, war mein Ehrgeiz weg, also litt ich keine Qualen“, sagte sie einmal im Interview. Doch 1962 ließ sie sich von ihrem Ehemann Hans von Borsody scheiden und ging wieder arbeiten. Sie synchronisierte Stars wie Elizabeth Taylor, Jeanne Moreau und Annie Girardot, fing dann aber bald wieder selber mit der Schauspielerei an.
Auch mit 85 Jahren ist Rosemarie Fendel immer noch aktiv. Von einer schweren Krankheit im Winter hat sie sich inzwischen wieder erholt. Derzeit tritt sie bei Lesungen auf und auch einige Filmprojekte sind nach Angaben ihrer Agentur im Gespräch. Ihre Arbeit als Schauspielerin sieht Fendel auch als willkommene Ablenkung. „Dann muss man nicht immer über sich selber so nachgrübeln. Man grübelt ja immer über die Figuren, die man spielt“, sagte sie. „Diese Nabelschau, dazu bin ich überhaupt nie gekommen in meinem Leben.“Archiv
[Cordula Dieckmann/fm]
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