Casting-Vergleich: „DSDS“ vs. „Voice“ vs. „Unser Star für Baku“

3
60
Bild: Destina - Fotolia.com
Bild: Destina - Fotolia.com

Vor lauter Castingshows sieht man kaum noch den Fernseher: Die Formate „Unser Star für Baku“, „The Voice of Germany“ und „Deutschland sucht den Superstar“ buhlen derzeit um die Gunst der Zuschauer. DIGITALFERNSEHEN.de wagt sich an einen ungewöhnlichen Vergleich.

Derzeit laufen drei Musik-Castingshows im deutschen Fernsehen: „Unser Star für Baku“ (USFB), „The Voice of Germany“ (VOICE) und „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS). Ein bisschen viel, oder? Zumindest die Fans scheint das Überangebot aber nicht zu stören, denn alle drei Formate haben zur Hauptsendezeit (20.15 Uhr) ordentliche Einschaltquoten und unterscheiden sich teilweise recht deutlich, wie unser Castingshow-Check zeigt:
 
SENDEDATEN
 
USFB: ProSieben und ARD, zunächst donnerstags, Finale: 16. Februar
 
VOICE: Sat.1 (vorher auch ProSieben), freitags, Finale: 10. Februar
 
DSDS: RTL, zunächst mittwochs und samstags, Finale: im Frühjahr
 
 
EINSCHALTQUOTEN
 
USFB: Die erste Show am Donnerstagabend sahen 2,44 Millionen Zuschauer – das ist in etwa das Niveau der beiden Vorjahre. Der Marktanteil bei den jüngeren Zuschauern (14 bis 49 Jahre) lag bei guten 15,6 Prozent.
 
VOICE: Nach Spitzenwerten von über fünf Millionen Zuschauern hat sich die Show jetzt bei rund vier Millionen Fans eingependelt. In der Zielgruppe der Jüngeren sind regelmäßig ein Viertel der Fernsehzuschauer dabei.
 
DSDS: Den Nimbus des Zuschauerkrösus hat DSDS an „Das Supertalent“ verloren; dennoch waren bei den ersten beiden Shows der aktuellen Staffel zwischen fünfeinhalb und mehr als sechs Millionen dabei; die werberelevante Zielgruppe klebt mit einem Marktanteil von bis zu einem Drittel an dem Format.

ZUSCHAUER
 
USFB: Raabs Kernpublikum sowie unverbesserliche Grand-Prix-Nostalgiker.
 
VOICE: Musikfans, Nena-Fans, Naidoo-Fans, Nena-Hasser, Naidoo-Hasser.
 
DSDS: Teenies und Leute, die Lust am gemeinsamen Lästern und Fremdschämen haben.
 
 
JURYS
 
USFB: Fanta-4-Sänger Thomas D ist der Präsident und in seiner locker-positiven Art so etwas wie ein Anti-Bohlen. TV-Tausendsassa Stefan Raab versucht sich in Zurückhaltung und Frida-Gold-Sängerin Alina Süggeler verblüfft in der ersten Show mit einem eigenwilligen Outfit aus Glitzer Jogginghose und High Heels.
 
VOICE: Die charismatischen Juroren sind gleichzeitig Coaches und versuchen natürlich, mit ihren Kandidaten möglichst weit zu kommen. Xavier Naidoo hat sich als Tonlagen-Papst erwiesen, Nena gibt die Musik-Übermutter, Rea Garvey den beherzten Rockonkel und die BossHoss-Jungs glänzen als die lustigen Zwei.
 
DSDS: Bohlen, Bohlen, Bohlen: Der Oberjuror beherrscht auch in der neunten Staffel mit markigen Sprüchen die Show und nimmt dabei weiterhin keinerlei Rücksicht auf die Gefühle der Kandidaten. Daneben versuchen sich Cascada-Sängerin Natalie Horler als harte weibliche Hand und Ex-„Topmodel“-Juror Bruce Darnell als Stil-Berater.
 
 
BESONDERES
 
USFB: die Historische.
Diese Show entscheidet über den deutschen Teilnehmer für den Eurovision Song Contest 2012. Dabei standen schon 2010 beim Lena-Casting Gesang und Musikalität im Vordergrund. Mit einem historischen Erfolg: dem ersten Sieg beim Grand Prix seit 28 Jahren. Der Clou 2012: Die Blitztabelle. Damit ist jede Showsekunde klar erkennbar, welcher Kandidat gerade wo steht – nervenaufreibend.
 
VOICE: der Überraschungserfolg.
Vor dem Start des x-ten Castingformates gab es zumeist spöttische Blicke, danach fast nur positive Kritiken und Super-Quoten. Die „Blind Auditions“ brachten mal wirklich etwas Neues im Castingshow-Einheitsbrei – interessant.
 
DSDS: der Dauerbrenner.
Von den Kritikern gehasst, von den Teenies geliebt, schafft es die RTL-Show nun schon seit 2002/2003, jährlich Schlagzeilen zu machen und Millionen Fans in ihren Bann zu ziehen. Dabei steht – vor allem in den ersten Shows der Staffeln – weniger das Musikalische im Vordergrund als vielmehr Peinlichkeiten und Blamagen, später kommen noch Zickereien und Schicksalsschläge hinzu – lästerhaft.
 
 
MODERATOREN
 
USFB: Sandra Rieß (ARD) und Steven Gätjen (ProSieben) – beide noch recht farblose Nachfolger der auch schon nicht gerade schillernden Moderatoren Sabine Heinrich und Matthias Opdenhövel.
 
VOICE: Stefan Gödde und Doris Golpashin. Er fiebert freundlich mit, setzt aber kaum Akzente. Die Oberösterreicherin ist ein sympathischer und gutaussehender Import aus der Alpenrepublik.
 
DSDS: Marco Schreyl. Gefühlt schon immer dabei, aber eigentlich erst seit 2005. Gerät in Boulevardmedien manchmal wegen schlüpfriger Bemerkungen in die Kritik, hält sich aber trotzdem wacker neben Bohlen.
 
 
ZITATE
 
USFB: „Wenn man diesen Song singt, dann braucht man Eier, die nicht in die Hose passen.“ (Thomas D)
 
VOICE: „Un-fucking-fassbar“ (Rea Garvey)
 
DSDS: „Du singst so, wie du aussiehst.“ (Natalie Horler)[dpa/ar]

Bildquelle:

  • Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com
3 Kommentare im Forum
  1. AW: Casting-Vergleich: "DSDS" vs. "Voice" vs. "Unser Star für Baku" Leider lässt "The Voice" z. Zt. nach. Ist meine Meinung. Bei der letzten Live-Show fielen ausgerechnet die beiden Teilnehmer raus, die meines Erachtens nach die beste gesanglichen Leistungen gebracht haben. Besonders hervorzuheben Katja. Die restlichen Teilnehmer der Teams Xavier und Boss Hoss finde ich nur noch mittelmäßig. Habe noch Hoffnung bei den beiden restlichen Teams Ray und Nena. Davon gefallen mir die meisten recht gut. Aber ist ja alles Geschmacksache.
  2. AW: Casting-Vergleich: "DSDS" vs. "Voice" vs. "Unser Star für Baku" Das stimmt bis auf USFB: das ist fast nur Publikum unter 50 was da zuschaut. Echte Grand Prix Nostalgiger können mit dem Format nichts anfangen, weil viel zu wenig Bezug auf den Wettbewerb genommen wird. Man könnte ja zB auch mal nen ESC Song bringen oder alte Teilnehmer einladen. Nein, Raab hat die Vorentscheidung eigentlich völlig vom ESC abgekoppelt. Raabs Kernpublikum stimmt, plus einige Musikinteressierte der höheren Anspruchskategorie. Alle unter 50 jährigen, die auch Casting schauen wollen, aber Bohlen für ne Zumutung halten. Stimmt, bis auf Opdenhövel. Der war ganz sicher nicht farblos und fehlt den Shows immens (wie auch bei Schlag den Raab). Gätjen ist einfach kein Showtyp, und die Rieß muss sich noch stark steigern. Müsste da lokalpatriotisch sein, aber ich werde nicht recht warm mit ihr.
  3. AW: Casting-Vergleich: "DSDS" vs. "Voice" vs. "Unser Star für Baku" Also ich schaue gar keine der drei Sendungen. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Seriös würde ich davon nur den ESC-Vorentscheid sehen, da erstens mit Stefan Raab und Thomas D. gute Leute in der Jury sitzen und die Sendung bereits gezeigt hat, dass man im Gegensatz zu allen anderen Castingshows einen echten Star erschaffen kann, der sogar das Zeug hat den Eurovision Song Contest zu gewinnen. Allein diese Tatsache lässt eigentlich alle anderen Castingsendungen in Deutschland blass aussehen.
Alle Kommentare 3 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum