Beim Siegersong gibt es Tränen – das Duo Sisters hat mit seinem Lied „Sister“ das Rennen gemacht. Die beiden Sängerinnen sicherten sich das Ticket zum Finale des 64. Eurovision Song Contest in Israel.
Das Duo Sisters hat den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest (ESC) gewonnen. Die beiden Sängerinnen Carlotta (19) aus Hannover und Laurita (26) aus Wiesbaden setzten sich am Freitagabend in Berlin in der TV-Sendung „Unser Lied für Israel“ mit dem Song „Sister“ gegen sechs Konkurrenten durch.
Sie treten damit für Deutschland im ESC-Finale am 18. Mai in Tel Aviv an. Im vergangenen Jahr holte Michael Schulte beim ESC in Portugal den vierten Platz für Deutschland, Siegerin wurde die israelische Sängerin Netta.
Laurita, die ihren Nachnamen nicht nennt, zeigte sich nach dem Sieg überrascht: „Ich bin hier hingekommen und habe mich schon gefragt, was machst du eigentlich, wenn du rausfliegst. Weiter konnte ich nicht denken, ans Gewinnen auch nicht.“ Ihre Partnerin Carlotta Truman wollte eigentlich am Wochenende umziehen. „Das muss jetzt in drei Stunden gehen“, sagte sie nach dem Erfolg. „Ich bin jetzt besonders motiviert. Und in Israel werden wir 3000 Prozent geben.“ Sie habe kein Bisschen mit dem Erfolg gerechnet. „Aber ich habe es gewünscht!“
Carlotta gewann nach NDR-Angaben bereits als Zwölfjährige den Deutschen Rock- und Pop-Preis, auch bei der TV-Castingshow „The Voice Kids“ stand sie im Finale. Laurita siegte als Zehnjährige beim „Kiddy Contest“ und tritt unter anderem als Backgroundsängerin von Lena Meyer-Landrut auf.
Über den Gewinner der Vorentscheidung, die das Erste live aus Berlin übertrug, entschieden die Fernsehzuschauer, eine 100-köpfige Eurovisions-Jury sowie eine internationale Experten-Jury. Sisters traten gegen Aly Ryan, BB Thomaz, Linus Bruhn, Gregor Hägele, Lilly Among Clouds und Makeda an.
Die Experten-Jury hatte ihre jeweilige Maximalwertung nur an vier Songs vergeben: von Sisters, Makeda, Linus Bruhn und Lilly Among Clouds. Die Eurovisions-Jury sah Aly Ryan vorn, bei der Publikumswertung waren es die Sisters. Dafür wurden nach Angaben des Norddeutschen Rundfunks (NDR) 375 000 Stimmen per Telefon abgegeben. Alle drei Jurys wurden mit ihren Favoriten und den Nächstplatzierten gleichwertig jeweils zu einem Drittel gewertet.
Die Teilnahme des Duos hatte der für den ESC innerhalb der ARD zuständige NDR erst lange nach allen anderen Kandidaten bekanntgegeben. Im Sisters-Fall stand erst der Song, dann wurden die Sängerinnen gesucht.
Der beim NDR für den ESC zuständige Redaktionsleiter Thomas Schreiber verteidigte die Startreihenfolge, mit der Sisters die Kandidatenreihe beendeten. „Ich würde gerne mit dem Mythos aufräumen, dass die Startpositionen ausschlaggebend für das Ergebnis ist.“ Bei sieben Teilnehmern könne man sich an alle erinnern. Schreiber bedauerte, dass kein deutschsprachiger Song dabei war. „Die Interpreten haben sich dagegen entschieden. Es gibt von uns keine Vorgabe, in welcher Sprache gesungen wird.“
Auch neben Sisters dominierte vor allem Frauenpower die Vorentscheidung, deren Songs von Elektrobeats und wilden Lichteffekten bis zur Soul-Ballade mit großem Gefühl reichten.
Entertainerin und ESC-Expertin Barbara Schöneberger moderierte die Show gemeinsam mit „Tagesschau“-Sprecherin Linda Zervakis. Vor den rund 1000 Zuschauern im weitgehend glitterfreien TV-Studio traten als Stargäste Musiker wie Deutschrocker Udo Lindenberg im Duett mit Popsänger Andreas Bourani, der ESC-Vierte Schulte („You Let Me Walk Alone“) und die ESC-Gewinnerin von 2010, Lena Meyer-Landrut („Satellite“), auf.
Schulte nahm diesmal auch neben „The Voice of ESC“ Peter Urban in der Kommentatorenkabine Platz. Beeindruckt zeigte er sich von den Kandidaten, die sich um seine Nachfolge bewarben: „ein unfassbar hohes Niveau“. Den Sisters bescheinigte er „unfassbar tolle Stimmen, die perfekt zusammenpassen“. Auch Kommentator Urban lobte das Duo – und die Botschaft des Songs: zusammen sind wir stark. Ihr Lied durften Sisters als Siegerinnen noch einmal anstimmen – noch immer überwältigt und abwechselnd lachend und weinend. [Dorit Koch und Gerd Roth]
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