Mindestens zwei Generationen verbinden ihre Kindheit mit den Abenteuern der „Biene Maja“, die Josef Göhlen Mitte der 70er Jahre auf die deutschen TV-Bildschirme gebracht hat. Im Interview spricht Göhlen über die Anfänge der Zeichentrickserie und wieso ihm die kleine Honigbiene auch Ärger einbrachte.
100 Jahre begeistert die „Biene Maja“ bereits ihre kleinen und großen Fans. Die Figur selbst stammt zwar aus der Feder von Waldemar Bonsels, doch das die kleine Biene die Fernseher erobern konnte, dass verdankt sie Josef Göhlen. Er war es auch, der Maja ihre beiden wohlbekannten Freunde, den faulen Willi und Grashüpfer Flip, zur Seite stellte, denn in der Kinderbuchvorlage tauchen beide Figuren gar nicht auf. Die TV-Serie machte Göhlen berühmt, in den Medien wurde er auch als „Insektenjupp“ bezeichnet. So viel Ehre ihm die abenteuerlustige Honigbiene auch einbrachte, sie sorgte auch für Ärger.
Sie haben dafür gesorgt, dass wir mit Maja, Willi und Flip aufwachsen konnten. Wie kam es denn dazu?
Josef Göhlen: Ich hatte vorher ja schon „Wicki und die starken Männer“ als deutsch-österreichisch-japanische Koproduktion gemacht. Damals drängten die Japaner auf den europäischen Markt und suchten deutsche Stoffe für Fernsehserien. Und da fiel mir ein, dass ich noch ein Buch in der Schublade hatte, das „Biene Maja“ hieß und das ich eigentlich bis dahin noch nicht aus der Schublade holen wollte. Wir wollten eine Mischung machen aus Manga und europäischem Geschmack. Das war etwas ganz Neues.
Weshalb wollten Sie das Buch denn erst nicht aus der Schublade holen?
Göhlen: Sie müssen die Zeit bedenken. Es waren die Nachwehen der 68er-Revolution. Diese brave Biene, die mit der Geschichte von Waldemar Bonsels zusammenhing, die war nicht populär damals. Bonsels hatte damals schon den Ruf, er hätte mit den Nazis kooperiert. In der Zeit des Antiautoritären war Maja einfach nicht so beliebt.
Und warum wollten Sie Maja dann doch ins Fernsehen bringen?
Göhlen: Der Stoff war zwar nicht so beliebt, aber die Figur war doch gut und die Geschichten waren doch gut. Mir gefiel einfach diese Figur sehr und das, was sie da auf der Wiese anstellt. „Biene Maja“ ist einfach eine gute Comic-Figur. Und deshalb haben wir es gewagt – und das hat sich ja dann auch gelohnt. Wir haben diese Biene dann etwas anders – ein bisschen emanzipierter und antiautoritärer – gestaltet.
Majas besten Freund Willi gibt es in Bonsels‘ Buch gar nicht. Wie haben Sie die Figur, die inzwischen ja Kultstatus erreicht hat, entwickelt?
Göhlen: Die Idee kam von mir. Wir haben die Figur zusammen mit Grafikern in Los Angeles entwickelt. Drei Tage haben wir die Biene gezeichnet und immer wieder umgezeichnet, bis wir einen Comic-Charakter hatten. Synchronsprecher Eberhard Storeck hat dann dafür gesorgt, dass wir eine runde Figur bekommen haben: den faulen Willi. Er und Flip, den wir ja auch dazu erfunden haben, das sind schon meine Lieblingsfiguren in der Serie.
Sie haben neben der „Biene Maja“ auch noch andere Serien auf den Markt gebracht wie „Wickie und die starken Männer“, um nur ein Beispiel zu nennen. Welchen Stellenwert nimmt die „Biene Maja“ in dieser Reihe ein?
Göhlen: Die „Biene Maja“ hat mir viel Ehre eingebracht, aber auch viel Ärger. Ehre, weil ich damals in der Presse der „Insektenjupp“ hieß. Ärger hat sie mir gebracht, weil der „Stern“ einmal einen Artikel gebracht hat, in dem er mir vorwarf, ich würde die Kinder mit der Serie zur Flucht aus der Wirklichkeit verführen. Die Zeit war damals eben sehr aufregend und antiautoritär. Es ging um Realismus und Sozialkritik und damit hat Maja natürlich nichts zu tun. Wir wollten die Kinder einfach nur unterhalten.
Das ZDF will im kommenden Jahr neue Maja-Folgen in 3D auf den Markt bringen. Was halten Sie davon?
Göhlen: Für mich ist es nicht ganz verständlich. Das alte Programm läuft sehr gut. Aber es geht darum, das Programm nochmal zu verkaufen. Die alte Maja ist schon auf der ganzen Welt verkauft. Es überlebt aber das, was liebenswert erzählt ist. Alles andere sind Zeiterscheinungen, die nicht ewig halten.
Vielen Dank für das Gespräch!INTERVIEWs im Überblick
[Interview: Britta Schultejans/fm]
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