Mit „Promi Big Brother“ steht im September die nächste TV-Show auf dem Programmplan, die auf den Faktor Promi als Vermarktungskonzept setzt. Längst haben die Privatsender erkannt, dass sich dank allerhand B- und C-Prominenz auch mit den unsinnigsten und ausgelutschtesten Formaten noch Quote machen lässt. Bei den Zuschauern zeigen sich derweil erste Ermüdungserscheinungen.
So ein Promi macht anscheinend alles besser. Vor allem im TV, wo unzählige Sender und Sendungen um die Aufmerksamkeit der Zuschauer buhlen, scheinen Prominente – vorzugsweise aus den Kategorien B oder C – dieser Tage das Erfolgsrezept schlechthin zu sein. Diese Formel scheint nun offenbar auch bei Sat.1 angekommen zu sein, denn mit „Promi Big Brother“ steht endlich auch das erste große Prominenten-Format des Jahres beim Unterföhringer Sender in Aussicht – reichlich spät aber möglicherweise besser als nie.
Am 13. September soll es endlich soweit sein. Zwar stehen die Teilnehmer offiziell noch nicht fest, allerdings sind erste, natürlich streng geheime Namen wie Lucy Diakovska, Mark Medlock, Graciano Rocchigiani und Martin Semmelrogge wie gehabt beeits an die ein oder andere Boulevard-Zeitung „durchgesickert“. Das dahinterliegende Vermarktungskonzept ist mittlerweile ebenso ein alter Hut, wie das Konzept der Formate insgesamt: Man nehme eine funktionierende oder potentiell interessante TV-Idee – um welche es sich handelt ist dabei eigentlich beinahe egal – und fülle diese mit mehr oder weniger bekannten TV-Gesichtern. Ein Glücksfall für Sender und Produzenten: Selbst Konzepte, die eigentlich schnarchlangweilig sind, können durch den Promi-Faktor oftmals noch „aufgewertet“ werden.
Entsprechende Prominenten-Shows gibt es mittlerweile bei den Privatsendern reichlich: Allein in diesem Sommer stehen neben „Promi Big Brother“ auch die neuen Shows „Wild Girls auf Highheels“, „Vip-Bus“, „Pool Champions“, der Prominenten-Version von „Familien Duell“ (alle RTL) und „Reality Queens“ (ProSieben) auf den Sendeplänen – zusätzlich zu bereits etablierten Formaten wie „Promi Kocharena“, „Das Perfekte Promi Dinner“ oder „Promi Shopping Queen“, die alle Vox laufen, wo man offenkundig bereits seit längerem dazu über gegangen ist, jede halbwegs funktionierende Show nachträglich noch einmal in einer Prominenten-Version zu starten. Verschiedene Promi-Spezials von diversen Quiz- und Game-Shows flimmern natürlich ebenfalls regelmäßig über die Mattscheiben.
Die Produktionsabläufe für die Formate haben die Privatsender mittlerweile perfektioniert. So werden die Promis üblicherweise gleich selbst produziert und anschließend kontinuierlich weiter aufgebaut. Neben diversen Teilnehmern von Casting-Formaten qualifizieren sich auch so ziemlich alle anderen als Kandidaten für Promi-Sendungen, die irgendwann schonmal im Fernsehen zu sehen waren. Und spätestens nach der Teilnahme an einem der Celebrity-Formate sind die entsprechenden C-Promis als solche fest etabliert und können in weiteren Shows zum Einsatz kommen. Mittlerweile hat man sich hier offenbar einen so großen Promi-Pool geschaffen, dass immer neue Formate für die TV-Stars her müssen.
Ob der Zuschauer diese noch sehen will, wird dabei immer fraglicher. Zuletzt entwickelten sich beispielsweise die RTL-Shows „Die Pool Champions“ und „Wild Girls“ nicht unbedingt zu Quoten-Hits und ob kommende Formate den zuletzt negativen Trend wieder umkehren können, ist alles andere als sicher. Dass es auch anders geht, beweist Stefan Raab, einer der Vorreiter in Sachen Promi-Shows im Fernsehen, mit seinem Format „Schlag den Raab“. Im Gegensatz zur „Wok WM“ oder dem „TV Total Turmspringen“ tritt der Entertainer dort nicht gegen mehr oder weniger bekannte Gesichter aus der TV-Welt an, sondern gegen Kandidaten ohne jeglichen Promi-Bonus. Die Zuschauer fiebern dabei regelmäßig mit den Herausforderern mit, die gegen TV-Gesicht Raab antreten. Vielen scheint das mittlerweile mehr zuzusagen als gekünstelt wirkende Reality-Sendungen mit C-Prominenz.
Je nach Sender könnte es allerdings noch eine Weile dauern, bis hier ein Umdenken einsetzt. Dass mittlerweile oft zu lange an ausgelutschten Formaten festgehalten wird, zeigen nicht zuletzt die Casting-Show, die – obwohl seit Jahren auf dem absteigenden Quoten-Ast – noch immer fest in den Programmplanungen der Zukunft verankert sind. Und so dürfen sich die Zuschauer wohl auch in Zukunft auf das ein oder andere weitere Promi-Format freuen. Ob „Mitten im Promi-Leben“, „Der Promi-Richter“, „Der Promi-Zoo“ oder „Ice Road Promis“ – der Kreativität sollten hier keine Grenzen gesetzt sein. [Patrick Schulze]
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