Es ist der zweite Kieler „Tatort“ nach einer Vorlage des schwedischen Bestsellerautors Henning Mankell, es ist der zweite Einsatz von Sibel Kekilli als Polizei-Anwärterin – und das Rezept geht auf.
Das Team von der Förde liefert mit „Borowski und der coole Hund“, den die ARD am Sonntag um 20.15 Uhr zeigt, Spannung bis zur letzten Minute. Mit einem auf Bambusstäben aufgespießten Liebhaber einer jungen Frau, die sich über einen Chatroom im Internet mit zahlreichen Männern trifft, einem tödlichen Tollwut-Fall in Schweden, dessen Spur nach Schleswig-Holstein führt, und einem finsteren Racheplan bekommen es Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) und seine junge Kollegin Sarah Brandt (Kekilli) zu tun.
Viel Stoff, viel Spannung – ausreichend für eine bessere Einschaltquote als beim letzten Mal? Vor einem Monat hatte der Kieler „Tatort“, in dem damals Kekilli ihr Debüt als Ermittlerin gab, im Schnitt nur 6,17 Millionen Zuschauer. Das entsprach einem Marktanteil zur besten Sendezeit ab 20.15 Uhr von 20,3 Prozent. Der Kölner „Tatort“ der Woche zuvor hatte 7,7 Millionen Zuschauer, der Münsteraner davor sogar 10,4 Millionen.
Die Konkurrenz war damals mit der Rosamunde-Pilcher-Reihe im ZDF und einem Harry-Potter-Abenteuer auf ProSieben stark, doch sie ist es auch diesmal: Borowski und Co treten unter anderem gegen das „Traumschiff“-Jubiläum (ZDF), den Thriller „Illuminati“ (ProSieben) und „X-Men Origins: Wolverine“ (RTL) mit Hugh Jackman an.
Das ZDF-„Traumschiff“ fuhr dem Kieler „Tatort“ schon einmal davon: bei der Folge „Borowski und der vierte Mann“, die am zweiten Weihnachtsfeiertag des vergangenen Jahres 7,07 Millionen Menschen (20,8 Prozent) verfolgten – 7,45 Millionen Zuschauer schipperten derweil mit dem Kreuzfahrtschiff auf der Mattscheibe zum Panamakanal (22,0 Prozent). Es war der erste Fall, für den der beliebte Krimiautor Mankell in Deutschlands Norden morden ließ.
Zwischen dessen bekanntesten Helden, Kurt Wallander, und seinem eigenen Part sieht Borowski-Darsteller Milberg durchaus Parallelen: „Für Souveränität, eine überschätzte Eigenschaft bei Figuren, die Schauspieler darzustellen haben, ist im Leben von Wallander und Borowski kein Platz“. Doch im Gegensatz zu Borowski nehme Wallander seine Fälle „irgendwie doch auch persönlich“.
Regisseur Christian Alvart, der im Kino „Antikörper“ auf die Leinwand brachte, reizte der Stoff, „den guten alten Krimi wieder einmal an seine Genre-Wurzeln zu erinnern und den Schwerpunkt mehr auf die Thriller-Aspekte und die Figuren der Ermittler zu konzentrieren“. Alvart: „Die spannende Vorlage von Mankell triefte vor Atmosphäre und hatte eine düstere Grundstimmung…“ Er selbst habe alle Wallander-Romane verschlungen.
Eine Herausforderung bestand für die Macher auch darin, eine Verfilmung abzuliefern, die nicht wie jüngst Matthias Brandts zweiter „Polizeiruf 110“ von 20.15 Uhr auf einen späteren Sendeplatz verbannt wird. „Trotzdem erwartet der Mankell-Fan natürlich eine Reise an den Abgrund…“, erklärt Alvart. Diese Geschichte habe sich aber ganz besonders dafür geeignet, den Horror im Kopf entstehen zu lassen. „Man wird überzeugt sein, Dinge gesehen zu haben, die wir ganz bestimmt nicht gezeigt haben“.
Ein Rätsel bleibt indessen auch am Ende dieser Folge ungeklärt: Was hat es mit Sarah Brandts mysteriöser Krankheit auf sich, die diesmal sogar besonders fatale Folgen hat? Dafür erlebt man die junge Polizeianwärterin erneut als aufgeweckte Ermittlerin an der Seite ihres kauzigen und von Zahnschmerzen geplagten Chefs, dem sie auch gern Kontra gibt.
Als Borowski sie bei den Ermittlungen einmal nach draußen schickt, antwortet sie nur grinsend: „Ich fahr‘ schon mal den Wagen vor“ – in Anspielung auf Oberinspektor Derrick und dessen Assistenten Harry aus der früheren ZDF-Serie „Derrick“. Zwischen Brandt und einer Schlüsselfigur des Falls – Ina Santamaria – war es gerade zum zickigen Wortgefecht gekommen. Mit Santamaria-Darstellerin Mavie Hörbiger stand Kekilli übrigens erst jüngst für die Kino-Komödie „What a Man“ gemeinsam vor der Kamera.
[Dorit Koch]
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