Das RTL-2-Format „Tatort Internet“ beschert den deutschen Medienhütern eine Flut von Zuschauerbeschwerden. Das teilte die saarländische Landesmedienanstalt LMS als Betreiberin des Internet-Serviceportals www.programmbeschwerde.de mit.
Dr. Gerd Bauer, Direktor der Landesmedienanstalt Saarland (LMS), sagte, die Mehrheit der Zuschauer kritisierten in ihren Eingaben, es würden in unverantwortlicher Weise minderjährige Opfer von sexueller Belästigung gezeigt und zu ihren Erlebnissen befragt, wobei auch vor intimen Fragen nicht Halt gemacht werde.
Andere befürchteten, die umfangreichen Informationen über die vermeintlichen Täter könnten dazu führen, dass nicht nur die zuständige Polizei und Justiz die Personalien dieser Personen herausfinden, was ja deren Aufgabe sei, sondern dass in einem Rechtsstaat, in dem die Unschuldsvermutung gilt, eine Fernsehhetzjagd auf möglicherweise Unschuldige ausgelöst werde.
Ob durch die öffentliche Zurschaustellung der jugendlichen Opfer wie der Täter Aufklärung und Hilfe für die Opfer erreicht werden könne oder nur Befriedigung der Sensationsgier mancher Zuschauer, sei sicher ebenfalls zu bedenken, führte Bauer an. „Solche Sendungen, die ja durchaus ein aufklärerisches Ziel verfolgen, dürfen außerdem nicht zu einer pauschalen Verteufelung des Internets führen“. Wichtig sei sachliche Aufklärung und die konsequente Verfolgung von Straftaten durch die dafür zuständigen Stellen.
Die TV-Produzentin Danuta Harrich-Zandberg von Diwafilm hat wegen der umstrittenen RTL-2-Sendung „Tatort Internet“ nach eigenen Angaben Morddrohungen erhalten (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Auch Co-Moderatorin Stephanie zu Guttenberg wurde bedroht. Das umstrittene Format läuft seit Anfang Oktober auf dem Privatsender.
Inzwischen prüft laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa vom Donnerstag auch die für den Privatsender zuständige Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, ob bei dem Format medienrechtliche Vorgaben eingehalten werden. Die Landesanstalt sei aufgrund der Vorberichterstattung über die Sendung von sich aus aktiv geworden. Dabei gehe es vor allem um Jugendschutz sowie um die Persönlichkeitsrechte von Opfern und mutmaßlichen Tätern.
Update 15.07 Uhr: Letzter Absatz zu eingeleitetem Prüfverfahren der Hessischen Landesmedienanstalt ergänzt[ar]
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