Ein Lichtblick inmitten der zahllosen Hiobsbotschaften: Fußballfans können die Zusammenfassung der Sonntag-Spiele der Bundesliga möglicherweise künftig schon um 19.00 Uhr im frei empfangbaren Fernsehen anschauen. Allerdings müssten die Fans im Gegenzug eine bittere Kröte schlucken.
Ein entsprechendes Modell hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) bei der Ausschreibung der TV-Rechte von der Saison 2013/2014 an berücksichtigt. Das erklärte Liga-Chef Christian Seifert in der „Sport Bild“ (Mittwoch). Bedingung ist allerdings im Gegenzug, dass die traditionsreiche ARD-„Sportschau“ am Samstag um 18.00 Uhr verschwindet und dafür samstags eine sogenannte Internet-Sportschau (Beginn 19.00 Uhr) eingeführt wird. Das zweite Modell, das ausgeschrieben wird, ähnelt dem derzeit praktizierten.
„Ein Highlight-Szenario sieht vor, das die Bundesliga-Spiele am Sonntag nicht mehr erst ab 22 Uhr, sondern schon ab 19 Uhr im Free-TV zu sehen sind“, erklärte Seifert. Dies wäre ein Entgegenkommen für jene Bundesliga-Anhänger, welche die Samstag-Spiele bisher in der ARD-Sportschau verfolgten. Sollte sich das Internet-Modell bei der Rechtevergabe durchsetzen, wäre eine Samstag-Zusammenfassung im Free-TV frühestens von 21.45 Uhr an möglich.
Seifert kritisierte in diesem Zusammenhang das ZDF, dessen „Sportstudio“ seit einigen Monaten erst um 23.00 Uhr beginnt. „Dieser sehr späte Beginn des Sportstudios ist aus unserer Sicht sehr ärgerlich. Wir geben dem ZDF die Option, ab 21.45 Uhr zu senden“, betonte der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung. „Die Zuschauer müssen dem ZDF selbst mitteilen, dass sie damit nicht einverstanden sind“, fügte er hinzu.
Zumindest die Abstimmung mit den Füßen funktioniert in diesem Fall nicht. Nach einem schwachen Auftakt hatte der Mainzer Sender zuletzt auf dem späteren Sendetermin sogar eim größeres Interesse für das „Aktuelle Sportstudio“ für sich reklamiert. Die durchschnittliche Zuschauerzahl war laut Senderangaben nach der Verlegung von 2,34 Millionen in der vergangenen Saison auf 2,42 Millionen (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Die DFL will die Bundesliga-Rechte noch in diesem Jahr ausschreiben. Mit der Vergabe ist im Frühjahr 2012 zu rechnen. Neben dem bisherigen Modell mit der ARD-Sportschau vor 20.00 Uhr hat das Bundeskartellamt bereits Grünes Licht für eine Zusammenfassung des Ligageschehens im Internet signalisiert (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Zusätzlich können wie bisher alle Partien live im Pay-TV gezeigt werden.
„Wir denken aktuell über nicht mehr als zwei Szenarien für die Highlight-Berichterstattung und über zwölf Pakete nach, die die Live-Berichte beinhalten. Ob es dabei bleibt, darüber sind wir im Gespräch mit dem Kartellamt“, erläuterte Seifert. Sky-Sportvorstand Carsten Schmidt hatte sich zu den Planspielen des Ligaverbands im Interview mit DIGITAL FERNSEHEN zuletzt abwartend gezeigt. Entsprechende Veröffentlichungen seitens der Kartellhüter seien in derjetzigen Phase „keine Entscheidungen oder Bescheide, sondern Richtungen“.
Mit dieser Strategie will die DFL den Konkurrenzkampf um die Bundesligarechte neu entfachen und höhere Erlöse erzielen. Der derzeitige Vierjahresvertrag, der 2013 ausläuft, hat ein Gesamtvolumen von 1,65 Milliarden Euro. In der kommenden Saison fließen allein aus der TV-Inlandsvermarktung rund 428 Millionen Euro an die Liga.
Bereits im Januar hatte „Sportschau“-Chef Steffen Simon betont, eine Zusammenfassung der Samstagsspiele nach 20.00 Uhr komme für seinen Sender nicht in Frage (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte dagegen öffentlich mit einer Verdopplung der TV-Einnahmen für die beiden höchsten deutschen Spielklassen geliebäugelt (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
2008 hatte das Bundeskartellamt bereits das Vermarktungsmodell der DFL für die Spielzeit 2009/2010 geprüft. Damals ließ die Behörde erkennen, dass eine zeitnahe Free-TV-Highlight-Berichterstattung für die Frage der angemessenen Zuschauerbeteiligung wesentlich sei. Damals hatten es die Kartellwächter es aufgrund der damaligen Gestaltung des Vermarktungsmodells für notwendig erachtet, die Attraktivität der Free-TV-Rechte durch zeitliche Vorgaben zu erhöhen.
Die für die kommenden Spielzeiten durchgeführten Marktermittlungen des Bundeskartellamtes hätten aber ergeben, dass eine vergleichbare Vorgabe für die jetzt zu prüfenden Ausschreibungspläne der DFL nicht gerechtfertigt wäre. „Die Voraussetzungen von 2008 kann man nicht mit der heutigen Situation vergleichen. Pläne der DFL zu einem eigenen Bundesligakanal oder das ‚Kirch-Modell‘ standen diesmal nicht zur Debatte“, betonte Kartellamtschef Andreas Mundt. [ar/Peter Hübner]
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