„Barry“: Netflix zeigt Original über Barack Obama

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Kurz bevor Donald Trump sein Amt übernimmt, macht der Streamingdienst Netflix ein Biopic über Barack Obama verfügbar, das den US-Präsidenten in seiner Studentenzeit zeigt. Dabei zeichnet „Barry“ einen Obama, den man bisher noch nicht kannte.

Er raucht eine Zigarette nach der anderen, ist introvertiert und mag keine Partys. Genannt wird er Barry. So muss Barack Obama wohl vor 35 Jahren als junger Student gewesen sei, lange bevor er in die Geschichte einging als erster afroamerikanischer Präsident der USA. Knapp einen Monat vor Ende seiner Amtszeit wagt sich der Online-Streamingdienst Netflix mit der Eigenproduktion „Barry“ (16. Dezember) an eine biografische Erzählung über Obamas prägende Studentenjahre in New York.

Barry (gespielt von Devon Terrell) ist ein ganz normaler junger Mann. 1981 kommt er in New York an, um an der Columbia University zu studieren. Er zieht in eine Wohnung in Morningside Heights, unweit vom Campus, aber Welten entfernt: Kriminalität und Armut bilden die Kulisse seines neuen Lebens. Auf dem Basketballplatz in seiner Nachbarschaft fühlt er sich zuhause, auf seiner Elite-Uni nicht. In seiner Klasse ist er der einzige, der keine weiße Hautfarbe hat.
 
Und so trifft die Realität eines geteilten Amerikas, die Trennung zwischen weiß und schwarz, reich und arm, Barry hart. Und er passt – mit seiner weißen Mutter und seinem kenianischem Vater – nirgendwo rein. Bei Feierlichkeiten seiner Klassenkameraden fühlt er sich unwohl, ebenso auf Partys im tiefsten Harlem, das Zentrum afroamerikanischem Lebens in New York. Mit seiner Identitätskrise wachsen auch die Probleme zwischen ihm und seiner weißen Freundin Charlotte (gespielt von Anya Taylor-Joy).
 
„Ich habe mir vorgestellt, dass seine Zeit an der Columbia eine ausschlaggebende Phase seines Lebens gewesen sein muss“, sagt der Regisseur des Films, Vikram Gandhi, über den späteren US-Präsidenten. „Barry“ zeigt einen jungen Obama auf der Suche nach seinen schwarzen Wurzeln. Seinem Vater in Kenia schreibt er Briefe. Doch bevor er ihm einen Besuch abstatten kann, stirbt er überraschend – ein schwerer Schlag.
 
Im Film wird Barry von Freunden „invisible“ genannt, „unsichtbar“, wegen des Romans „Der unsichtbare Mann“ von Ralph Ellison, den er liest. Doch so empfanden ihn auch die Filmemacher: Es gebe sehr wenig Informationen über Obama aus dieser Zeit, erklärt Gandhi. „Er war wie ein Geist.“ Wenige Menschen aus seinem Columbia-Umfeld erinnerten sich an ihn. Obama selber schreibt in seiner Autobiografie, „Ein amerikanischer Traum“: „Ich war in meiner Einsamkeit zu bequem, es war der sicherste Ort, den ich kannte.“
 
Und so zeigt „Barry“ einen Obama, den man eigentlich nicht kennt. Er hat noch nicht die Gravitas des späteren Präsidenten, der mit seinem „Yes we can“ etliche Menschen inspirierte. Er hat auch noch nicht den Charme und das Selbstbewusstsein, mit dem er vor einem Millionenpublikum oder in Youtube-Videos Menschen in seinen Bann zieht. „Barry“ zeigt ihn als unsicheren, eher unscheinbaren jungen Mann. „Ich hatte keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen würde“, schreibt Obama über diese Zeit.
 
Doch das macht die Netflix-Produktion gerade spannend. Mit viel Einfühlsamkeit meistert Terrell die große Herausforderung, eine derart bekannte Persönlichkeit zu spielen. Auch Taylor-Joy – deren Figur Charlotte mehrere Frauen als Vorbild hat, die Obama als Student kannte – überzeugt mir ihrer Reife und kecken Art.
 
Zunächst ist der junge Obama fast enttäuschend, der Film hat wenig Handlung. Doch „Barry“ entwickelt sich zu einer tiefgründigen Suche nach den Ursprüngen des Barack Obamas, der Amerika später verändern würde. Gandhi sagt, durch die Geschichte Obamas an der Columbia University könne man erzählen, „wie bestimmte Erfahrungen den Weg ebnen können, dass ein gewöhnlicher Mensch eines Tages eine ungewöhnliche Person wird“. [Gioia Forster/kw]

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