Der letzte „Tatort“-Fall von Kommissar Felix Stark wirft seit Sonntag vor allem eine Frage auf: Ist er nun wirklich tot oder nicht? Stark wäre dabei nicht der erste Ermittler, der sterbend aus dem „Tatort“ ausscheidet. Doch wie sieht ein guter Abgang aus?
Stirbt er nun oder stirbt er nicht? 9,86 Millionen Fernsehzuschauer haben sich am Sonntagabend gefragt, ob der 13 Jahre von Boris Aljinovic gespielte „Tatort“-Ermittler Felix Stark überlebt. Die Antwort lautete „Vielleicht“ – wie auch der Krimi-Titel. Aljinovics langjähriger Schauspielerkollege Dominic Raacke (55) schied im Februar ohne große Abschiedsnummer aus.
Mit einem spektakulären Psycho-Thriller rund um die hellseherischen Träume einer Norwegerin und mit einem offenen Ende machte nun Aljinovic (47) mit einem Solo-Fall den Abgang (Drehbuch und Regie: Klaus Krämer). Bei den Zuschauern löste Starks Solo gespaltene Reaktionen aus. Tausende schrieben am Sonntagabend in sozialen Netzwerken wie Twitter ihre Meinung zu dem ARD-Krimi.
„Tolle Darsteller, aber das Traumdeuten und Esoterische könnt ihr euch nächstens sparen. Fehlt noch die Glaskugel und Wünschelrute“ schrieb Twitternutzer „Herr Schröder“. „Ich hasse es wenn es kein Ende gibt, gerade wenn jemand aufhört (…) Warum sagt ihr nicht, ob er noch lebt oder nicht?“, sagte Nutzer Est über den Abgang des Ermittlers.
„Fand ihn ziemlich fesselnd“, schrieb Nutzer Stefan Heinisch. Und Roland Voser meinte: „Für diesen Berliner Tatort mit letztmals Felix Stark gibt es volle 10 von 10 Punkten. Goodbye und danke Boris Aljinovic.“ Als neues Berlin-Duo drehen bereits die Schauspieler Meret Becker (45) und Mark Waschke (42) die erste Folge für den RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg), die im Frühling im Ersten laufen soll.
Das bei Statistiken stets genaue Fan-Forum „Tatort-Fundus“ hat in der bislang 44-jährigen Geschichte des ARD-„Tatorts“ bereits 66 Wechsel von Ermittler-Teams gezählt. Fast zwei Drittel davon sind demnach ohne Begründung aus dem „Tatort“ verschwunden. Andere gingen in Rente, quittierten den Dienst oder zogen in eine andere Stadt. Doch es geht auch spektakulärer.Todesfälle:
Anders als man bei einer langlebigen Krimireihe denken könnte, wurden im „Tatort“ bislang nur drei Hauptermittler im Dienst umgebracht, wie der Experte Timo Bredehöft für den „Tatort-Fundus“ analysiert hat.
1982 wurde Polizeihauptmeister Werner Rolfs (gespielt von Klaus Löwitsch) im Frankfurter „Tatort – So ein Tag…“ (7. Februar 1982) in einer Tiefgarage von einem Querschläger tödlich getroffen, nachdem ein mit ihm befreundeter Kleinganove auf seine Ex-Freundin geschossen hatte.
1998 wurde dann der russischstämmige Kommissar Michael Zorowski (Robinson Reichel) – Kollege von Ernst Roiter (Winfried Glatzeder) – in der Folge „Berliner Weiße“ (22. November 1998) von einem fliehenden Drogendealer angefahren. Er starb im Rettungshubschrauber.
2012 nahm der Hamburger verdeckte Ermittler Cenk Batu (Mehmet Kurtulus) in seinem letzten Fall den Bundeskanzler als Geisel, um seine Freundin zu retten. Ein Sondereinsatzkommando erschoss ihn in der Folge „Die Ballade von Cenk und Valerie“ (6. Mai 2012).
1990 starb auch der erste Schweizer Ermittler, der Berner Kommissar Walter Howald (Mathias Gnädinger), in dem Krimi „Howalds Fall“ (16. April 1990). Er erschoss sich jedoch selbst, nachdem er zuvor zum Verbrecher geworden war.
Ums Leben kamen im „Tatort“ auch öfter wiederkehrende Nebenfiguren. Anfang des Jahres sorgte etwa der Tod der langjährigen Kölner Assistentin Franziska Lüttgenjohann (Tessa Mittelstaedt) für Aufsehen. Sie starb gewaltvoll bei einer Geiselnahme im Gefängnis, zum Schock ihrer Chefs Max Ballauf und Freddy Schenk (Klaus Behrendt und Dietmar Bär). Die Erstausstrahlung von „Franziska“ (5. Januar 2014) war aus Jugendschutzgründen erst nach 22 Uhr gelegt worden.Aufsehenerregende andere Abgänge:
2001 erreichte der Hamburger Kommissar Peter Brockmöller (Charles Brauer) das Rentenalter, einige Monate vor seinem Kollegen Paul Stoever (Manfred Krug). Dieser ließ sich im Krimi „Tod vor Scharhörn“ (7. Januar 2001) unbezahlten Urlaub geben und hörte aus Solidarität mit Brockmöller ebenso auf. Der Abgang der beiden beliebten Hamburger Ermittler wurde mit einem typischen Gesangsduett inszeniert.
1997 kehrte Lea Sommer (Hannelore Elsner) nach zwei Hamburger „Tatort“-Krimis wieder zurück nach Frankfurt in die ARD-Krimiserie „Die Kommissarin“ (66 Folgen zwischen 1994 und 2006).
1991 schied der legendäre TV-Polizist Horst Schimanski (Götz George) beim Duisburger „Tatort“ aus. Im Krimi „Der Fall Schimanski“ (29. Dezember 1991) stellte ihn eine Intrige als Empfänger von Bestechungsgeld dar. Er wurde suspendiert. Auch wenn man ihm später eine Rehabilitierung anbot, hatte Schimanski „die Schnauze voll“. Mit einem Hängegleiterflug nahm der „Scheiße“-Sager nach 29 „Tatorten“ Abschied. Sein Kollege Christian Thanner (Eberhard Feik) wechselte vom westdeutschen „Tatort“ einmalig zum ostdeutschen „Polizeiruf 110“. Der Ost-Berlin-Krimi „Thanners neuer Job“ hatte im DFF Premiere (22. Dezember 1991).
Die beliebte Figur Schimanski war seitdem noch in der sogenannten Spin-Off-Reihe „Schimanski“ zu sehen (19 Folgen zwischen 1997 und 2013). Laut einem „WAZ“-Interview mit dem inzwischen 76-jährigen Götz George gibt es wohl keinen weiteren Schimanski-Fall: „Dieser Typ tritt so leise ab, wie er laut angefangen hat.“[Gregor Tholl/fm]
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