Fußballtrainer Jürgen Klopp sieht sein Engagement beim Fernsehen nicht ausschließlich positiv. Seine Rolle als Fußballexperte habe vor allem am Anfang auch Schattenseiten gehabt.
Der derzeitige Trainer des Bundesligaspitzenreiters Borussia Dortmund sagte der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstagausgabe) „Mir hat diese Fernsehsache zunächst einmal auch geschadet“. Trotz bereits geleisteter Entwicklungsarbeit bei seinem früheren Verein 1. FSV Mainz 05 habe es Schlagzeilen wie „Der Star in Mainz ist der Trainer“ gegeben. „Meine Expertenrolle im Fernsehen stellte mir das alles viel zu sehr in den Schatten. Aber die Zustimmung einer breiten Öffentlichkeit zu meinen Fernsehauftritten kann natürlich zugewissen Vorschusslorbeeren geführt haben.“
Klopp sagte, das Fernsehen verstärke in gewisser Weiße bestimmte Bedeutungsmuster: „Wir tendieren deshalb dazu, jemanden, der dort in weißem Kittel und mit Birkenstock-Schuhen herumsteht, ein medizinisches Fachwissen zuzutrauen. Das mag außerhalb des Fernsehens auch so sein, aber der Effekt verstärkt sich auf dem Bildschirm.“ Seinen Erfolg beim Fernsehen führte Klopp auf sein Redetalent zurück, das er wahrscheinlich von seinem Vater geerbt habe.
Seine TV-Zusammenarbeit mit Johannes Kerner wie auch mit Günther Jauch bezeichnete Klopp als gut. „Aber Kerner ist halt ein totaler Fußball-Maniac. Der wäre selbst Kicker geworden, wenn er das Talent für eine höhere Liga gehabt hätte. Johannes ist beim Fußball wie ein Schuljunge, der sich freut, wenn er nach der Sendung mehr weiß als vorher. Günther Jauch ist mehr der TV-Profi, weniger der Fußballer“. Außerdem gebe es bei RTL andere Zwänge: Werbezeiten, die lang sind und punktgenau laufen müssten. „Man soll da in höchstens 1:15 Minuten alles auf den Punkt bringen. Das ist bei komplexen Spielen manchmal etwas schwierig.“
Seinen Fußballkollegen beim Fernsehen zollte Klopp hohen Respekt. „Mehmet Scholl macht einen Klasse-Job. Aber wer im Moment am besten gefällt, ist Thomas Strunz bei der Spieltagsanalyse auf Sport1. Auch Thomas Helmer ist dort nicht schlecht.“ Auch für die TV-Veranstalter fand Klopp im „SZ“-Interview noch einige Tipps: „Im Live-Fernsehen sind einige Dinge besser geworden: Man sieht Eins-gegen-eins-Situationen besser, man sieht ganz individuelle Fehler besser. Ideal wäre für mich allerdings, wenn ich die normale Führungskamera hätte. Und dann noch eine Kamera, die hinter dem Tor steht und das Spielfeld in der Länge hoch schaut.“
Klopp gab aber sofort zu, dass sich viele Zuschauer nicht für eine solche Perspektive interessierten. Das sei wohl nur für Trainer interessant. „Flugkameras und Bilder von jubelnden Zuschauern bringen dagegen mir wenig. Die Bildqualität schien mir 2006 bei der WM übrigens besser als 2010. Das nur mal nebenbei.“[mw]
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