Vor lauter Castingshows sieht man kaum noch den Fernseher: Die Formate „Unser Star für Baku“, „The Voice of Germany“ und „Deutschland sucht den Superstar“ buhlen derzeit um die Gunst der Zuschauer. DIGITALFERNSEHEN.de wagt sich an einen ungewöhnlichen Vergleich.
Derzeit laufen drei Musik-Castingshows im deutschen Fernsehen: „Unser Star für Baku“ (USFB), „The Voice of Germany“ (VOICE) und „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS). Ein bisschen viel, oder? Zumindest die Fans scheint das Überangebot aber nicht zu stören, denn alle drei Formate haben zur Hauptsendezeit (20.15 Uhr) ordentliche Einschaltquoten und unterscheiden sich teilweise recht deutlich, wie unser Castingshow-Check zeigt:
SENDEDATEN
USFB: ProSieben und ARD, zunächst donnerstags, Finale: 16. Februar
VOICE: Sat.1 (vorher auch ProSieben), freitags, Finale: 10. Februar
DSDS: RTL, zunächst mittwochs und samstags, Finale: im Frühjahr
EINSCHALTQUOTEN
USFB: Die erste Show am Donnerstagabend sahen 2,44 Millionen Zuschauer – das ist in etwa das Niveau der beiden Vorjahre. Der Marktanteil bei den jüngeren Zuschauern (14 bis 49 Jahre) lag bei guten 15,6 Prozent.
VOICE: Nach Spitzenwerten von über fünf Millionen Zuschauern hat sich die Show jetzt bei rund vier Millionen Fans eingependelt. In der Zielgruppe der Jüngeren sind regelmäßig ein Viertel der Fernsehzuschauer dabei.
DSDS: Den Nimbus des Zuschauerkrösus hat DSDS an „Das Supertalent“ verloren; dennoch waren bei den ersten beiden Shows der aktuellen Staffel zwischen fünfeinhalb und mehr als sechs Millionen dabei; die werberelevante Zielgruppe klebt mit einem Marktanteil von bis zu einem Drittel an dem Format.
ZUSCHAUER
USFB: Raabs Kernpublikum sowie unverbesserliche Grand-Prix-Nostalgiker.
VOICE: Musikfans, Nena-Fans, Naidoo-Fans, Nena-Hasser, Naidoo-Hasser.
DSDS: Teenies und Leute, die Lust am gemeinsamen Lästern und Fremdschämen haben.
JURYS
USFB: Fanta-4-Sänger Thomas D ist der Präsident und in seiner locker-positiven Art so etwas wie ein Anti-Bohlen. TV-Tausendsassa Stefan Raab versucht sich in Zurückhaltung und Frida-Gold-Sängerin Alina Süggeler verblüfft in der ersten Show mit einem eigenwilligen Outfit aus Glitzer Jogginghose und High Heels.
VOICE: Die charismatischen Juroren sind gleichzeitig Coaches und versuchen natürlich, mit ihren Kandidaten möglichst weit zu kommen. Xavier Naidoo hat sich als Tonlagen-Papst erwiesen, Nena gibt die Musik-Übermutter, Rea Garvey den beherzten Rockonkel und die BossHoss-Jungs glänzen als die lustigen Zwei.
DSDS: Bohlen, Bohlen, Bohlen: Der Oberjuror beherrscht auch in der neunten Staffel mit markigen Sprüchen die Show und nimmt dabei weiterhin keinerlei Rücksicht auf die Gefühle der Kandidaten. Daneben versuchen sich Cascada-Sängerin Natalie Horler als harte weibliche Hand und Ex-„Topmodel“-Juror Bruce Darnell als Stil-Berater.
BESONDERES
USFB: die Historische.
Diese Show entscheidet über den deutschen Teilnehmer für den Eurovision Song Contest 2012. Dabei standen schon 2010 beim Lena-Casting Gesang und Musikalität im Vordergrund. Mit einem historischen Erfolg: dem ersten Sieg beim Grand Prix seit 28 Jahren. Der Clou 2012: Die Blitztabelle. Damit ist jede Showsekunde klar erkennbar, welcher Kandidat gerade wo steht – nervenaufreibend.
VOICE: der Überraschungserfolg.
Vor dem Start des x-ten Castingformates gab es zumeist spöttische Blicke, danach fast nur positive Kritiken und Super-Quoten. Die „Blind Auditions“ brachten mal wirklich etwas Neues im Castingshow-Einheitsbrei – interessant.
DSDS: der Dauerbrenner.
Von den Kritikern gehasst, von den Teenies geliebt, schafft es die RTL-Show nun schon seit 2002/2003, jährlich Schlagzeilen zu machen und Millionen Fans in ihren Bann zu ziehen. Dabei steht – vor allem in den ersten Shows der Staffeln – weniger das Musikalische im Vordergrund als vielmehr Peinlichkeiten und Blamagen, später kommen noch Zickereien und Schicksalsschläge hinzu – lästerhaft.
MODERATOREN
USFB: Sandra Rieß (ARD) und Steven Gätjen (ProSieben) – beide noch recht farblose Nachfolger der auch schon nicht gerade schillernden Moderatoren Sabine Heinrich und Matthias Opdenhövel.
VOICE: Stefan Gödde und Doris Golpashin. Er fiebert freundlich mit, setzt aber kaum Akzente. Die Oberösterreicherin ist ein sympathischer und gutaussehender Import aus der Alpenrepublik.
DSDS: Marco Schreyl. Gefühlt schon immer dabei, aber eigentlich erst seit 2005. Gerät in Boulevardmedien manchmal wegen schlüpfriger Bemerkungen in die Kritik, hält sich aber trotzdem wacker neben Bohlen.
ZITATE
USFB: „Wenn man diesen Song singt, dann braucht man Eier, die nicht in die Hose passen.“ (Thomas D)
VOICE: „Un-fucking-fassbar“ (Rea Garvey)
DSDS: „Du singst so, wie du aussiehst.“ (Natalie Horler)[dpa/ar]
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