Die elfte Staffel von Big Brother steht in den Startlöchern: Ab Montag werden 92 Kameras und unzählige Augenpaare auf die neuen Bewohner gerichtet sein. Aber wie fühlt sich das Leben unter Beobachtung eigentlich an? Ein Probewohnen.
Durch eine blaue Tür geht es von der Freiheit direkt ins Wohnzimmer. Erster Eindruck: Das neue „Big Brother“-Haus sieht aus wie ein Süßwarenladen. Egal, wohin man blickt – alles ist bunt. Trotzdem begleitet ein mulmiges Gefühl die ersten Schritte in den „Container“ – während der nächsten Stunden sind 92 Kameras auf den Besucher gerichtet.
Ein anstehender Besuch im „Big Brother“-Haus ist respekteinflößend. Schließlich wird dort aus allen Winkeln beobachtet und gelauscht. Dementsprechend penibel achtet man morgens auf sein Äußeres: Sind die Socken frei von Löchern? Ist da noch ein Preisschild am T-Shirt? Wird man auch auf der Toilette beobachtet? Lieber schnell noch einmal vorher gehen! Die Sorgen sind aber etwas übertrieben. Das Probewohnen vor Beginn der neuen „Big Brother“-Staffel dauert schließlich keine 100 Tage, sondern nur ein paar Stunden.
Wenig später steht der Probebewohner nicht mehr vorm Spiegel, sondern vor einer der verspiegelten Scheiben, die in die Wände eingelassen sind. Hinter ihnen werden ab Montag die Kameraleute von RTL 2 stehen und die wirkliche TV-WG filmen. Im Haus riecht es nach frisch verlegten Böden, aus der hinteren Ecke des Gartens kräht ein Hahn. Scheinwerfer leuchten die Szenerie auf 471 Quadratmetern perfekt aus und sorgen obendrein für eine Temperatur, die Kopfschmerzen bereitet.
Die anfänglichen Gedanken an die ständige Beobachtung verfliegen recht schnell – spätestens als einer der neuen Mitbewohner ankündigt: „Ich würde dann jetzt mal kacken gehen.“ Je intensiver die Gruppe miteinander agiert, desto weiter rücken die neugierigen Augen, die auf sie gerichtet sind, in den Hintergrund. Schon nach wenigen Minuten findet man sich in seiner neuen Situation zurecht. Die Mitbewohner gewinnen an Bedeutung – und schon drehen sich die Gespräche auch um Privates: Die Arbeit, den Partner oder die Wohnsituation in der wirklichen Welt.
Interaktion ist ohnehin das Einzige, was den Kandidaten in der neuen Staffel bleiben wird: Es gibt weder Fernsehen noch Radio, es herrscht striktes Handy- und Laptopverbot – selbst schlafen wird keiner der Bewohner dann dürfen, wenn ihm danach ist. Alles ist auf die Beschäftigung mit den Mitbewohnern ausgerichtet. Dadurch entsteht überhaupt erst das, was „Big Brother“ für Zuschauer interessant macht: Freundschaft oder Liebe genauso wie Neid, Missgunst und Hass.
Die persönlichen Gespräche bekommen bei der elften Auflage der Reality-Show eine zusätzliche Bedeutung: Jeder der 15 Bewohner zieht mit einem Geheimnis bei „Big Brother – The Secret“ ein. Dies muss er wahren, idealerweise bis zum Ende der Staffel nach über drei Monaten. Wenn das Geheimnis eines Bewohners aufgedeckt wurde, so ist diese Person für den Auszug nominiert – der Rauswurf droht, die Chance auf 100 000 Euro Preisgeld schwindet.
Am frühen Abend ist der Spuk vorbei, der Probebewohner darf das Haus verlassen. Auf dem Weg durch die Büroräume von RTL 2 nicken ihm unbekannte Gesichter zu. „Die waren von der Regie“, sagt einer. Ihnen könnte die verzerrte Stimme gehören, die den Bewohnern Anweisungen aus dem Off erteilt. Menschen, die man noch nie gesehen hat: Sie haben stundenlang den Gesprächen gelauscht und dem Treiben im Haus zugeschaut. Sie konnten die Bewohner ein wenig kennenlernen, sich über sie austauschen und urteilen. Das mulmige Gefühl kehrt zurück. [Benno Schwinghammer/ar]
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