Berlin – Die deutsche TV-Nation muss sich ein anderes Ritual vor dem Schlafengehen suchen.
Den Blick in die „Harald Schmidt Show“ wird es im nächsten Jahr nicht mehr geben. Der Moderator und Produzent lege nach acht Jahren eine „Kreativpause“ ein, teilte Schmidts Haussender Sat.1 am Montag überraschend mit. Es sei aber vereinbart worden, Gespräche über eine zukünftige Zusammenarbeit zu führen. „Ich habe Sat.1 viel zu verdanken und bleibe dem Sender auch weiterhin sehr verbunden“, gab der Moderator noch ein Hoffnungsfünkchen.
Nach Aussage von ProSiebenSat.1-Konzernsprecherin Katja Pichler war es die alleinige Entscheidung des Entertainers, die man beim Sender sehr bedaure. Die Vertragsverhandlungen hätten sich bereits längere Zeit hingezogen. Schmidts eigene Produktionsfirma Bonito blieb dagegen stumm: „Kein Kommentar“ hieß es aus Köln, wo die Mitarbeiter am Vormittag über die neue Entwicklung unterrichtet worden waren.
Spekulationen über den Zusammenhang mit dem Rauswurf des ehemaligen Sat.1-Geschäftsführers und Schmidt-Freundes Martin Hoffmann wurden von der Konzernsprecherin in München zurückgewiesen. Ebenso wie ein Zusammenhang mit den Rechenspielen des neuen ProSiebenSat.1-Haupteigentümers Haim Saban, der alle Sendungen auf ihre Kosten überprüfen lässt.
Die Verbindung zwischen Schmidt und dem geschassten Hoffmann gilt als eng. Noch im Sommer hatte das Duo verkündet, dass Schmidt nach der Sommerpause statt vier nun fünf Mal die Woche antritt. Schmidt wurde dabei nicht müde, das gute Verhältnis zu seinem „Kuschelsender“ zu loben. „Zwischen mich und Sat.1 passt kein Blatt Papier.“
Das scheint sich nun geändert zu haben. Am Donnerstag, nachdem bekannt wurde, dass künftig der Schweizer TV-Pionier und ehemalige Moderator Roger Schawinski das Ruder beim Sender übernehmen werde, hatte Schmidt in seiner Sendung gesagt, ein „Chef, der so toll aussieht, das wird eng für Kai Pflaume. Ich glaube, dass er bald eine eigene Show macht. Nur die Kasse zählt oder so“.
Schawinski selbst hatte in einem „Spiegel“-Interview gesagt, Schmidt sei der erste gewesen, den er am Tag nach seiner Berufung angerufen habe. Auch könne er sich vorstellen, als Gast in der „Harald Schmidt Show“ zu erscheinen. Dazu wird es nun nicht mehr kommen. Schawinski wollte nach seiner Aussage dem Sender zu mehr Profil durch Personalisierung verhelfen – einen seiner prominentesten Köpfe hat er nun verloren. [fp]
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