Bundestagspräsident Norbert Lammert hat die „grausame Dominanz der Unterhaltung“ in Medien kritisiert. Selbst ernste politische Themen würden zunehmend nach Unterhaltungs-Gesichtspunkten abgehandelt. Die „Heute Show“ stehe seiner Meinung nach exemplarisch für diese Entwicklung.
Bundestagspräsident Norbert Lammert hat die politische Berichterstattung der Medien im Wahljahr kritisiert und ihnen eine Tendenz zur Sensationsberichterstattung vorgeworfen. In einem Interview der „Berliner Zeitung“ (Dienstag) sagte er: „Durch die Digitalisierung und die daraus folgende Dominanz der elektronischen Medien gegenüber den Printmedien hat sich ein Vorrang von Schnelligkeit gegenüber Gründlichkeit auch in der politischen Berichterstattung entwickelt, von Schlagzeilen gegenüber Analysen, von Personalisierung gegenüber Sachthemen und eine grausame Dominanz der Unterhaltung gegenüber der Information.“
Der „fast ultimative Beleg“ hierfür sei die „Heute Show“ im ZDF, sagte Lammert. Diese finde er zwar „gelegentlich zum Brüllen komisch“ aber Politik sei eben in den wenigsten Fällen tatsächlich lustig und dürfe nicht nur als Klamauk über ein solches format betrachtet werden. Insgesamt könne man dem ZDF diesen Vorwurf allerdings nicht machen.
Er kritisierte weiter: „Es gibt viele Beispiel für die Neigung, nicht nur kritisch mit Parteien, Regierungen und Politikern umzugehen, sondern auch Menschen persönlich niederzumachen.“ Regelmäßig gebe es dann im Nachhinein selbstkritische Bemerkungen prominenter Journalisten, auch sie seien „Teil der Meute“ gewesen. „Noch schöner wäre es, wenn es solcher nachträglicher Sympathiebekundungen gar nicht bedürfte“, sagte Lammert. [dpa/ps]
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