Drei kleinere Parteien fordern ein Fernseh-Duell auch mit Kanzlerin und SPD-Herausforderer. Bisher waren ein Schlagabtausch von Merkel und Schulz und einer mit FDP, Grünen, Linker und AfD geplant. Für eine weitere Sendung laufen die Planungen schon seit dem Frühjahr.
Kurz vor der Bundestagswahl plant das ZDF mit der ARD eine Diskussionsrunde mit allen Spitzenkandidaten der Parteien, die Chancen auf den Einzug ins Parlament haben. „Die kleineren Parteien haben sich an uns gewandt mit der Bitte, nicht nur auf die großen über das (Kanzler-)Duell zu gucken, sondern die kleinen auch zu berücksichtigen“, sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut am Freitag nach einer Sitzung in Mainz. „Das werden wir erfüllen.“ Je nach Umfragewerten würden also FDP und AfD hinzukommen. Die Runde, zu der auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Herausforderer Martin Schulz eingeladen sind, ist für den 21. September (22.00 Uhr) geplant.
Zu der Runde vor vier Jahren seien die Spitzenkandidaten der großen Parteien allerdings nicht gekommen, sagte Bellut. Die Spitzenkandidaten von Grünen, der FDP und der Linke hatten eine TV-Debatte mit den Parteien gefordert, die Chancen auf Einzug ins Parlament haben. Der Mainzer Sender verwies darauf, dass ARD und ZDF schon im April die Bundestagsparteien für die Sendung am 21. September eingeladen hätten – auch AfD und FDP seien gebeten worden, sich den Termin vorzumerken. Merkel und Schulz treffen am 3. September bei ARD, ZDF, RTL und Sat.1 zum Duell aufeinander. Der Privatsender Sat.1 plant außerdem einen Vierer-Schlagabtausch vor dem Kanzlerduell mit Spitzenvertretern der Grünen, der Linken, der FDP und der AfD.
Wegen der Unsicherheit bei den Übertragungsrechten für die Fußball-Champions-League plant das ZDF schon Alternativen für das nächste Jahr. „Wir richten uns darauf ein, dass wir die Rechte nicht bekommen. Wir müssen Programme haben, um sie ab Mitte nächsten Jahres auf den Plätzen, auf denen jetzt Fußball läuft, ausstrahlen zu können“, sagte Bellut. Das ZDF will dann auf den Sendeplätzen vermehrt Fiction, das „Aktenzeichen XY“ („da wird es sicherlich eine Ausgabe mehr geben“), das „Auslandsjournal“ und Dokus zeigen. Der wichtigste europäische Wettbewerb ist von 2018 an voraussichtlich komplett im Pay-TV-Bereich zu sehen.
Der ZDF-Intendant stellte sich angesichts der Debatte über einen Film zum Thema Antisemitismus bei Arte vor den Programmdirektor des Partnersenders: „Die gute Leistung von Arte auch beim Thema Antisemitismus – da gab es unzählige Beiträge zu dem Thema – ist auch ein Verdienst des Programmdirektors Alain Le Diberder“, sagte Bellut. „Ich möchte hier eindeutig sagen, dass ich seine Arbeit außerordentlich schätze.“ Das ZDF will das Thema unabhängig von der aktuellen Diskussion in einigen Monaten selbst im Programm aufgreifen.
Die Autoren des Films, der unter Verschluss gehalten wird, hatten sich laut Arte nicht wie verabredet mit dem wachsenden Antisemitismus in Europa beschäftigt, sondern meist im Nahen Osten gefilmt. Der Film entsprach dem Sender zufolge nicht dem genehmigten Projekt. Der WDR hat die redaktionelle Verantwortung. Angesichts von Kritik an dem Film sagte Bellut: „Ich bin mir ganz sicher, dass der WDR und Arte darauf in angemessener Form reagieren.“[Oliver von Riegen]
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