Alfred Biolek (77), mit „Boulevard Bio“ zwischen 1991 und 2003 selbst langjähriger Gastgeber eines Talkformats, hat sich in einem Zeitungsinterview über den Wandel der Fernsehlandschaft und die endlose Nachfolgesuche bei der ZDF-Show „Wetten, dass..?“ geäußert.
Dass an jedem Werktag in der ARD getalkt werde, sei für ihn nicht zwangsläufig negativ: „Ich weigere mich zu beurteilen, ob das jetzt schlechter ist. Ich sage nur: Es ist anders, so wie sich in vielen Lebensbereichen die Dinge geändert haben“, sagte er dem „Tagesspiegel“ (Wochenendausgabe). Das Fernsehen habe generell viel aus den USA übernommen: „An einem Tag wird der beste Koch gewählt, am nächsten die beste Sängerin und am dritten der beste Tänzer“.
Die Schuld an der niveautechnischen Verflachung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, das sich hier stark am Privatfernsehen orientiere, gab Biolek auch der Politik. Sie habe den Senderverantwortlichen bei ARD und ZDF nie signalisiert, dass die Quote keine Rolle spiele und es wichtiger sei, dass sich ein eigenständiges öffentlich-rechtliches Fernsehen neben den Privaten etabliere. Mit seinem eigenen Entschluss, sich vom Bildschirm zurückzuziehen, habe das aber weniger zu tun: „Es kommt so ein Punkt, wo man sagt: Jetzt musst du aufhören“, so Biolek.
Auch der Wirbel um die Nachfolgesuche bei „Wetten, dass..?“ lasse ihn diesbezüglich eher kalt: „Ich lese in der Zeitung, dass Hape Kerkeling und andere abgesagt haben, und nehme das zur Kenntnis. Ich habe 40 Jahre lang in diesem Medium gearbeitet, also lese ich es, aber es interessiert mich nicht besonders. Ich denke: Dann sollen sie die Sendung eben absetzen“.
Biolek ist seit 1979 mit der eigenen Pro GmbH hinter den Kulissen der Medienbranche aktiv. Er betreut unter anderem Dirk Bach und Ralph Morgenstern und entwickelte und produzierte Sendungen wie „Nightwash“, „Kaffeeklatsch“, „Menschen bei Maischberger“ und die Sitcom „Lukas“. Außerdem ist er seit Oktober 1990 als Honorarprofessor an der Kunsthochschule für Medien in Köln tätig. Der studierte Jurist engagiert sich außerdem im Bereich Kleinkunst und Unterhaltung und stand zuletzt im Musical „Monty Python’s Spamalot“ als Historiker auf der Bühne.
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