Der Kommissar Kurt Wallander aus der Feder des schwedischen Autors Henning Mankell ist Kult. Auch die Wallander-Verfilmungen sind sehr beliebt. Aus der Reihe „Mankells Wallander“ mit Krister Henriksson als Kommissar bringt die ARD an Pfingsten die Fälle 25 und 26.
Kurt Wallander ist ein Kult-Kommissar. Der schwedische Bestsellerautor Henning Mankell schickte seinen ebenso intuitiv-menschlichen wie problembehafteten Polizisten erstmals 1991 literarisch auf Verbrecherjagd; 2009 beendete er mit dem zehnten originären Wallander-Fall den Roman-Zyklus. Doch viel häufiger war der Kommissar der Kripo des südschwedischen Städtchens Ystad bereits im Fernsehen zu sehen – mit unterschiedlichen Darstellern und auch mit etlichen Fällen, die meist nichts mit den Romanen gemein haben, sondern großteils von Mankell eigens fürs TV geschrieben wurden.
Dazu gehört beispielsweise die Krimireihe „Mankells Wallander“, eine internationale Co-Produktion, an der die ARD-Filmtochter Degeto beteiligt ist. Zu Pfingsten zeigt das Erste die Fälle 25 („Inkasso“, 12.6., 21.45 Uhr) und 26 („Die Zeugin“, 13.6., 21.45 Uhr), die das Ende der zweiten Staffel markieren – eine dritte sei bereits in Planung, heißt es von der ARD.
Krister Henriksson spielt hier den Kommissar Wallander – und unterscheidet sich in Statur wie Verhalten deutlich von der Romanvorlage und deren Verfilmungen. So hat Rolf Lassgård in seinen neun schwedischen Krimis den Kampf Wallanders gegen das Übergewicht, den Alkohol, die Einsamkeit und die Verzweiflung so stark thematisiert, dass die Kriminalfälle teilweise dahinter zu verschwinden schienen.
Der Shakespeare-Mime Kenneth Branagh versuchte sich in bislang sechs BBC-Produktionen als Engländer an der sehr schwedischen Rolle – und überzeugte ebenfalls mit seiner Darstellung der Wallanderschen Verlorenheit und (Selbst-)Zweifel.
Henrikssons Wallander hat auch diese Zweifel, diese Betroffenheit, dieses Mitleiden, wenn er wieder mal vor unfassbaren Gräueltaten steht. Doch wirkt er insgesamt stabiler, im Leben gefasster, weniger an der Grenze zum emotionalen Untergang.
Doch die beiden aktuellen Fälle gehen ihm auch wieder stark an die Substanz: „Inkasso“ ist vordergründig ein Krimi im Milieu der Inkassoschläger-Szene, doch eigentlich geht es um die beiden jungen Polizisten Isabell (Nina Zanjani) und Pontus (Sverrir Gudnason), die mächtig unter Druck geraten. Bei den Ermittlungen zu einem tödlichen Raubüberfall auf eine Kampfsportlerin wird die Polizeianwärterin nämlich von ihrer Vergangenheit eingeholt: Sie trifft auf ihren Ex-Freund Patrik (Emil Forselius), für den sie mal Drogen in den Knast geschmuggelt hat. Ein düsteres Geheimnis.
Isabell vertraut sich ihrem Kollegen Pontus an – für beide ist klar: Sie müssen das geheim halten, denn wenn ihr Chef Wallander davon Wind bekommt, ist die Polizeikarriere für Isabell beendet. Doch Patrik will seine alte Liebe unbedingt zurückhaben und plötzlich wird er vor ihrer Haustür umgebracht – Verdächtige Nummer eins ist natürlich die Polizeianwärterin.
Beim Fall „Die Zeugin“ steht ebenfalls Wallanders Team im Fokus: Die Staatsanwältin Katarina Ahlsell (Lena Endre), Wallanders heimliche Liebe, soll durch eine Bombe getötet werden, doch stattdessen wird Wallander leicht verletzt. Drahtzieher ist wohl der Verbrecher Filip Pasalic (Håkan Paaske), den die Juristin wegen modernen Sklavenhandels mit illegalen Arbeitern ins Gefängnis bringen will. Als bei einem Unfall auf einer Baustelle voller Illegaler zwei Arbeiter sterben, gibt eine zwölfjährige Zeugin Wallander einen entscheidenden Tipp – doch damit werden der Kommissar und das Mädchen selbst zur Zielscheibe der Verbrecher.
Unter dem Eindruck der Gewalt ziehen sich Zeugen zurück, die Staatsanwältin resigniert – was bleibt, ist ein Gefühl der Niederlage. Gerade für Wallander, „der am Ende alles zu verlieren scheint: den Kampf gegen das Verbrechen, seine große Liebe und sogar seinen Hund“, wie die ARD dazu schreibt. [Patrick T. Neumann]
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