Die Quoten von „Gottschalk live“ sind weiterhin im Keller. Jetzt schlägt der Geschäftsführer der Produktionsgesellschaft Bavaria Film, Matthias Esche, der ARD Alternativen zur schwächelnden Vorabendshow im Ersten vor.
Esche verfolgt damit eigene Interessen, denn seine Firma verlor erst kürzlich den Klassiker „Marienhof“ am ARD-Vorabend. Für den Sendeplatz um 18.50 Uhr, der bei der ARD unter dem Motto „Heiter bis tödlich“ läuft, bereitet die in München ansässige Bavaria derzeit zwei neue Serien vor.
„Die Freunde fiktionaler Unterhaltung sind der Auffassung, dass die ARD in Bereichen, die durch Werbung finanziert werden, Programme einsetzen sollte, die wiederholungsfähig sind“, sagte Esche, seit 2006 im Amt, in einem Interview. Wiederholungsfähig sind aus seiner Sicht allerdings Serien eher als Talks. „Die ARD wäre also nicht schlecht beraten, fiktionale Programme dort einzusetzen, zumal sie von einer klugen Steuerung der Verwertung profitieren könnte“, empfiehlt der Geschäftsführer.
Derweil bereitet die Bavaria Film neue Produktionen für den ARD-Vorabend und den Sendeplatz um 18.50 Uhr vor. „Ich akzeptiere die ARD-Entscheidung, den Vorabend neu zu gestalten“, sagte Esche über den „Marienhof“-Verlust. Die ARD ist über ihre Landesrundfunkanstalten zu großen Teilen an der GmbH beteiligt: Die WDR Mediagroup in Köln hält 33,35 Prozent, die SWR Holding in Stuttgart 16,67 Prozent.
„Die Bavaria hat vier neue Serien in der Vorbereitung, eine entfällt im Stil der „Rosenheim Cops“ auf das ZDF, der Arbeitstitel lautet „Garmisch Cops“, eine weitere auf RTL und zwei auf die dritte Runde des neuen ARD-Vorabends. Die Serien heißen „Betrug macht klug“ und „Hundt und Katzer“ – sie sollen von den Bavaria-Töchtern Askania Media und Saxonia Media produziert werden – aber die finale Entscheidung steht noch aus“, sagte Esche.
Die Schieflage der ARD-Filmeinkaufsorganisation Degeto, die über Jahre mehr Filme, als der Etat es erlaubte, produziert hat, will Esche nicht überbewertet wissen. „Wir sprechen in diesem Zusammenhang von einer vorübergehenden Auftragsverkürzung – das ist die Degeto-Delle“, sagte der gebürtige Lübecker.
„Die Degeto aber sehe ich nicht als Hauptproblem. Bei den Sendern findet eine Priorisierung statt. Die Mittel werden immer knapper. Ein Beispiel: Der Mitteldeutsche Rundfunk gibt bei uns nur noch vier statt früher sechs Filme aus den Reihen „Polizeiruf 110“ und „Tatort“ in Auftrag. Das ist der Ausdruck eines Sparwillens, der aber nichts mit der Qualität der gelieferten Programme zu tun hat.“
Insgesamt befinde sich die Bavaria auf gesundem Boden. „Wir haben im Geschäftsjahr 2011 rund 230 bis 250 Millionen Euro umgesetzt“, sagte Esche. „Alle vier Geschäftsbereiche schreiben ein Plus: die Produktion, Rechte und Lizenzen, Dienstleistungen sowie Homevideo.“ Fürs Kino seien fünf bis sechs neue Filme geplant. „Fürs Fernsehen wollen wir übrigens einen fiktionalen Dreiteiler über den Ersten Weltkrieg mit Urs Egger produzieren. Und auf meiner persönlichen Wunschliste steht für die Zukunft auch die Geschichte von Feldherr Wallenstein, die ich für höchst aktuell halte, ganz oben.“[dpa/su]
Bildquelle:
- Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com